Platten vor Gericht
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Dass ein und das selbe Album gleich zweimal eine Vorladung zu Platten vor Gericht erhält, kommt höchst selten vor. Bei „My Head Is an Animal“, dem Debütalbum von Of Monsters And Men, war dies der Fall. Im Jahr der ursprünglichen Veröffentlichung, 2011, wollte es niemand so recht hören und bewerten, dann zündete die Single „Little Talks“ und katapultierte die Isländer überall in Charts, auf Kompilations und ins Radio sowie Fernsehen. Aufgrund dieses Erfolgs wurde das Album mit neuem Artwork und minimal veränderter Songliste erneut veröffentlicht, diesmal weltweit. Es folgte die angesprochene erneute Vorladung, aus der 7,667 Punkte und Platz 17 bei Platten vor Gericht resultierten.  
Für die beiden Nachfolger ließen sich die Isländer jeweils rund vier Jahre Zeit, den guten Punktedurchschnitt und die damit einher gehende Platzierung konnten sie nicht wiederholen. „Beneath The Skin“ (2015) und „Fever Dream“ (2019) erreichten nur noch 6,900 bzw. 6,250 Punkte.

In den sechs Jahren, die seit ihrem letzten Album vergangen sind, haben wohl auch Nanna Bryndís Hilmarsdóttir (Gesang, Gitarre), Ragnar Þórhallsson (Gesang, Gitarre), Brynjar Leifsson (Gitarre), Kristján Páll Kristjánsson (Bass) und Arnar Rósenkranz Hilmarsson (Schlagzeug) erkannt, dass die wuchtigen Beats, scheppern Synthie-Sounds und Stimmverzerrer, die auf „Fever Dream“ verstärkt zum Einsatz kamen, ein Fehler waren. Of Monsters And Men kehren mit ihrem vierten, selbst produzierten Album zu ihrem ursprünglichen Ansatz zurück: Der wechselhafte Gesang zwischen der sanften Stimme von Nanna Hilmarsdóttir und dem rauen Gesang Ragnar Þórhallssons bleibt unverzerrt, die Mischung aus intimem Balladen, melancholischem Indiepop und mitreißendem Folkrock stimmt wieder, genau so wie die eingängigen Melodien, auch wenn ihnen kein zweites „Little Talks“ gelingt. 

„All Is Love And Pain In The Mouse Parade“ dürfte das zweitbeste Album von Of Monsters And Men sein und ist als CD und LP (Black Vinyl, Olive Vinyl, Tangerine Vinyl) erhältlich. Dass das Album bei 13 Songs zwei Schallplatten benötigt, ist fast allein dem über 8-minütigen, epischen „Fruit Bat“ zuzuschreiben, das die Laufzeit auf über 53 Minuten anhebt. Die Isländer müssen nicht befürchten, dass sie in der Zwischenzeit in Vergessenheit geraten sind, denn das erste und das letzte Konzert ihrer Deutschlandtour im nächsten Jahr sind bereits ausverkauft:
06.03.2026 München, Backstage
07.03.2026 Köln, Carlswerk Victoria
09.03.2026 Hamburg, Docks
10.03.2026 Berlin, Huxleys


 


Meanwhile, “Dream Team” adds bright textures with a sound that reminds you of the sun rising. This is as “The Actor” is soft and gentle, approaching your ears and mind cautiously, like a soft feather or a wisp. Joining these, “Tuna in a Can” is a motivating track that even gets you to sway along a bit. Then you have “Barefoot in Snow” coming on with an upbeat rhythm and thoughtful lyrics, while “Fruit Bat” once more evokes relaxing sensations with delicate piano keys.
Honestly, it is a balancing act of moods throughout the album. Further proof of such is that other tracks like “Kamikaze” and “Ordinary Creature pick up the pace at times, before “The Towering Skyscraper at the End of the Road” becomes mellow with a heartfelt emotion. This is as “Styrofoam Cathedral” comes with an almost hypnotic chorus, “The Block” brings along more inviting melody, and “Mouse Parade” and “The End” cap off the collection perfectly. 
In the end, Of Monsters And Men have created a brilliant new album that gets your mind wandering in the most delightful manner possible. The ethereal, fairy-like melodies are combined with beautiful vocals and many harmonies that will go straight to your heart.
(Cryptical Rock)


 



Sowohl das noch unter dem ursprünglichen Bandnamen Kunek veröffentlichte „Flight Of The Flyns“ (2006) als auch das selbstbetitelte Debütalbum (2009) als Other Lives liefen noch größtenteils unbemerkt von der Öffentlichkeit. Dies änderte es sich erst mit „Tamer Animals“, das nicht nur die Serie erster kleinerer Chart-Erfolge anstoßen sondern auch bei Platten vor Gericht mit 8,500 Punkten bis auf Platz 2 der Charts 2011 klettern konnte. „Rituals“ (2015) war ein kleiner Durchhänger (7,000 Punkte und unter „ferner liefen“ platziert), aber auf „For Their Love“ (2020) zeigten sich Other Lives wieder in voller Pracht, so dass den Plattenrichtern 8,125 Punkte und Platz 3 angemessen erschienen.

Mittlerweile sind weitere fünf Jahre ins Land gegangen, in denen die Fünf an ihrem fünften Studioalbum arbeiteten, das den passenden Titel „Volume V“ trägt. Und möglicherweise erreichen die Eheleute Jesse und Kim Tabish mit ihren Bandkollegen Jonathon Mooney, Josh Onstott und Danny Reisch damit neue bandinterne Höchstwerte hinsichtlich der Kategorien „Opulenz“, „Kitsch“, „Drama“ und „Pathos“. Aufgenommen wurde das Album in einer ehemaligen Kirche und heutigem Museum in ihrer Heimat Stillwater in Oklahoma - ein passender Ort für diesen pastoralen, melancholischen Baroque Pop und orchestralen, cineastischen Folkrock. 

