Oliver, es ist Ende November, hast du deine 30 Lieblingsplatten des Jahres 2024 schon ausgewählt und in eine Reihenfolge gebracht? Ich hoffe...


Oliver, es ist Ende November, hast du deine 30 Lieblingsplatten des Jahres 2024 schon ausgewählt und in eine Reihenfolge gebracht? Ich hoffe nicht, denn ich habe da noch einen Kandidaten für dich!

Humdrum kombinieren Boy/Girl-Gesang, schrammelnde Gitarren, zuckersüße Melodien im Sinne von Jangle-Pop, C86, Sarah Records sowie Shoegaze und verzieren es noch mit einem schönen Keyboard-Schleifchen. Packe beispielsweise „See Through You“, „There And Back Again“ oder „Eternal Blue“ (alle unten zum Anhören) in eine Playliste mit Songs von The Pains Of Being Pure At Heart, The Cure, Shout Out Louds sowie The Jesus And Mary Chain und sie fallen nicht negativ auf.    

Humdrum ist das Projekt von Loren Vanderbilt III., einem queeren Künstler aus Chicago, der sich auf dem Debütalbum „Every Heaven“ auf einen nostalgischen Trip in die 80er/frühen 90er Jahre begibt begibt. 

Auf „Every Heaven“ von Humdrum ist alles eher himmlisch als eintönig. Das Album ist über Slumberland Records auf blue Vinyl erhältlich. 


 


Granted, the songs on Every Heaven may have a ring of overriding familiarity about them (and indeed there are a few moments on some of them where you get that nagging feeling that you’ve come across that melody before) but that’s a minor and rather trivial issue, given that all ten songs are pure shameless indie pop perfection of a kind that has been sadly lacking for too long now. Indeed, sometimes it’s a welcome tonic and a refreshing antidote to much of the everyday sounds that have been assaulting our ears with so much relentlessness.
So who really cares if Every Heaven is unashamedly retrogressive and harking back to a long-gone era in some ways? Certain genres will always remain timeless and ultimately transcend all fads and trends regardless of whether they’re still ‘cool’ or not. On the strength of these sparkling pop confections collected together on this impressive debut, Loren Vanderbilt III certainly knows a thing or two about combining bittersweet sentiments with infectious choruses whilst harbouring a genuine passion for crafting brilliant tunes that proudly have all his musical influences on display.


 


Driven percussion intensity propels the chiming 90s guitar flourishes of The Railway Children or earlier Aztec Camera into the jangly indie-rock stratospheres of an act such as Ducks Ltd, resulting in the glorious “road trip jangle-pop” of tracks best represented by There and Back Again, the simply sublime Superbloom and Wave Goodbye that rivals any elongated opening to any album during recent times.
Diluting the intensity (if never totally relinquishing it) only serves to emphasize the jangled beauty still further. Here the crystalline, chiming resonation of Felt-style riffs pervades every available space in Test of Time, whereas the understated jangle-pop of Chime School confirms that Vanderbilt’s ability to find the most precious of jangled riffs and hooks remains firmly intact.




Die erste Vorladung (XXI) Personalien: She Drew The Gun startete 2013 als Soloprojekt von Louisa Roach. Zwischenzeitlich war es eine vier od...


Die erste Vorladung (XXI)

Personalien:
She Drew The Gun startete 2013 als Soloprojekt von Louisa Roach. Zwischenzeitlich war es eine vier oder fünf Mitglieder umfassende band, aktuell steht der Fokus wieder auf der aus Wirral in England stammenden Singer/Songwriterin. 

Tathergang:
Mit „Memories of Another Future“ (2016), „Revolution of Mind“ (2018) und „Behave Myself “ (2021) gingen „Howl“ bereits drei Alben voraus. Die 10 Songs entstanden zusammen mit dem Produzenten Ash Workman (Christine & The Queens, Metronomy) in dessen Electric Beach Studios in Margate.
„Howl“ ist als CD, Kassette und LP (clear Vinyl, transparent green Vinyl) erhältlich.

Plädoyer:
Passend zu den drei kräftig leuchtenden Farben des Plattencovers sollen hier die drei alles andere überstrahlenden Stile glamouröser Elektropop („Howl“), an Unkle oder Massive Attack erinnernder Trip Hop („Mirrors“) und Retro-80ies-Pop („Nothing Lasts“) genannt werden. Die Plattenhülle tut den Augen etwas weh, die Musik der Platte den Ohren aber nicht.

