These New Puritans - Crooked wing


 

Sechs Jahre Funkstille und dann das: Ein Album, das klingt, als hätten Jack und George Barnett beschlossen, die Kirchenorgel aus dem Dorf ihrer Kindheit in ein futuristisches Klanglabor zu schleppen. Das fünfte Album des Duos aus Essex kein Werk für den schnellen Konsum, sondern ein Ritual: zehn Stücke, die zwischen sakraler Erhabenheit und industrieller Kälte pendeln. Wer hier einen Refrain sucht, darf gleich wieder gehen, denn die Barnetts schreiben lieber Kapitel als Songs.

Der Einstieg mit "Waiting" eine Einladung ins Halbdunkel: Sopran, Orgel, Glocken... Kate Bushs „50 Words for Snow“ lässt grüßen, nur mit mehr gotischem Ernst. Danach läuten die Glocken buchstäblich: "Bells" sich sieben Minuten lang wie ein Prozessionszug durch vibrierende Klangflächen, bevor Jack Barnett seine Stimme erhebt – irgendwo zwischen Mark Hollis und einem Mönch, der zu viel Dark Wave gehört hat.


Das Herzstück? Vielleicht "Industrial love song", ein Duett mit Caroline Polachek, das so innig beginnt, dass man fast vergisst, dass es eigentlich von verliebten Baukränen handelt. Zuvor wird es mit "A season in hell" (aktuell mein Lieblingssong auf dem Album, vermutlich weil er mich an das von mir verehrte "We want war") düster, während "Wild fields" (mag ich auch gerne) den Soundtrack für den Moment liefert, in dem im Horrorfilm das Licht ausgeht. Und ja, das Titelstück klingt tatsächlich wie Talk Talk auf einer Messe in einer englischen Landkirche.


Leider, nicht alles sitzt perfekt: Der Mittelteil mäandert gelegentlich ziellos, und manche Stücke wirken wie Skizzen für einen nie gedrehten Arthouse-Film. Aber das gehört zum Konzept: „Crooked Wing“ ist weniger Album als Zustand – irgendwo zwischen Ambient, Art-Rock und einer sehr britischen Form von Größenwahn. Wer Radiohead, Steve Reich oder Xiu Xiu mag, wird sich hier wohlfühlen. Alle anderen sollten sich warm anziehen, aber These New Puritans haben ihre Hörer ja noch nie schonen wollen. 


Crooked Wing promises to be a career highlight, then doesn’t quite deliver. Its first half is consistently astonishing, but its final third dips a little too far into the cryptic and lugubrious. The weary chorales of “The Old World,” or “Goodnight,” a moody ECM-ish jazz with curiously scrambled vocals, lack the overt beauty or spikiness that characterises the album’s best moments, and give the album the sense of a slow, extended fade out. Still, Crooked Wing is an achievement, both as a stand-alone statement, and another point in their journey. Its craft and discipline hint that their arc may yet rise higher.

(Pitchfork)

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