Damit reihen sich Oasis hinter Morrissey, U2, The Smashing Pumpkins, a-ha, Talk Talk, The Cure, Massive Attack, The Clash, The Verve und Blur in unsere Revisions-Liste ein.
„Definitely Maybe“
1994, Creation Records (11 Songs, 51:57 Minuten)
Dirk:
Bereits am 4. Juni 1994, noch vor Veröffentlichung ihrer zweiten Single, konnten wir Oasis live in der Royal Albert Hall in London sehen. Beim „Undrugged“ Festival zum zehnjährigen Jubiläum von Creation Records spielten Noel Gallagher und Bonehead „Live Forever“ sowie „Shakermaker“. Hätte das Festival einige Wochen später stattgefunden, wären Oasis mit dem ersten Nummer Eins-Album für sie und ihr Label möglicherweise schon der Headliner gewesen.
„Definitely Maybe“ ringt für mich mit „The Stone Roses“ um den Titel des besten Debütalbums. Bei meinen „10 Platten für die einsame Insel“ wäre es auch dabei. Definitiv und nicht vielleicht.
10 Punkte
Ingo:
Endlich mal eine Revision, bei der ich als jüngster Richter der Runde alle Alben bereits zeitnah zur Veröffentlichung und somit in der chronologischen Reihenfolge “erleben” durfte. Während ich mich über jedes Grunge-Video auf MTV freute störten die Oasis-Titel des Debüts nicht. Ich verzieh der Band sogar, dass “Live forever” das Gegenmodell zur weniger lebensfreudigen Grunge-Attitüde war. Mit diesem Song, “Supersonic” und “Slide away” gefallen mir die ruhigeren Titel auf “Definitely maybe”. Die Dichte der Rock ‘n’ Roll-lastigen Nummern sorgt ansonsten für ein homogenes aber auch stellenweise gar nicht so aufregendes Werk. Und ja Axel, da muss man auch mal ehrlich sein und sich nicht aus bekannten Gründen bei Dirk einschleimen wollen. ;-) Hätte es das erst Ende 1994 veröffentlichte “Whatever” auf das Album geschafft, wäre noch mehr drin gewesen.
9 Punkte
Oliver:
Eines der ersten Dinge, die ich über Noel Gallagher erfuhr: Der Typ war mal Roadie bei den Inspiral Carpets. Es gibt schlechtere Referenzen. Wobei ich natürlich nicht geglaubt hab, dass seine Band besser wird als die, für die er mal Gitarren schleppte.
9 Punkte
Volker:
9,5 Punkte
Axel:
Was für ein Debüt, da muss man nichts zu sagen. Kein schlechter Song, aber schon hier die große Parallele zu Blur: geschmacklose Cover durchziehen die Karriere.
10 Punkte
Gesamturteil: 9,500 Punkte
„(What’s The Story) Morning Glory?“
1995, Creation Records (12 Songs, 50:06 Minuten)
Dirk:
Wenn man es sich erlauben kann, die dreizehn monatige Wartezeit zwischen zwei Alben mit der Non-Album Single „Whatever“ (plus den B-Seiten „(It’s Good) To Be Free“ und „Half The World Away“) zu überbrücken…
Als ich „(What's The Story) Morning Glory?“ zum ersten Mal gehört habe, kamen mir bei den bis dato unveröffentlichten „Wonderwall“ und „Don’t Look Back In Anger“ die Tränen. So unfassbar gut war das.
Hätte „(What's The Story) Morning Glory?“ irgendwie besser sein können? Man hätte nicht „Roll With It“ in den „Battle Of Britpop“ schicken sollen. Und dass „Talk Tonight“, „Acquiesce“ und „The Masterplan“ auf der Rückseite von Singles verbraten wurden, ist mir auch heute noch unerklärlich. Diese Lieder für „Hey Now!“ und „She’s Electric“ auf dem Album und ich hätte 12 von 10 Punkten gegeben.
10 Punkte
Ingo:
Mein liebstes Album der Band. Man kann den Gallaghers bekanntlich nicht nachsagen, dass es ihnen an Selbstbewusstsein mangelt. Aber das zweite Album wirkt auf mich selbstsicherer als das Debüt… und abwechslungsreicher. “Wonderwall” und “Morning glory” sind unfassbare Hits. Die Reihenfolge der Single-Auskopplungen waren entweder kreativ, genial oder dumm. Aber es ging sich ja aus für die Band und die Fans. Wäre “Whatever” auf diesem Album gelandet, gäbe es von mir vielleicht die “perfect 10”.
