Bob Mould - Here We Go Crazy


64 Jahre, 23 Studioalben und kein bisschen leise. Für sein fünfzehntes Soloalbum hat sich Bob Mould ungewöhnlich viel Zeit genommen, denn „Here We Gr Crazy“ erscheint fast fünf Jahre nach „Blue Hearts“. Vielleicht haben die Feierlichkeiten so lang angedauert, denn schließlich gelang dem ehemaligen Frontmann von Hüsker Dü und Sugar nach einer fast vier Jahrzehnte andauernden Karriere mit seinem letzten Soloalbum erstmals der Sprung in die deutschen Charts!

Der Titelsong eröffnet „Here We Go Crazy“ und lässt mit seinem melodiösen Alternative Rock gleich an „Copper Blue“ von Sugar denken. „Neanderthal“ schlägt einen ruppigeren Ton an und der Schlagzeuger prügelt mit aller Kraft auf die Trommeln ein, so dass der Homo neanderthalensis bei diesen Klängen ausreichend Adrenalin für die Jagd nach Wollhaarmammuts ausgeschüttet hätte. So geht es auf den insgesamt 11 Songs in 31 Minuten weiter und oftmals kann man bereits an den Liedtiteln erkennen, ob es eingängig oder brachial wird. Beispiele gefällig? „When Your Heart Is Broken“? Klar, energetischer Powerpop, der in einer gerechten Welt ein Hit wäre. „Hard To Get“, „Fur Mink Augurs“ oder „Sharp Little Pieces“? Punkige Rockmusik. Nur für „Lost Or Stolen“ und „Your Side“ greift Meister Mould zur akustischen Gitarre und drosselt das Tempo.

Das von Bob Mould selbst produzierte Album ist als black Vinyl, clear with blue splatter Vinyl oder black, white & blue smush Vinyl erhältlich.

Bob Mould in Deutschland:
23.11.25 Berlin, Columbia Theater


 


Ansonsten setzt Mould – von Bassist Jason Narducy und Schlagzeuger Jon Wurster abermals kongenial begleitet – auf Kompaktheit und verdichtet die elf Nummern auf eine kraftstrotzende halbe Stunde, bei der das simpel-schöne Solo von „You Need To Shine“ das Höchstmaß an kompositorischer Ausschmückung darstellt. Aber die braucht es bei so viel konziser Catchiness – in deren Arme sich auch 80er-R.E.M.-Fans werfen dürfen – auch nicht.


  


Der Kampf gegen die Ungewissheit spiegelt sich in den Texten des 64-Jährigen wider, aber die Musik bleibt eine Konstante, und beharrlich knallt Bob Mould einen furiosen Gitarren-Song zwischen Punk und Pop nach dem anderen heraus, als besäße er eine Signalpistole. „Standing at the edge of collapse“ – und doch rockt seine Band unbeirrt weiter. „Lost Or Stolen“ handelt von Menschen, die sich für ihr Telefon aufgeben, und da ist schon die Lösung: „You need to shine.“ Und dann kommt das Gitarrensolo, ungekünstelt und organisch. 


 


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