Zeugen:

Merseyside has produced many talented, creative and prodigious musical artists over the years and She Drew The Gun must be considered in this elite echelon. Howl is their fourth studio album, with ten tracks for your delectation.
The title track opens the album with a hefty thwack of glam rock meets electropop. Shine On offers pounding drumbeats supplemented by Louisa Roach’s vocals which claw at your senses. An 80s Yazoo vibe wafts throughout Nothing Lasts, whilst Washed In Blue brings a feel of Cyndi Lauper melded with a determined driving rhythm. The chorus of Ritual will be your newest earworm.
An album which alternates between a velvet glove and an iron fist in its approach, you will certainly feel its effects.

Indizien und Beweismittel:


 


 


 


 


Ortstermine:
-

Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt...


„Ich bin Team Thorpe“, schrieb ich 2019 , als mit Hayden Thorpe und Tom Fleming die beiden ehemaligen Sänger der Wild Beasts ihre Solodebüts...


„Ich bin Team Thorpe“, schrieb ich 2019, als mit Hayden Thorpe und Tom Fleming die beiden ehemaligen Sänger der Wild Beasts ihre Solodebüts veröffentlichten. Thorpe ist, nach „Diviner“ (2019) und „Moondust For My Diamond“ (2021), mittlerweile bei seinem dritten Album angekommen und möglicherweise lässt mich das ungewöhnliche „Ness“ an meiner eingangs zitierten Aussage zweifeln. Eine gute Chance also für Fleming, mehr Punkte (nämlich 6) zu ergattern als sein Ex-Kollege.

Endless Rain“ lautet der Titel des zweiten Albums von One True Pairing, obwohl er für die Aufnahmen extra von London nach Dublin reiste. Vermutlich zogen die Regenwolken hinter Fleming her und gaben über dem Studio, in dem er sich mit dem  Produzenten John 'Spud' Murphy (Lankum, Black Midi, Caroline) befand, alles. Denn „Endless Rain“ ist eine melancholische, größtenteils akustisch gehaltene Regenwetterplatte (oder Doppel-Regenwetterlangspielplatte) geworden, auch wenn der Opener „As Fast As I Can Go“ (und später „Doubt“) einen erst einmal auf eine falsche (dramtische, elektronische, temporeiche) Fährte lockt. In seinen besten Momenten, beispielsweise „Tunnelling“ kann das Album an den Folk und Kammerpop von Anywhen erinnern.    


 


13 Songs, die stilistisch irgendwo zwischen Alternative Rock, Avant-Pop, Indie und Folk angesiedelt sind. Aber weniger expressionistisch und laut, sondern eher geerdet und unaufgeregt. Bodenständig, aber auch rau und spröde. Während der Aufnahmesessions legte One True Pairing großen Wert darauf, dass das Unvollkommene in die fertigen Tracks einfließen konnte. Die LP sollte am Ende nicht zu bearbeitet und gemacht klingen, sondern einen natürlichen, flüchtigen Charakter haben. Das ist gelungen. 


 


Erfreulich ist, dass der Sänger, dessen Stimme angenehm unperfekt erklingt, seine Titel eben nicht in einer Stimmungslage belässt, sondern auch im zweiten Teil des Ganzen ruhige Passagen mit belebenden vermengt. So ganz und gar solo ist er übrigens gar nicht unterwegs: Die stimmige Unterstützung beispielsweise durch Kate Ellis, Caimin Gilmore oder auch Lankum-Mitglied Cormac Mac Diarmada hat großen Anteil am Ergebnis. Und das ist vor allem: das perfekte Herbstalbum zur rechten Zeit.


 


Natürlich funktioniert es, Flemings wattig warmes und tiefes Timbre beim Schwinden in sanfte Melodiebögen zu beobachten – sonderlich bewegend ist dieses Erlebnis aber weniger. Regelmäßig zieht Fleming die Silbe leidend in die Länge, die Schattierungen sind in all der Dunkelheit nicht mehr zu unterscheiden. Etwas mehr Fokus auf Rhythmus- und Stimmungswechseln hätte der Platte gutgetan.
Die Arrangements in allen Ehren, bleibt „Endless Rain“ daher doch recht unscheinbar. Momente wie die weichen Harmonien in „Mid-Life Crisis“, die sich langsam in Streicherbetten fallen lassen oder die herrlichen Harfenklänge in „Frozen Food Centre“ sind da erfreuliche Glanzmomente, in denen das Songwriting vollkommen erscheint.