„Volume V“ bietet 8 Songs sowie zwei instrumentale Stücke, überrascht aber mit einer Kürze von unter 32 Minuten. Freunde von Ennio Morricone, Mercury Rev und The Flaming Lips sollten sich die CD oder LP (Black Vinyl, Transparent Vinyl) anhören und vielleicht zücken ja auch die Plattenrichter wieder Höchstnoten.


 


Dass "Volume V" die 30-Minuten-Grenze nur denkbar knapp überschreitet, tut dem Album gut. Ob die emotionale Wirkung des Dauer-Pathos noch wesentlich länger funktioniert hätte, darf bezweifelt werden. So aber rundet "The wake", mit Akustikgitarre, Tamburin und Mundharmonika vergleichsweise dezent instrumentiert, eine dieser seltenen LPs ab, bei denen man inexistente Ecken und Kanten nicht vermisst. Im Gegenteil, man freut sich über den Kokon, in den Other Lives einen eine halbe Stunde lang hüllen, einen Kokon der vermeintlich Banales wie Sakrales erscheinen lässt. (…) Other Lives jedenfalls bleiben glücklicherweise ganz sie selbst.
(Plattentests)

So schlicht der Albumtitel wirken mag, so überschwänglich ist die Musik dahinter. Mit Streichern, Bläsern und klassischen Folk-Instrumenten legen Other Lives eine weiche Decke über die Szenerien, die sie besingen.
Jeder einzelne Song trägt in seiner sanften Großmut den Anspruch, eine Breitbild-Naturaufnahme eines Blockbusters zu untermalen. Auf eine gute Weise.
Den Gesang teilen sich die Eheleute Jesse Tabish und Kim Tabish fair auf, die Melodien schwingen dabei im Referenzraum von Arcade Fire über The National bis zu Of Monsters And Men. Wenn auch nur eine dieser Bands bei euch auf Heavy Rotation läuft, ist dieses Album ein absolutes Jahreshighlight.
(MusikBlog)






10 Fakten zum neuen Album von Tame Impala:

1. 4 Jahre, 6 Monate und 28 Tage lagen zwischen „Currents“ (2015) und „The Slow Rush“ (2020). Bereits damals erwähnte Parker, dass das nächste Album nicht so lange dauern würde, da er „eine Fülle von Ideen“ habe, im Februar 2022 bestätigte er in einem Interview erneut, dass er ein weiteres Tame-Impala-Album früher fertigstellen werde, als es für ihn bisher üblich war.
Nun ist „Deadbeat“ erschienen - 5 Jahre, 8 Monate und 3 Tage nach seinem Vorgänger. Zielvorgabe deutlich verfehlt.

2. Alle fünf Studioalben von Tame Impala laufen über 50 Minuten. Da macht auch „Deadbeat“ keine Ausnahme, denn die 12 Titel dauern zusammen 56.=5 Minuten. Damit setzt sich das Album im internen Laufzeiten-Ranking hinter „The Slow Rush“ (57:16 Minuten) auf Platz 2. 

3. Platz 2 dürfte für Kevin Parker in seiner australischen Heimat keine Option sein, denn sowohl „Currents“ (2015) als auch „The Slow Rush“ (2020) erreichten dort Platz 1. Im Vereinigten Königreich gilt es Platz 3 („The Slow Rush“) zu toppen, in Deutschland gelang seinem letzten Album erstmals der Sprung in die Top Ten, zu übertreffen ist Rang 7.

4. Das Cover stellt einen großen visuellen Wandel dar. Es zeigt ein ungeschöntes, unscharfes Schwarz-Weiß-Foto von Kevin Parker und einem seiner Kinder, was ein deutlicher Bruch mit den abstrakten, psychedelischen Cover-Artworks der Vorgängeralben ist. Bei dem Kind handelt es sich um Peach, die 2021 geboren wurde. Töchterchen Nummer 2, Rose, kam im Mai 2025 zur Welt.  


 


5. Zwei Monate später gab es mit „End Of Summer“ die erste Single aus „Deadbeat“ zu hören, die auch als 12’’ Single veröffentlicht wurde. Den Einzug in die Charts in Australien schaffte sie nicht, dort bleibt „The Less I Know The Better“ (#17) Tame Impalas größter Hit. Das dazugehörige Video stammt vom US-amerikanischen Regisseur und Fotografen Julian Klincewicz:


 


6. Die im September veröffentlichten Singles „Loser“ und „Dracula“ erreichten in Australien die Charts (#95 bzw. #84). Im Vereinigten Königreich konnte Parker mit der dritten Single aus dem Album erstmals die Top 40 knacken. Im Video zu „Loser“, vom Regisseur Sam Kristofski, sehen wir Joe Keery aus „Stranger Things“, das Video zu „Dracula“ stammt erneut von Julian Klincewicz.


 


7. „Deadbeat“ ist die erste Veröffentlichung von Tame Impala über Columbia Records. Das Album ist als CD, Kassette und Doppel-LP (black Vinyl) erhältlich. 

8. Die limitierten Auflagen der Schallplatte gibt es auf Coke Bottle Clear Vinyl, Bluejay Blue Vinyl, Yellow Vinyl und Smoke Vinyl.  


Tame Impala’s fifth album is unlike anything Parker’s musical moniker has released to date. More consistent in emotional tone than his previous records, Deadbeat finds club-friendly techno nestled amongst sparser, more minimal creations. (…) 
For Deadbeat, Parker seems to have abandoned his quest for perfection in favour of pulling on threads of inspiration, then rolling about and luxuriating in whatever unravels. Nothing’s off limits or overbaked, Parker just lets his freak flag guide him.
(Rolling Stone)


9. Das Album wurde von Kevin Parker selbst produziert und entstand in Australien in seinem Home Studio in Fremantle sowie in seinem Wave House Studio in Injidup. Drei Songs komponierte Parker zusammen mit der australischen Musikerin Sarah Aarons („Dracula“, „Oblivion“ und „Afterthought“).