9,5 Punkte
Oliver:
Ach ja, auf der Berwick Street, die auf dem Cover des Albums abgebildet ist, haben wir auch schon jede Menge Plattenläden abgeklappert und wahrscheinlich irgendwelche Oasis Maxis mit dem allgegenwärtigen „for promotional use only“-Aufkleber gekauft. Gab’s damals eigentlich auch „reguläre“ Tonträger da zu kaufen?
9,5 Punkte
Volker:
10 Punkte
Axel:
Ich finde es noch minimal besser als das Debüt, aber beide haben 10 verdient. Unbedingt.
10 Punkte
Gesamturteil: 9,800 Punkte
„Be Here Now“
1997, Creation Records (12 Songs, 71:33 Minuten)
Dirk:
„Be Here Now“ ist zu lang, zu bombastisch und zu aufgeblasen. Aber kann man den Gallaghers im (nicht nur) Erfolgsrausch den Größenwahn vorwerfen und sind die beiden Singles „D’You Know What I Mean?“ und „All Around The World“ mit ihren mehr als sieben bzw. neun Minuten Spielzeit nicht auch deshalb so großartig?
Hätte „Be Here Now“ irgendwie besser sein können? Die Reprise von „All Around The World“ braucht kein Mensch. Mit „Going Nowhere“ gibt es eine tolle B-Seite, die man gut gegen "The Girl In The Dirty Shirt“, den Titelsong oder „It’s Gettin’ Better (Man!!)“ hätte tauschen können. Das muss einfach zu gravierenden Punktabzügen führen:
9 Punkte
Ingo:
Die Ideen und die Energie der Band reicht offensichtlich für zwei sehr gute Alben. Mit “Be here now” ging es aber in meiner Gunst bergab. Schlecht ist das Album nicht, aber mit “Be here now” begann eben bereits die Nachlassverwaltung. Einen Bonuspunkt gibt es allerdings, weil Liams Gesang nicht mehr so nölig auf mich wirkte.
8 Punkte
Oliver:
Gravierende Punktabzüge wie bei Dirk gibt es von mir bei „Be Here Now“ nicht – aber die Bewertung ist die Gleiche.
9 Punkte
Volker:
8,5 Punkte
Axel:
...und nun wird es langweilig und alles wiederholt sich. Solide, aber auch etwas öde und zu glatt.
7 Punkte
Gesamturteil: 8,300 Punkte
„The Masterplan“
1998, Creation Records (14 Songs, 66:27 Minuten)
Dirk:
Eine Zusammenstellung von Single B-Seiten, die qualitativ so hoch ist, dass andere Bands ihre gesamte Karriere damit hätten erfolgreich bestreiten können. Auch hier wurde bewusst auf „Whatever“ verzichtet, da die Gallaghers ihren Vorbildern nacheifern und wie The Beatles immer wieder Singles veröffentlichen wollten, die sich nicht auf Alben wiederfinden sollten. Das haben sie aber tatsächlich nur 2007 noch einmal mit „Lord Don’t Slow Me Down“ getan.
Hätte „The Masterplan“ irgendwie besser sein können? Leider war „The Masterplan“ das letzte Album bei Creation Records und über die Abwesenheit von beispielsweise „Sad Song“ darf man sicherlich diskutieren. Wann kommt eigentlich endlich der zweite Teil, der die B-Seiten von 2000 bis 2009 zusammenführt?
9 Punkte
Ingo:
Eine Compilation aus B-Seiten. Volker, wird so etwas hier verhandelt? Einige der Songs stammen aus der Zeit der ersten beiden Alben. Daher darf m. E. “Masterplan” qualitativ als vollwertiges Album gelten. Die Resteverwertung der frühen Jahre überzeugt mehr als alles, was danach kam.
8,5 Punkte
Oliver:
- Punkte
Volker:
- Punkte
Axel:
- Punkte
Gesamturteil: 8,750 Punkte
„Standing on the Shoulder of Giants“
2000, Big Brother (10 Songs, 47:53 Minuten)
Dirk:
Neues Logo, neues Label (Creation Records hat dicht gemacht und die Gallaghers haben Big Brother Recordings gegründet), zwei Gründungsmitglieder (Bonehead und Guigsy) sind ausgestiegen (worden), auch der Produzent wurde ausgetauscht (Mark „Spike“ Stent für Owen Morris). Das hört man auch (Samples, Drum Loops, rückwärts laufende Gitarren usw.). Und Liam durfte erstmals einen seiner Songs („Little James“) auf einem Album unterbringen!