Auf ihrem Debütalbum rockten sich Our Girl einmal quer durch die 90er Jahre und konnten Freunde von Fuzz-/Grunge-/Riot Girl-/Shoegaze-/Indi...


Auf ihrem Debütalbum rockten sich Our Girl einmal quer durch die 90er Jahre und konnten Freunde von Fuzz-/Grunge-/Riot Girl-/Shoegaze-/Indie-Rock für sich begeistern. Nur scheint es diese bei Platten vor Gericht nicht wirklich zu geben, denn mehr als 6,167 Punkte war „Stranger Today“ dem hohen Gericht nicht wert.

Seitdem sind 6 Jahre vergangen, Soph Nathan (Gesang, Gitarre) hat mir ihrer anderen Band The Big Moon zwei Alben veröffentlicht, ihren Produzenten Bill Ryder-Jones, der noch zum Ehren-Mitglied der Band ernannt worden war, haben Our Girl wohl etwas aus den Augen verloren und ihren Lebensmittelpunkt von Brighton nach London verlegt. 

Daher darf „The Good Kind“ nun auch musikalisch etwas andere Töne anschlagen: Soph Nathan, Josh Tyler (Bass) und Lauren Wilson (Schlagzeug) ließen ihr zweites Album zweigeteilt von John Parish (PJ Harvey, Dry Cleaning, Aldous Harding) und dem The Big Moon-Schlagzeuger Fern Ford produzieren oder bekamen beispielsweise von Stella Mozgawa (Warpaint) Besuch im Studio. Herausgekommen ist warmer, nachdenklicher, im Tempo gedrosselter, nur durch seltene laute Ausbrüche angetriebener und von Streichern veredelter Indierock. „The Good Kind“ ist weniger direkt und kratzbürstig geraten als sein Vorgänger, besticht aber durch eine größere Melodiösität und Varianz, so dass am Ende vielleicht mehr als 6,167 Punkte zu Buche stehen.

The Good Kind“ ist als CD und LP (White Vinyl, Clear & Blue Yolk Vinyl, Clear Vinyl) erhältlich.


  


Der Titel des Openers „It’ll Be Fine“ spielt mit dem zarten Fünkchen Hoffnung und erkennt dessen Fragilität. Dazu passen auch die butterweichen Gitarren, die Alternative-Pop-Untertöne und die Wärme des kurzen Streichereinsatzes. Ein weiterer magischer Track: „Something About Me Being A Woman“, das sich zart bis psychedelisch anschleicht, ein gewaltiges Herz für Pop besitzt und mittendrin mit der feinsten Schwere sowie einem richtig kraftvollen Finale punktet. Davon hat „Sister“ recht wenig, doch der stete Motor der anmutigen Leisetreterei findet letztlich doch den Weg mitten ins Herz.
Wiederholt werden Arrangements und Erwartungen aufgebrochen, wenngleich die luftige und doch so kompakte, reichhaltige Präsentation letztlich das A und O dieser Band ist. Our Girl finden immer wieder einen ganz spannenden Weg, sich entsprechend in Szene zu setzen, ob nun die lyrische Ader blutet oder mehrere kleine, aber feine Ideen sukzessive verschmelzen. „The Good Kind“ ist vor allem ein richtig schönes, anziehendes Album geworden, voller kleiner Songperlen und ganz viel liebevoller Energie.(Beatblogger)




Die erste Vorladung (XX) Personalien: Hinter dem Pseudonym Isaac Roux steckt der belgische Singer/Songwriters Louis De Roo. Tathergang: Nac...


Die erste Vorladung (XX)

Personalien:
Hinter dem Pseudonym Isaac Roux steckt der belgische Singer/Songwriters Louis De Roo.