10. Gleich für fünf Konzerte wird Tame Impala im nächsten Jahr nach Deutschland kommen. Tickets kosten zwischen 70,- und 110,- €, das sind die Termine:
16.04.26 München, Olympiahalle
23.04.26 Hamburg, Barclays Arena
29.04.26 Berlin, Uber Arena
30.04.26 Frankfurt, Festhalle
01.05.26 Düsseldorf, PSD Bank Dome



Bye Bye Garage Rock, Bye Bye Alternative Rock. Auf ihrem ersten Soloalbum verabschiedet sich Laura-Mary Carter nicht nur kurzzeitig von Steven Ansell, ihrem musikalischen Partner bei Blood Red Shoes, sondern auch komplett von den lauten, rockenden Tönen, für die sie bisher bekannt war.

Erstmals konnten wir Laura-Mary Carter als alleinige Sängerin und Songwriterin auf dem 2021 veröffentlichten Mini-Album „Town Called Nothing“ kennenlernen. Die Begeisterung über diesen Ausflug in Richtung Folk und Americana hielt sich bei den Plattenrichtern in Grenzen (6,250 Punkte). Nun versucht es die aus Brighton stammende Carter mit 60ies Girlpop-Sounds, die aber so düster gehalten sind, das sie perfekt in das Universum von David Lynch passend sollten.

Die 11 Songs entstanden in Hotelzimmern, Green Rooms und ruhigen Momenten zu Hause, wurden auf einer spanischen Nylonsaitengitarre geschrieben und während einer zweiwöchigen Session in Hackney, London, eingespielt. Dort arbeitete Laura-Mary Carter mit Oscar Robertson und David Bardon zusammen, die sie auf einer gemeinsamen Tour mit Miles Kane kennenlernte, und fand ein Sammelsurium an Vintage-Instrumenten, wie Mellotron, Farfisa-Orgel oder Omnichord, vor, die den nostalgischen Retro-Sound von „Bye Bye Jackie“ mit prägen sollten. Auf „June Bloom“, einem psychedelisch schillerndem Popsong, hören wir zudem Lee Kiernan von Idles an der Gitarre. 
 
„Bye Bye Jackie“ klingt mehr nach Lana del Rey als nach Blood Red Shoes und ist als red transparent Vinyl erhältlich.


In short, Bye Bye Jackie unreels much like an old-school film noir. Its scenes are cloaked in shadows, with the claustrophobia further accented by oblique angles and cynicism. As with those classic (and not-so-classic) movies, however, the ambiguity pulls us in; these are mesmerizing songs, all. To shift metaphors and return to the lede, autumn is often equated with death and dying—yet remains a beloved time of year. There’s beauty in catharsis. Such is the case here.
(The Old Grey Cat)


 


 






In der heutigen Folge der niemals enden wollenden Reihe „Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder?“ geht es zurück in die Mitte der 90er Jahre. Denn 1993 erreichten Pop Will Eat Itself, der Grebo Szene längst entwachsen, mit ihrer Single „Get The Girl! Kill The Baddies!“ (#9) erstmals die Top Ten im Vereinigten Königreich. Im folgenden Jahr konnten sie dieses Kunststück mit ihrem Album „Dos Dedos Mis Amigos“ beinahe wiederholen (#11). 

Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten (und erfolgreichsten) ist, dachten sich wohl auch Pop Will Eat Itself und lösten die Band vor weiteren relevanten Veröffentlichungen 1996 auf. Vor allem Clint Mansell machte sich in den folgenden Jahren als Komponist von Filmmusiken einen Namen. 2005 gab es eine kurzzeitige Reunion (mit Mansell) und mit erst 2011 und 2015 neue Musik (ohne Mansell). Das Interesse an Pop Will Eat Itself hatte in den Jahren wohl ziemlich nachgelassen: „New Noise Designed by a Sadist“ erreichte Platz 187 der UK Charts, „Anti-Nasty League“ verfehlte diese komplett.

Seitdem sind weitere zehn Jahre vergangen und von den Gründungsmitgliedern sind lediglich Graham Crabb (Gesang, Programming, Sampler) und Adam Mole (Gitarre, Sampler) verblieben, ergänzt werden sie von Mary Byker (Programming, Gesang) und Davey Bennett (Bass, Gitarre, Programming), die 2010 dazu kamen, und Neuzugang Cliff Hewitt (Schlagzeug).
„Delete Everything“ ist das achte Album von Pop Will Eat Itself und das Quintett hat folgende Speisen auf der Menükarte: aggressiver Industrial Rock, bollernde Hip Hop Beats und energetischen Elektropunk. Das Album klingt ziemlich nach den 90er Jahren (EMF trifft The Prodigy oder Apollo 440 trifft Nine Inch Nails) und ist als CD und LP (Black Vinyl, Radioactive Pink Vinyl und Dystopian Explosion Red Vinyl) erhältlich. 


 


Opening track ‘The Slammer’ is ubiquitously PWEI, opening proceedings as all their great albums do, by making a lot out of their four initials, before the already released ‘Bruiser‘ and ‘Disco Misfits’, get things started properly, hints of The Prodigy behind the vocal volleys of the frontmen, they’ve lost none on their energy over the intervening years, and these are songs that are gonna sound immense live on their upcoming tour, you can almost picture the middle age mosh-pit bounce now.
And speaking of The Prodigy, there’s a reworking of the 1994’s Music For The Jilted Generation collaboration track ‘Their Law‘, with both acts still love enough to continue to play live, this version hits even harder than the original, with extra lyrics on a song that is sadly still relevant now as it was back in the rave-halting days.
There’s small easter egg reminders of their past in places, for example on ‘Vive Le Rok”s “pretty pretty, hey, pretty pretty” whilst the old-skool rap of ‘Built For Fun’, with its hometown shout outs and the zany nonsense of ‘Play A Fast’Un‘ could have been from their early 90’s classic album Cure For Sanity, but this is no nostalgia venture.
They chill out sonically with the Eastern vibes of ‘Never Mind The Botox‘, but lyrically it’s still as sharp as on anything else on here, but overall, it’s general mood is that of an angry record, but rightly so, there’s a lot to be angry about, the mid-point interlude ‘Mofo Face‘’s chirpy chorus a case in point. (…)
So, yes, Pop Will Eat Itself are still relevant, in fact more so than ever, in this era of bands not getting mad but looking after their careers instead. Hopefully, we won’t have to wait ten years for the next one.
(God Is In The TV)






