Apropos Jahresbestenlisten: Auch der musikexpress hat seine bereits veröffentlicht und die vorderen vier Plätze sind fest in weiblicher Hand...

Die Nerven - Wir waren hier


Apropos Jahresbestenlisten: Auch der musikexpress hat seine bereits veröffentlicht und die vorderen vier Plätze sind fest in weiblicher Hand. Da alle (Charli XCX, Billie Eilish, The Last Dinner Party und Beth Gibbons) hier bereits vorgestellt wurden, springen wir bis zu Platz 19, denn dort landeten Die Nerven, die vor zwei Jahren bereits die Top 50 bei Platten vor Gericht erreichen konnten. Warum sollte dies Max Rieger (Gesang, Gitarre), Julian Knoth (Bass, Gesang) und Kevin Kuhn (Schlagzeug) mit ihrem insgesamt sechsten Album „Wir waren hier“ nicht erneut gelingen?

Im musikexpress gab es im September zu diesen Worten zunächst nur 4 von 6 Sternen für die Platte:

Die Musik zum Elend bietet ein paar mehr Doom-Anleihen, passt ja. Um ein Haar hätte dieser Abgesang gelangweilt. Aber dann schillert da plötzlich etwas in der dunklen Materie: Das sechste Lied „Wie man es nennt“ steht ungläubig vor dieser Schönheit, der Refrain ist fantastisch und formuliert eine ratlose Hoffnung: „Und ich fühl mich so fremd, weiß nicht, wie man es nennt.“
Bei „Achtzehn“ schaut Sänger Max Rieger zurück, sucht nach Spuren in der Vergangenheit, es gibt ein Cello, das Lied ist schön. Schreibt man selten über die Musik dieser Band. Danach „Bis ans Meer“ mit einem Groove, der Bewegung einfordert. Erst danach führen die Lieder wieder in die Verweigerung, in den Rückschritt, in die Zerstörung. Aber der Sound dazu ist anders, der Elefant im Raum heißt The ­Cure: „Schritt für Schritt zurück“ verweist auf deren ganz frühe Phase, in „Disruption“ ist DISINTEGRATION angelegt. Gloom statt Doom – steht der Band exzellent.

In den folgenden Monaten haben aber wohl einige Mitarbeiter*innen des musikexpress das Album lieb gewonnen und so wurde „Wir waren hier“ mit folgender Begründung in die Top 20 gewählt:

Noise begegnet Pop. Krach billigt Passagen der Armut. Bei der knallhart-anrührenden Retrospektionsballade „Achtzehn“ erinnern sie: „Mein Leben eine Wunde, offen und rot.“ Schon immer führten Rieger, Kuhn und Knoth Schwerter der Introspektion, fochten dabei mit verschiedenen geschliffenen Klingen ihres Zorns. Seit der letzten Platte richten sie ihre Wutblicke direkter ins politische Außen. Hier besingen sie Castor, SUVs und jene Geschöpfe, die wir eines nicht allzu fernen Tages gewesen sein werden.

Gut, dass „Wir waren hier“ nicht früher hier war, so konnten die Plattenrichter die LP (yellow Vinyl, black Vinyl, blue Vinyl) ebenfalls lieb gewinnen, oder? 
  




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