Tathergang:
Nach seinem erfolgreichen Abschluss am Liverpool Institute for Performing Arts (LIPA), einem Plattenvertrag bei Mayway Records und mehreren Singles, veröffentlicht Isaac Roux nun sein Debütalbum. Unter den 10 Songs von „Troubled Waters“ fehlt jedoch seine Debütsingle „White Rose“ aus dem Jahr 2022, dabei brachte diese bereits seine Karriere ins Rollen und führte ihn zum Sieg bei „De Nieuwe Lichting“, einem Musikwettbewerb, bei dem Studio Brussel nach neuen Musiktalenten sucht. Radiosendungen in Belgien, Niederlanden, Großbritannien und auch Deutschland nahmen den Song und die folgenden Singles „Colours“ und „Autumn Love“ ins Programm, die Zugriffszahlen bei Spotify stiegen kontinuierlich. 
„Troubled Waters“ ist als CD und LP erhältlich und wurde von Bert Vliegen (Whispering Songs, DIRK.) produziert.

Plädoyer:
Intime Folkmusik („Soaking Skin“, „Lost In Some Dream“), der auch einmal in Richtung Rock explodieren darf („Golden“), eingängige Popmusik („The Right Place“) und gefühlvolle Klavierballaden, die in epischere Arrangements hineinwachsen („Brotherhood“), lassen erwarten, dass man von Isaac Roux noch hören wird und dass seine Songs in Playlisten zu Bon Iver, Tom Odell, Other Lives oder Fleet Foxes gespült werden. 

Zeugen:

Unter der Regie des Produzenten Bert Vliegen, der beispielsweise mit seinen Arbeiten für die Whispering Sons schon gezeigt hat, wie effektiv sich mit atmosphärischen Mitteln Spannungen erzeugen und auflösen lassen, schuf Roux eine Sammlung nachdenklicher, melancholischer Selbstfindungssongs, die sich in klanglichen Räumen enormer Größe meist von einem akustisch geprägten Kern (etwa einem Piano-Intro oder einem folkigen Gitarrenmotiv) in weitläufige Soundscapes ausbreiten, in denen dann Platz für die zuvor beschriebenen Überraschungen ist. Das können dann zum Beispiel harsche Gitarrenriffs oder Soundwände, eine aus dem Nichts hereinbrechende Rhythmusgruppe, flirrende Synthesizer-Klangwolken, jubilierende Slide-Gitarren oder Drum'Bass-Elemente sein - oder einfach die Tatsache, dass Rouxs Vocals plötzlich in Kopfstimmen-Hysterie umschlagen. Langweilig wird es so natürlich zu keiner Sekunde.


Indizien und Beweismittel:


 


 


 


Ortstermine:
03.12.2024 Berlin, Privatclub 
13.02.2025 Köln, Wohngemeinschaft

Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt...


Vor einiger Zeit drehte sich für kurze Zeit im Fußball alles um ein Pokalspiel in Schleswig-Holstein. Die Mannschaft der SG Oldenburg/Göhl k...


Vor einiger Zeit drehte sich für kurze Zeit im Fußball alles um ein Pokalspiel in Schleswig-Holstein. Die Mannschaft der SG Oldenburg/Göhl kassierte bereits in der ersten Halbzeit ein halbes Dutzend Gegentreffer und lag nach 57. Minuten im Heimspiel gegen SV Wasbek 0:7 zurück. Danach passierte das Fußballwunder und die Tore fielen beinahe im 5-Minuten-Takt, jedoch auf der anderen Seite. 7:7 stand es nach 90 Minuten und die SG Oldenburg/Göhl konnte durch einen Sieg im Elfmeterschießen in die nächste Pokalrunde einziehen.

Ähnlich unvorhersehbar gestalten sich mitunter die Alben von Soccer Mommy. „Evergreen“ ist die vierte Platte der 27-jährigen Sophia Regina Allison und stellt die Verarbeitung eines tiefgreifenden und sehr persönlichen Verlusts dar. Musikalisch wählt sie den Weg des melancholischen, warmen, akustischen Folks und bestückt diesen gelegentlich mit cineastischen Streichern oder Flöten. Ausflüge in Shoegaze, Grunge oder Trip Hop sowie Experimente mit Elektronik bleiben im Gegensatz zu den beiden Vorgängern „Color Theory“ (2020) und „Sometimes, Forever“ (2022) außen vor. Erst gegen Ende des Albums wird sich mit Songs wie „Salt In Wound“ oder „Anchor“ auch das Label Indierock verdient.
Freunde von Phoebe Bridgers, Boygenius oder der letzten Mitski-Platte sollten zu „Evergreen“ greifen. Dies können sie erneut in zahlreichen LP-Varianten: Baby Blue Vinyl, Sky Blue Marble Vinyl, Evergreen Splatter Vinyl, Sea Blue Vinyl, Black Vinyl, Iridescent Green Vinyl und Opaque Pink Vinyl.