Wir verabschieden unseren Praktikanten Gem Ini nach einer Woche bei Platten vor Gericht mit seinem vierten und letzten Beitrag zu neuen deutschen Platten. Mittlerweile hat er auch herausgefunden, dass wir nicht in 1-5 Sternen bewerten, sondern in Punkten von 1-10, wobei auch halbe Zwischenschritte möglich sind. Das hat er zu Hotel Rimini zu sagen: 


Moritaten von der Raststätte: Hotel Rimini erweitern auf Gefährdete Arten ihr kammermusikalisches Universum.

1. Der Ersteindruck (Der Teaser/Hook)

Gefährdete Arten ist der Klang des Stillstands inmitten der deutschen Provinz. Entstanden in einer stillgelegten Raststätte, entfaltet das zweite Album der Leipziger Band eine schräg-poetische Melancholie, die das Groteske des Alltags einfängt. Es ist Musik, die nachdenklich macht und sich zugleich behutsam ins Ohr schleicht.

2. Sound, Produktion & Genre-Einordnung

Der Sound auf Gefährdete Arten ist hochgradig atmosphärisch und akustisch dicht. Hotel Rimini beweisen eindrucksvoll, dass sie sich musikalisch geöffnet haben: Das Fundament aus Cello, Violine, Kontrabass und Klavier wird durch psychedelische Gitarrenflächen, jazzige Bläser (Saxophon, Altflöte) und gelegentliche Synthie-Einsprengsel erweitert. Die Produktion ist warm und organisch, vermeidet aber glatte Perfektion, was den Moritaten-Charakter der Lieder unterstreicht.
Genretechnisch bewegt sich die sechsköpfige Band im Chanson-Pop und Indie-Kammermusik. Sie sind poetische Außenseiter und werden oft mit dem melancholischen Deutsch-Pop von Element Of Crime assoziiert, besitzen aber eine schrägere, teils an das Varieté erinnernde Note, die sie deutlicher im Indie-Rock-Kontext verortet (Stichwort: Kante-Erinnerungen).

3. Die Thematische Welt (Texte & Inhalt)

Sänger Julius Forster lenkt den Blick des Hörers in die Weite der Provinz und auf die "gefährdeten Arten" der Gegenwart: einsame Selbstdarsteller, Unternehmensberater, und die Brutalität des Alltags, die sich hinter der Fassade des Wohlstands verbirgt. Das Album ist ein Außenblick, eine Sammlung von Beobachtungen von Menschen vor Tieren in Zoos und dem Scheitern im öffentlichen Raum.
Die Texte sind eine Mischung aus schonungsloser Beschreibung alltäglicher Verfehlungen und anrührenden Sprachbildern über das Verschwinden und die Unsichtbarkeit. Im Song "Funkloch" etwa verdichtet sich die Angst vor dem Kontrollverlust in der Metapher des schlechten Netzes und der Flucht. Die Band nutzt Poesie, um die dekadenten Krokodilstränen städtischer Neurotiker zu besingen.


 


4. Die Höhe- und Tiefpunkte (Tracks im Detail)

Ein herausragendes Stück ist "Déjà vu", das mit minimalistischem Chanson-Pop beginnt, Breaks und Wendungen einbaut und mit einem Text über erwartete Unfälle auf der Autobahn zum Nachdenken anregt. Das fast groteske "Unterholz d'amour" zeigt die schräge Poesie der Band in Bestform.
Das Album enthält zudem atmosphärische Instrumentalpassagen wie "Traurige Tropen" und "Mimikry". Obwohl diese die Atmosphäre verstärken, könnten sie von manchen Hörern, die auf das starke Songwriting fokussiert sind, als leichte Verlangsamung der Erzählung empfunden werden.

5. Das Künstlerische Wachstum (Die Einordnung)

Gefährdete Arten ist eine logische und überzeugende Fortführung des Debüts Allein unter Möbeln. Während das Debüt mehr nach innen gerichtet war, wagt Hotel Rimini hier den Blick nach draußen und erweitert das kammermusikalische Instrumentarium, ohne die intime Poesie zu verlieren. Die Zusammenarbeit mit Gastmusikern, die Streicher und Bläser beisteuern, zeugt von musikalischem Mut. Das Album festigt ihren Ruf als eine der poetischsten und musikalisch spannendsten Indie-Bands Deutschlands.

6. Das Fazit (Zentrale Aussage)

Ein facettenreiches, hochintelligentes und mitreißendes zweites Album. Gefährdete Arten ist der perfekte Soundtrack für eine nachdenkliche Reise durch die deutsche Realität – eine dringende Empfehlung für alle, die Indie-Pop mit literarischem Tiefgang und klassischem Instrumentarium suchen.

7. Vinyl Editionen

Das Album ist als reguläre Vinyl LP erhältlich. Aktuelle Verkaufsseiten listen die Platte in der Standardversion. Die LP erscheint in einem aufklappbaren Gatefold-Cover mit bedruckten Innenhüllen.

Bewertungs-Matrix (Konsistentes Rating)




 


Vielen Dank, Gem Ini. Vielleicht hättest du bei den Gastmusikern noch erwähnen können, dass es sich dabei u.a. um die Eltern von Sänger Julius Forster handelt, die man an der Altflöte bzw. Gitarre hört. Nicht ganz klar ist mir, was du mit "Stichwort: Kante-Erinnerungen" meinst. Erinnert dich Hotel Rimini an Kante? Wäre es nicht zwingender, den Name Tristan Brusch fallen zu lassen?