Auf die Singles ist wie gewohnt Verlass, der Rest ist Oasis-Durchschnitt - bis auf zwei Ausnahmen: „I Can See A Liar“ (“Sitting By The Fire“ geht der Text weiter) ist so schwach, dass Noel sich für den Song schämt und ich ihn tatsächlich immer weiter skippen muss und der Gegenpol dazu ist „Gas Panic!“, der stärkste Oasis-Song, der niemals eine Single war.
Hätte „Standing On The Shoulder Of Giants" irgendwie beer ein können? Ein „s“ hätte dem Titel des Albums noch ganz gut getan. „Let's All Make Believe" oder „(As Long As They've Got) Cigarettes In Hell“ hätten dem Album gut zu Gesicht gestanden, alle anderen B-Seiten wären besser als „I Can See a Liar“ gewesen.
9 Punkte
Ingo:
Der mit “Be here now” eingeleitete Abwärtstrend findet in “Standing on the shoulder of giants” seine Fortsetzung. Bis heute bin ich mir unsicher, ob der Albumtitel genial, selbstironisch oder dämlich ist. Die frühen Alben der Band kann man getrost als Giganten verstehen. Und natürlich war das Level schwer zu halten. Leider finde ich auf “Standing on the shoulder of giants” keinen zusätzlichen Beitrag zu Oasis’ Gesamtwerk. Im Gegenteil: Nach “Little James” hätte man Liam wohl kaum nochmal ermuntert, weitere eigene Songs zu schreiben. Aktuell muss er den direkten Vergleich seiner Solo-Songs mit denen seines Bruders nicht fürchten.
7 Punkte
Oliver:
Das Album hat es im Jahr 2000 nicht in meine Jahres Top 10 geschafft. Ob die Punktzahl wenigstens für die Top 25 gereicht hätte?
7,5 Punkte
Volker:
9 Punkte
Axel:
Meine Begeisterung lässt nach. Das Album fand ich damals recht schwach und so ist es noch heute.
6.5 Punkte
Gesamturteil: 7,800 Punkte
„Heathen Chemistry“
2002, Big Brother (11 Songs + Hidden Track, 76:48 Minuten)
Dirk:
Niemals hätte ich damit gerechnet, dass Noel die Songs anderer auf Oasis Alben akzeptieren würde, aber Andy Bell (Ride, Hurricane #1) und Gem Archer (Heavy Stereo) sind schließlich versierte Songwriter, auch wenn mich ihre beiden Beitrage hier nicht begeistern können.Aber dafür mausert sich Liam! „Better Man“ ist okay, „Songbird“ schon besser und „Born On A Different Cloud“ richtig gut. Aber die Kohlen aus dem Feuer holen muss natürlich wieder der Chef und Noel gelingt dies Dank „The Hindu Times“, „Stop Crying Your Heart Out“ und „Little By Little“.
Hätte „Heathen Chemistry“ irgendwie besser sein können? Was ist überflüssiger, der instrumentale Bonus Track „The Cage“ oder die über 30-minütige Pause davor? Auf den B-Seiten verstecken sich traditionell wieder einige Perlen („Idler's Dream“, „Shout It Out Loud“ oder „(You've Got) The Heart of a Star“).
9 Punkte
Ingo:
“Standing on the shoulder of giants” öffnete der Band den Weg in die musikalische Mitbestimmung. Die Mehrzahl der Songs ist weiterhin auf Noel zurückzuführen, aber auch die Kollegen durften ran. Tatsächliche Perlen produzierten diese nicht, aber die Verteilung der Last schien sich positiv auf Noels Songs auszuwirken.
7 Punkte
Oliver:
„Heathen Chemistry“ ist dieses Jahr volljährig geworden. Als es 2002 geboren wurde, hatten zum Beispiel „Born In The USA“ von Bruce Springsteen oder „?“ von Nena 18-jährigen Geburtstag. Verrückt.
7 Punkte
Volker:
8 Punkte
Axel:
Es geht wieder bergauf, wenn auch nur ein wenig. Zu viele Lieder sind zu durchschnittlich.