Soccer Mommy in Deutschland:
03.05.2025 Ampere, München
04.05.2025 Artheater, Köln
20.05.2025 Nochtspeicher, Hamburg
21.05.2025 Lido, Berlin  


Mit ihrem vierten Album präsentiert die Musikerin aus Nashville einen Soundtrack zur Verarbeitung von Verlust, zur Suche nach Erdung und Verständnis – eingebettet in einen manchmal schwerfälligen Musikfluss. Eine sehr persönliche Songsammlung, die in einem wolkigen „Evergreen“ zu Ende geht.


 


Das emotionale Herzstück des Albums ist indes den Richtlinien der Taylor-Swift-Schule entsprechend an fünfter Stelle platziert und heißt "Changes". Allison legt ihr ganzes Seelenheil in die Saiten, lässt den Refrain in ungeahnte Höhen wachsen und kehrt immer wieder zur leisen Introspektion zurück. Es passt zum Humor der Frau aus Nashville, dass sie direkt im Anschluss "Abigail" hinterherschießt: Mit dicken Synths und der Leichtigkeit der poppigen The Cure verweist sie auf die Dekade vor ihrem eigentlichen Lieblingsjahrzehnt, während sie der titelgebenden "Stardew valley"-Figur ihre Liebe gesteht. Doch selbst einen solchen Spaß-Song durchzieht ein melancholisches Hintergrundrauschen, das der abschließende Titeltrack in den Fokus rückt. 


 



Die erste Vorladung (XIX) Personalien: Das französische Duo O’o besteht aus Victoria Suter und Mathieu Daubigné. Tathergang: Ihr erstes Albu...


Die erste Vorladung (XIX)

Personalien:
Das französische Duo O’o besteht aus Victoria Suter und Mathieu Daubigné.

Tathergang:
Ihr erstes Album „Touche“ (2022) nahmen die Jugendfreunde in Barcelona, wo sie fast ein Jahrzehnt lebten, auf, während der Nachfolger „Songs Of Wishes And Bones“ in ihrem Zuhause im südwestlichen Frankreich entstand. Das Album ist als LP (black Vinyl) erhältlich.

Plädoyer:
Victoria Suter lässt sich in ihren Texten, die sie sowohl in englischer als auch französischer Sprache vorträgt, von Literatur inspirieren, in der sich Humor und Exzentrik mit den geheimnisvollen und übernatürlichen Elementen des Landlebens vermischen, und greift in der Umsetzung gelegentlich auf Tierparabeln zurück. Man möchte ihr die ruhigen Chanson- und theatralischen Artpop-Mosaiksteinchen zusprechen, die an Björk oder Kate Bush denken lassen.
Mathieu Daubigné fühlt sich beispielsweise von Apparat inspiriert, ist wohl für die musikalische Umsetzung und Produktion zuständig und bringt vermutlich eher die clubtauglichen Elektropop- und experimentellen Electronica-Steinchen ein, die das Mosaik „Songs Of Wishes And Bones“ trotz seiner Gegensätzlichkeiten vervollständigen.

Zeugen:

Mit ihrem zweiten Album hätten Sängerin/Texterin Victoria Suter Multiinstrumentalist/Produzent Mathieu Daubigné a.k.a. O'O Ihr „Terrain erweitert“ heißt es in der aktuellen Bio des französischen Duos. Das ist angesichts dessen, was O'O hier zwischen klassischem Chanson, verstiegener Avantgarde, perkussivem E-Pop und Club-Ästhetik bilingual zelebrieren sogar noch untertrieben. Es ist dann auch die Unberechenbarkeit, mit der O'O offensichtliche Gegensätze auf immer wieder überraschende Weise aneinanderreihen (ohne die Absicht, das Ganze zu einer Synthese zusammenzuführen), die den eigentlichen Reiz dieses Albums ausmachen. Dazu gehört auch, dass ständig zwischen ausformulierten Songs, Klanginstallationen, Rezitativen und musikalischer Tontaubenschießerei hin und hergependelt wird. Das ist denn auch nichts für Freunde bestimmter Genres sondern eher etwas für Entdecker, Querdenker und Musikfans, die offen für ungewöhnliche Musikabenteuer sind.