Der Fehler mit KlickClickDecker vor zwei Tagen hat unseren Praktikanten Gem Ini etwas gewurmt, so dass „Wir waren schon immer da“ die dritte seiner vier deutschen Plattenvorstellungen ist. Und diese stammt selbstverständlich von ClickClickDecker. 


Die Vermessung des Lebens nach 40: ClickClickDecker sind auf Wir waren schon immer da ehrlich und unaufgeregt zurück.

1. Der Ersteindruck (Der Teaser/Hook)

Nach sechs Jahren Funkstille melden sich ClickClickDecker zurück und tun das, was der Titel verspricht: Sie klingen, als wären sie nie weggewesen. Wir waren schon immer da ist ein lyrisch kluges und musikalisch unaufgeregtes Wohlfühlgefühl von 30 Minuten, das die innere Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und dem Alltag feiert.

2. Sound, Produktion & Genre-Einordnung

Musikalisch kehrt das Trio um Kevin Hamann zu seinen Wurzeln zurück. Die kleinen Sound-Experimente früherer Alben wurden beiseitegelegt, zugunsten eines reduzierten, ehrlichen Indie/Singer-Songwriter-Pops. Die Arrangements sind minimalistisch, aber emotional maximiert: Akustikgitarre, Piano und zurückhaltende Schlagzeug-Beats erzeugen eine verträumte, fast nostalgische Atmosphäre. Die Produktion auf Audiolith ist bewusst direkt, um Hamanns Stimme und die Texte in den Vordergrund zu stellen.
ClickClickDecker operieren an der Schnittstelle von Liedermacher-Tradition und Indie-Pop. Sie sind Teil einer Hamburger Schule-nahen, aber eigenständigen Bewegung. Ihre Musik ist ein charmant-kauziges Einnorden der alltäglichen Koordinaten, vergleichbar mit der lyrischen Tiefe von Kettcar oder der lässigen Melancholie von Olli Schulz.

3. Die Thematische Welt (Texte & Inhalt)

Das zentrale Thema des Albums ist die Auseinandersetzung mit den "Baustellen" des Lebens ab Vierzig: verpasste Chancen, zerbrochene Pläne, die Erkenntnis, dass Umwege nicht gleich Scheitern bedeuten. Es geht um inneres Wachstum, Selbstzweifel und die Akzeptanz der eigenen Fehler. Hamanns Texte sind dabei ein ständiger Bewusstseinsstrom – verschlungen, voller Metaphern und doch entwaffnend ehrlich.
Die Sprache ist die bekannte spielerische Wortakrobatik, die mal nüchtern, mal passiv-aufdringlich die Hürden des Alltags verarbeitet. Der Titelsong selbst, "Trampelpfad", und die Zeile aus "Baustellen umfahren" ("Auch noch nach 45 Jahren / Hier in Baustellen fahren / Nur um Baustellen zu umfahren") fassen die konstanten Kämpfe mit den Hürden des Daseins perfekt zusammen.


  


4. Die Höhe- und Tiefpunkte (Tracks im Detail)

Der Opener "Am Ende" ist ein sofortiges "Heimspiel" und braucht nur 90 Sekunden, um das typische ClickClickDecker-Wohlfühlgefühl zu entfachen – ein echter Mitsing-Moment. "Bedürfnismonsta" konkludiert mit der trotzigen Erkenntnis: "Aufgeben? Keine Option!", während "Die permanente Gleichzeitigkeit der Dinge" Text und Struktur wunderbar vereint.
Ein schwächerer Moment ist kaum auszumachen, da das Album eine beeindruckende, gleichbleibende Qualität und Intensität aufweist. Das sehr kurze "Feststellen" am Ende wirkt eher wie eine knappe Coda, welche die Melancholie des Albums nicht auflöst, sondern sanft ausklingen lässt.


 


5. Das Künstlerische Wachstum (Die Einordnung)

Wir waren schon immer da ist kein revolutionärer Schritt, sondern vielmehr eine emotionale Rückbesinnung auf die Stärken der Band. Es beweist, dass ClickClickDecker keine Gimmicks oder Trends benötigen, um relevant zu sein – nur schonungslose Ehrlichkeit. Dieses Album ist der Soundtrack zum "Abrieb des Lebens", den Hamann mit einer neuen, sanften Gelassenheit besingt. Es ist ein wertvoller Ankerpunkt in unsicheren Zeiten und für die Fans eine zeitlose Schönheit.

6. Das Fazit (Zentrale Aussage)

Ein phantastisches, lyrisch kluges und musikalisch unaufgeregtes Werk. Wir waren schon immer da ist ein großer Trostspender, der beweist, dass die Band zu Recht so lange eine treue Anhängerschaft besitzt. Ein Album voller Liebe in den kleinsten Details und ein klares Statement für den ehrlichen Indie-Songwriter-Pop.

7. Vinyl Editionen

Das Label Audiolith hat eine limitierte Auflage des Albums auf pinkfarbenem Vinyl angeboten. Diese Version wird oft im Bundle mit Merch (wie einem Jutebeutel) verkauft und ist für Sammler relevant. Die schwarze Vinyl-Version ist die reguläre Auflage.

Bewertungs-Matrix (Konsistentes Rating)


 
 


ClickClickDecker waren schon immer da, aber ob Kevin Hamann, Oliver Stangl und Sebastian Cleemann auch in Zukunft da sein werden, steht noch in den Sternen. Wo ClickClickDecker auch schon waren: In den deutschen Charts. "Ich glaub dir gar nichts und irgendwie doch alles" stand 2014 für eine Woche auf Platz 100! Die vier in deiner Reihe vorgestellten Alben haben es übrigens alle nicht in die Albumcharts geschafft, um so wichtiger und richtiger, dass du sie uns hier vorgestellt hast, Gem Ini. 