7 Punkte
Gesamturteil: 7,600 Punkte
„Don't Believe The Truth“
2005, Big Brother (11 Songs, 42:52 Minuten)
Dirk:
Der langjährige Drummer Alan White ist ausgestiegen, Zak Starkey, der Sohn von Ringo Starr, hilft aus und gibt Oasis eine Beatles-Note. Da mehrwöchige Aufnamesessions mit Richard Fearless und Tim Holmes (Death In Vegas), für die Liam auf „Scorpio Rising“ sang, nicht die gewünschten Ergebnisse brachten, komponierte die Band neue Songs und lieferte das beste Album seit „(What's The Story) Morning Glory?“ ab. Die erste Plattenseite kann durchaus mit den ersten beiden Alben mithalten.
Hätte „Don’t Believe The Truth“ irgendwie besser sein können? Erstmals kann ich keine B-Seite nennen, die das Album besser gemacht hätte, was aber an den Liedern liegt, die qualitativ auf der Rückseite einer Single gut aufgehoben waren. Dennoch möchte ich auf den ungewöhnlichen und tollen Krautrock-Song „Can Y'See It Now? (I Can See It Now!!)“, der es nur auf die japanische Version des Albums gebracht hat. Und wäre „Mucky Fingers“ nicht eine gute Single gewesen? Noel würde mir zustimmen, der den Song gern als erste Single veröffentlicht hätte.
9,5 Punkte
Ingo:
Mit “Don’t believe the truth” zeigte die Formkurve der Band endlich wieder nach oben. Noel steuerte nur noch knapp die Hälfte der Songs bei. Mit “Lyla” und “The importance of being idle” liefert die Band die beiden letzten #1-Hits ihrer Karriere ab. Wirklich überzeugt haben mich diese Songs nicht mehr. Aber in seiner Gesamtheit wirkt das Album zumindest “rund”.
7,5 Punkte
Oliver:
8 Punkte
Volker:
7,5 Punkte
Axel:
Und wieder etwas besser. Weniger Langeweile.
7,5 Punkte
Gesamturteil: 8,000 Punkte
„Dig Out Your Soul“
2008, Big Brother (11 Songs, 45:51 Minuten)
Dirk:
Nach zwei eher schlichten Alben steht „Dig Out Your Soul“ Bombast & Experimente betreffend eher in der Tradition von „Be Here Now“ und „Standing On The Shoulder Of Giants“. Die akustischen Songs wurden größtenteils verbannt, die Band will rocken, erstmals gibt es Remixe von Oasis Liedern und, das Plattencover deutet es an, es wird psychedelischer. Dazu passen Beatles-Referenzen wie „I’m Outta Time“, das Sprach-Sample von John Lennon in diesem Song, der einzigneue Song auf einer Single B-Seite („Those Swollen Hand Blues“) und Zak Starkey als volles Bandmitglieder.
Hätte „Dig Out Your Soul“ irgendwie besser sein können? Es hätte nicht das letzte Album von Oasis sein können.
9,5 Punkte
Ingo:
Die “Limited Edition” dieses letzten Albums der Band steht hier auf dem Schrank. Der Kauf war verbunden mit der Hoffnung, dass es sich wieder um ein richtig gutes Album handeln könnte. Tatsächlich wurde es ein gutes Album, zumindest besser als die direkten Vorgänger. Mit diesem Album gab ich aber auch die letzte Hoffnung auf, dass Oasis noch Großtaten vollbringen werden.
7,5 Punkte
Oliver:
Um nochmal auf meine bereits bei „Standing on the Shoulder of Giants“ erwähnte Jahres Top 10 zurück zu kommen: Sowohl 2000 (als „Standing on the Shoulder of Giants“ erschien) als auch 2002 (als „Heathen Chemistry“ erschien) als auch 2005 (als „Don’t Believe The Truth“ erschien) als auch 2008 (als „Dig Out Your Soul“ erschien) wurde diese Top 10 von einer Band namens Sigur Rós angeführt.
7,5 Punkte
Volker:
8,5 Punkte
Axel:
Auch das vorläufig letzten Album haut mich nicht um. Nach den ersten beiden großartigen Alben wurden Oasis für mich insgesamt zu einer recht durchschnittlichen Rockband. Schade eigentlich, die Cover wurden definitiv besser.
7 Punkte
Gesamturteil: 8,000 Punkte
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