Indizien und Beweismittel:


 


 


 


Ortstermine:
-

Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt...


Weder haben mich wildfremde Menschen wegen dieser Neuigkeit auf der Straße angesprochen noch flog ein Flugzeug mit dem Banneraufdruck „Razor...


Weder haben mich wildfremde Menschen wegen dieser Neuigkeit auf der Straße angesprochen noch flog ein Flugzeug mit dem Banneraufdruck „Razorlight sind zurück!“ über den Himmel. Noch nicht einmal einen „Brennpunkt“ in der ARD gab es zur Rückkehr von Johnny Borrell (Gesang, Gitarre) und seinen Mitstreitern!  

Dies sind übrigens die zwischenzeitlich abspenstigen Gründungsmitglieder Björn Ågren (Gitarre) und Carl Dalemo (Bass) sowie Andy Burrows (Schlagzeug) und Neuzugang Reni Lane (Keyboards).   
Am letzten Album von Razorlight, „Olympus Sleeping“ von 2018, arbeitete übrigens keiner aus diesem Quartett mit, somit darf man „Planet Nowhere“ tatsächlich als ein Comeback-Album von Razorlight bezeichnen, denn Borrell, Ågren, Dalemo und Burrows waren letztmals auf „Slipway Fires“ (2008) gemeinsam zu hören.

Der sicherlich erhoffte kommerzielle Erfolg dieses Albums (immerhin Platz 4 sowohl in Deutschland als auch Großbritannien) stellte sich nicht wieder ein, wie die oben beschriebenen ausgebliebenen Reaktionen bereits vermuten ließen. Ganz im Gegenteil, denn „Planet Nowhere“ strandete im Niemandsland der UK-Charts und konnte mit seinem 68. Platz noch nicht einmal an den Vorgänger (#27) heranreichen.   

Die Band gingen für 5 Tage ins Space Mountain Studio des Produzenten Youth (The Verve, Shed Seven, James, Embrace, The Charlatans) in der spanischen Sierra Nevada, um zu sehen, ob nach der Best of-Zusammenstellung „Razorwhat? The Best of Razorlight“ aus dem Jahr 2022 musikalisch noch etwas in Razorlight steckt. Erst nach 4 Tagen relativ erfolgloser Sessions gaben Youth und der Song „Scared Of Nothing“ den Startschuss für weitere Songs und eine zweite Session in Spanien, wie man hier sehen kann.   
Glaubt man den Plattenkritikern und -käufern, wären Razorlight im Verlauf des vierten Tages besser aus Spanien abgereist.

Planet Nowhere“ bietet 10 Songs in knapp 33 Minuten und ist als CD und LP (Black Smoke Vinyl, Black Vinyl, White Vinyl, Blue Vinyl, Pink Vinyl, Coke Bottle Vinyl) erhältlich.


  


Versemmelt hin­gegen hat die Band um Johnny Bor­rell nun bedauerlicherweise ihr fünftes Album, „Planet No­where“, tatkräftig unterstützt von Produzent ­Youth. Das sensationell uninspirierte „Zom­bie Love“ lässt schon nichts Gu­tes ahnen, „Taylor Swift = US Soft Pro­paganda“ macht es nicht besser, und man wartet zehn (von zehn) Songs lang auf einen nennenswerten Re­frain. „Cool People“ ist am dichtes­ten dran und hat dabei immerhin recht hübschen Sixties-Charme zu bieten.


 


Razorlight bieten poppigen Indie-Rock mit britischem Flair, den idealen Soundtrack für Trips an britische Küsten mit mittlerweile wohl auch veganen Fish and Chips im Angebot. Mit „Empire Service“ ist ihnen zudem ein veritabler Postpunk-Song gelungen, andere Lieder mäandern hingegen in Kinks-Tradition oder erinnern an die frühen Kooks. Insgesamt wagt die Gruppe weniger Exzess als etwa ihre alten Freunde The Libertines und zudem kaum Experimente, aber das ist okay. PLANET NOWHERE ist ein solides Gitarrenalbum: nicht mehr, aber auch nicht weniger.