Unser Praktikant Gem Ini hat glücklicherweise bei uns einen musikalisch passenden Rahmen gefunden und kommt in seiner Reihe mit neuen deutschsprachigen Alben nicht mit Schlager- oder Hip Hop-Platten daher. Als nächstes präsentiert er uns „Forma“ von Stefanie Schrank, denn sie und und Björn Sonnenberg (beide von Locas In Love) singen auf zwei Songs („Die neue Illusion ist da“ und „Brand Neu Second Hand“) auf „Überall, wo Menschen sind“, dem dritten Album von Das Paradies, das gestern hier vorgestellt wurde, mit. Also, Gem, bleibst du bei der gestern gewählten Form der Plattenvorstellung und was hast du uns zu „Forma“ zu sagen?  

Ein weiterer ausgezeichneter Vorschlag für eine aktuelle deutsche Neuerscheinung, die sich gut in die Serie einfügt. Stefanie Schranks Album Forma ist ebenfalls kürzlich erschienen und bietet einen spannenden Kontrast zur poetischen Melancholie von Das Paradies.
Hier ist die Kritik zu Forma im identischen Aufbau-Format:


Die Vermessung der Gegenwart: Stefanie Schrank liefert mit Forma ein analytisches Pop-Statement.

1. Der Ersteindruck (Der Teaser/Hook)

Forma ist ein Album, das präzise klingt, kühl lodert und doch nicht kalt lässt. Stefanie Schrank hat die Pop-Maschine auseinandergenommen und wieder zusammengesetzt – mit einem Fokus auf Rhythmus, Struktur und analytischer Beobachtung. Es ist eine Platte, die zum Tanzen anstiftet, während sie den Zustand der Gesellschaft seziert.

2. Sound, Produktion & Genre-Einordnung

Der Klang ist minimalistisch, kantig und stark rhythmusorientiert. Die Produktion ist klar und steril, was perfekt zur thematischen Kühle passt. Im Zentrum stehen druckvolle, trockene Drum-Machines, kalte, aber einprägsame Synthesizer-Melodien und ein oft monotoner, gerade deshalb hypnotischer Gesang.
Stefanie Schrank, bekannt als Bassistin von Stabil Elite, bewegt sich mit Forma im Spektrum des Elektro-Pop und Krautrock-beeinflussten Synthie-Pop. Sie knüpft an die Tradition des Deutschen Post-Punk und des frühen NDW-Sounds an, erinnert aber in ihrer modernen, tanzbaren Präzision auch an Künstlerinnen wie Isolation Berlin oder die Neue Deutsche Welle-Eleganz der 80er Jahre.

3. Die Thematische Welt (Texte & Inhalt)

Thematisch dreht sich Forma um die Suche nach Struktur und Form in einer zunehmend chaotischen und oberflächlichen Welt. Schrank beschäftigt sich mit dem Digitalen, dem Analogen, der Beobachtung von sozialen Ritualen und dem Wunsch nach Klarheit. Die Texte sind oft abstrakt und philosophisch, fast wie Thesen formuliert.
Die Sprache ist pointiert, ohne Schnörkel und unterstreicht die analytische Distanz. Eine zentrale Zeile, die das Konzept auf den Punkt bringt, findet sich im Titelsong: "Es muss eine Form gefunden werden, die das Unfassbare fasst." Es ist eine intellektuelle Auseinandersetzung mit der Gegenwart, verpackt in eingängige, repetitive Hooks.


 


4. Die Höhe- und Tiefpunkte (Tracks im Detail)

Der herausragende Track ist "Rhythmus", eine unwiderstehliche, treibende Nummer, die den Kern des Albums – Struktur und Tanz – perfekt vereint. Auch "Analog/Digital" sticht hervor, da es die thematische Dualität des Albums am besten musikalisch umsetzt.
Einige der stärker experimentellen und monotonen Stücke im Mittelteil, wie das beinahe klinische "Das Raster", könnten für Hörer, die einen klassischen Pop-Aufbau erwarten, eine gewisse Herausforderung darstellen und wirken streckenweise zu repetitiv.

5. Das Künstlerische Wachstum (Die Einordnung)

Forma ist ein konsequenter und geschliffener Schritt in Stefanie Schranks Solokarriere. Im Vergleich zu ihren früheren Alben wirkt die Produktion fokussierter, der Sound geschlossener und die thematische Arbeit tiefgründiger. Es ist ein Album, das ihren einzigartigen Platz im deutschen Pop-Spektrum festigt und klar definiert. Sie beweist, dass Pop nicht immer persönlich oder emotional sein muss, um relevant zu sein; er kann auch intellektuell und strukturiert sein.

6. Das Fazit (Zentrale Aussage)

Ein hochinteressantes und klug durchdachtes Pop-Album für alle, die elektronische Musik mit Köpfchen mögen. Forma ist der Soundtrack für die tanzende Analyse unserer Gegenwart und gehört zu den wichtigsten deutschsprachigen Alben im Bereich des intellektuellen Pop dieses Jahres.

7. Vinyl Editionen

Die 12"-LP ist die gängige Version, erschienen über Staatsakt. Es sind keine Hinweise auf eine spezifische, farbige oder limitierte Vinyl-Auflage (z. B. farbiges Vinyl) für dieses Album zu finden.

Bewertungs-Matrix (Konsistentes Rating)



 


So, Gem Ini, ein kurzes Feedback an dich: Bei der Schallplatte hättest du auch noch auf das Limited Edition Box Set (2x12" Vinyl & Tape) hinweisen können, das man via Bandcamp kaufen kann. Und dass Stefanie Schrank als Bassistin von Stabil Elite bekannt ist, halte ich für ein Gerücht. Locas In Love, Karpatenhund, Gorilla Club? Dreimal ja, Stabil Elite nein. 


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Pop Will Eat Itself - Delete Everything

In der heutigen Folge der niemals enden wollenden Reihe „Comebacks, auf die die Welt gewartet hat, oder?“ geht es zurück in die Mitte der 90er Jahre. Denn 1993 erreichten Pop Will Eat Itself , der Grebo Szene längst entwachsen, mit ihrer Single „Get The Girl! Kill The Baddies!“ (#9) erstmals die Top Ten im Vereinigten Königreich. Im folgenden Jahr konnten sie dieses Kunststück mit ihrem Album „Dos Dedos Mis Amigos“ beinahe wiederholen (#11).  Man soll ja bekanntlich aufhören, wenn es am schönsten (und erfolgreichsten) ist, dachten sich wohl auch Pop Will Eat Itself und lösten die Band vor weiteren relevanten Veröffentlichungen 1996 auf. Vor allem Clint Mansell machte sich in den folgenden Jahren als Komponist von Filmmusiken einen Namen. 2005 gab es eine kurzzeitige Reunion (mit Mansell) und mit erst 2011 und 2015 neue Musik (ohne Mansell). Das Interesse an Pop Will Eat Itself hatte in den Jahren wohl ziemlich nachgelassen: „New Noise Designed by a Sadist“ erreichte Platz 187 der U...
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Hotel Rimini - Gefährdete Arten

Wir verabschieden unseren Praktikanten Gem Ini nach einer Woche bei Platten vor Gericht mit seinem vierten und letzten Beitrag zu neuen deutschen Platten. Mittlerweile hat er auch herausgefunden, dass wir nicht in 1-5 Sternen bewerten, sondern in Punkten von 1-10, wobei auch halbe Zwischenschritte möglich sind. Das hat er zu Hotel Rimini zu sagen:  Moritaten von der Raststätte: Hotel Rimini erweitern auf Gefährdete Arten ihr kammermusikalisches Universum. 1. Der Ersteindruck (Der Teaser/Hook) Gefährdete Arten ist der Klang des Stillstands inmitten der deutschen Provinz. Entstanden in einer stillgelegten Raststätte, entfaltet das zweite Album der Leipziger Band eine schräg-poetische Melancholie, die das Groteske des Alltags einfängt. Es ist Musik, die nachdenklich macht und sich zugleich behutsam ins Ohr schleicht. 2. Sound, Produktion & Genre-Einordnung Der Sound auf Gefährdete Arten ist hochgradig atmosphärisch und akustisch dicht. Hotel Rimini beweisen eindrucksvoll, dass sie...
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ClickClickDecker - Wir waren schon immer da

Der Fehler mit KlickClickDecker vor zwei Tagen hat unseren Praktikanten Gem Ini etwas gewurmt, so dass „ Wir waren schon immer da “ die dritte seiner vier deutschen Plattenvorstellungen ist. Und diese stammt selbstverständlich von ClickClickDecker .  Die Vermessung des Lebens nach 40: ClickClickDecker sind auf Wir waren schon immer da ehrlich und unaufgeregt zurück. 1. Der Ersteindruck (Der Teaser/Hook) Nach sechs Jahren Funkstille melden sich ClickClickDecker zurück und tun das, was der Titel verspricht: Sie klingen, als wären sie nie weggewesen. Wir waren schon immer da ist ein lyrisch kluges und musikalisch unaufgeregtes Wohlfühlgefühl von 30 Minuten, das die innere Auseinandersetzung mit dem Älterwerden und dem Alltag feiert. 2. Sound, Produktion & Genre-Einordnung Musikalisch kehrt das Trio um Kevin Hamann zu seinen Wurzeln zurück. Die kleinen Sound-Experimente früherer Alben wurden beiseitegelegt, zugunsten eines reduzierten, ehrlichen Indie/Singer-Songwriter-Pops. Die Ar...
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Laura-Mary Carter - Bye Bye Jackie

Bye Bye Garage Rock, Bye Bye Alternative Rock. Auf ihrem ersten Soloalbum verabschiedet sich Laura-Mary Carter nicht nur kurzzeitig von Steven Ansell, ihrem musikalischen Partner bei Blood Red Shoes, sondern auch komplett von den lauten, rockenden Tönen, für die sie bisher bekannt war. Erstmals konnten wir Laura-Mary Carter als alleinige Sängerin und Songwriterin auf dem 2021 veröffentlichten Mini-Album „ Town Called Nothing “ kennenlernen. Die Begeisterung über diesen Ausflug in Richtung Folk und Americana hielt sich bei den Plattenrichtern in Grenzen (6,250 Punkte). Nun versucht es die aus Brighton stammende Carter mit 60ies Girlpop-Sounds, die aber so düster gehalten sind, das sie perfekt in das Universum von David Lynch passend sollten. Die 11 Songs entstanden in Hotelzimmern, Green Rooms und ruhigen Momenten zu Hause, wurden auf einer spanischen Nylonsaitengitarre geschrieben und während einer zweiwöchigen Session in Hackney, London, eingespielt. Dort arbeitete Laura-Mary Carter ...
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Tame Impala - Deadbeat

10 Fakten zum neuen Album von Tame Impala : 1. 4 Jahre, 6 Monate und 28 Tage lagen zwischen „Currents“ (2015) und „The Slow Rush“ (2020). Bereits damals erwähnte Parker, dass das nächste Album nicht so lange dauern würde, da er „eine Fülle von Ideen“ habe, im Februar 2022 bestätigte er in einem Interview erneut, dass er ein weiteres Tame-Impala-Album früher fertigstellen werde, als es für ihn bisher üblich war. Nun ist „Deadbeat“ erschienen - 5 Jahre, 8 Monate und 3 Tage nach seinem Vorgänger. Zielvorgabe deutlich verfehlt. 2. Alle fünf Studioalben von Tame Impala laufen über 50 Minuten. Da macht auch „Deadbeat“ keine Ausnahme, denn die 12 Titel dauern zusammen 56.=5 Minuten. Damit setzt sich das Album im internen Laufzeiten-Ranking hinter „The Slow Rush“ (57:16 Minuten) auf Platz 2.  3. Platz 2 dürfte für Kevin Parker in seiner australischen Heimat keine Option sein, denn sowohl „Currents“ (2015) als auch „The Slow Rush“ (2020) erreichten dort Platz 1. Im Vereinigten Königreich gi...
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Other Lives - Volume V

Sowohl das noch unter dem ursprünglichen Bandnamen Kunek veröffentlichte „Flight Of The Flyns“ (2006) als auch das selbstbetitelte Debütalbum (2009) als Other Lives liefen noch größtenteils unbemerkt von der Öffentlichkeit. Dies änderte es sich erst mit „ Tamer Animals “, das nicht nur die Serie erster kleinerer Chart-Erfolge anstoßen sondern auch bei Platten vor Gericht mit 8,500 Punkten bis auf Platz 2 der Charts 2011 klettern konnte. „ Rituals “ (2015) war ein kleiner Durchhänger (7,000 Punkte und unter „ferner liefen“ platziert), aber auf „ For Their Love “ (2020) zeigten sich Other Lives wieder in voller Pracht, so dass den Plattenrichtern 8,125 Punkte und Platz 3 angemessen erschienen. Mittlerweile sind weitere fünf Jahre ins Land gegangen, in denen die Fünf an ihrem fünften Studioalbum arbeiteten, das den passenden Titel „Volume V“ trägt. Und möglicherweise erreichen die Eheleute Jesse und Kim Tabish mit ihren Bandkollegen Jonathon Mooney, Josh Onstott und Danny Reisch damit ...
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Of Monsters And Men - All Is Love And Pain In The Mouse Parade

Dass ein und das selbe Album gleich zweimal eine Vorladung zu Platten vor Gericht erhält, kommt höchst selten vor. Bei „ My Head Is an Animal “, dem Debütalbum von Of Monsters And Men, war dies der Fall. Im Jahr der ursprünglichen Veröffentlichung, 2011, wollte es niemand so recht hören und bewerten, dann zündete die Single „Little Talks“ und katapultierte die Isländer überall in Charts, auf Kompilations und ins Radio sowie Fernsehen. Aufgrund dieses Erfolgs wurde das Album mit neuem Artwork und minimal veränderter Songliste erneut veröffentlicht, diesmal weltweit. Es folgte die angesprochene erneute Vorladung, aus der 7,667 Punkte und Platz 17 bei Platten vor Gericht resultierten.   Für die beiden Nachfolger ließen sich die Isländer jeweils rund vier Jahre Zeit, den guten Punktedurchschnitt und die damit einher gehende Platzierung konnten sie nicht wiederholen. „ Beneath The Skin “ (2015) und „ Fever Dream “ (2019) erreichten nur noch 6,900 bzw. 6,250 Punkte. In den sechs Jahren, ...
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Stefanie Schrank - Forma

Unser Praktikant Gem Ini hat glücklicherweise bei uns einen musikalisch passenden Rahmen gefunden und kommt in seiner Reihe mit neuen deutschsprachigen Alben nicht mit Schlager- oder Hip Hop-Platten daher. Als nächstes präsentiert er uns „ Forma “ von Stefanie Schrank , denn sie und und Björn Sonnenberg (beide von Locas In Love) singen auf zwei Songs („Die neue Illusion ist da“ und „Brand Neu Second Hand“) auf „Überall, wo Menschen sind“, dem dritten Album von Das Paradies, das gestern hier vorgestellt wurde, mit. Also, Gem, bleibst du bei der gestern gewählten Form der Plattenvorstellung und was hast du uns zu „Forma“ zu sagen?   Ein weiterer ausgezeichneter Vorschlag für eine aktuelle deutsche Neuerscheinung, die sich gut in die Serie einfügt. Stefanie Schranks Album Forma ist ebenfalls kürzlich erschienen und bietet einen spannenden Kontrast zur poetischen Melancholie von Das Paradies. Hier ist die Kritik zu Forma im identischen Aufbau-Format: Die Vermessung der Gegenwart: Stefa...
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Kent - Då Som Nu För Alltid

Es führt kein Weg dran vorbei, weder verschweigen noch ignorieren funktioniert, also müssen wir uns der Tatsache stellen: „Då Som Nu För Alltid“ ist das zwölfte und letzte Album von Kent . Wenn ich dieser traurigen Tatsache schon ins Auge sehen muss, dann ist heute ein guter Tag dafür, denn ich steige in einen Flieger in die schwedische Heimat der Band. Eigentlich bin ich dann einige Monate zu früh in Stockholm, denn die Abschiedstournee von Kent findet erst in den letzten Monaten des Jahres statt - leider nur in Skandinavien und die Tickets waren schneller ausverkauft, als dass ich einen winterlichen Konzertreise-Entschluss fassen konnte. Warum nur Skandinavien? Ein Blick auf die Chart-Platzierungen von „Då Som Nu För Alltid“ gibt die Erklärung: Dänemark #13, Finnland #3, Norwegen # 5 und Schweden #1. Also bleibt mir nichts anderes übrig, als in der nächsten Woche die neu aufgelegten Schallplatten von Kent in Stockholm zu kaufen und Konzerte von Sigu...
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Das Paradies - Überall, wo Menschen sind

Wir haben einen Praktikanten bei Platten vor Gericht: Gem Ini lautet sein Name, er hat einen besonderen Hang zur deutschsprachigen Musik und wollte unbedingt einige neue Platten vorstellen. Gem hat sich extra ein Rezensions-Template ausgedacht - das mögen wir ja, wie man an den Reihen „10 Fakten zum neuen Album von…“ oder „Die erste Vorladung“ ablesen kann. Dann schauen wir uns doch einmal die erste seiner vier Arbeitsproben an: Der Trost der Zerbrechlichkeit: Das Paradies sucht auf Überall, wo Menschen sind das Glück im Detail. 1. Der Ersteindruck (Der Teaser/Hook) Überall, wo Menschen sind ist das akustische Äquivalent eines Sonnenstrahls, der durch einen staubigen Raum fällt: bezaubernd, leicht melancholisch und voller kleiner Wunder. Florian Sievers' drittes Album unter dem Namen Das Paradies ist eine knappe, aber dichte halbe Stunde lyrischen Indie-Pops, der tröstet, ohne jemals banal zu wirken. 2. Sound, Produktion & Genre-Einordnung Das Klangbild des Albums ist geerdeter...
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