Das 25-jährige Bandjubiläum feiert die Band aus Estland mit ihrem siebten Album „Evening Colours“. Diese schlechte Quote ergibt sich aus einer mehrjährige Auszeit.
Pia Fraus bewegen sich auch auf den elf neuen Liedern wie gewohnt zwischen sublimen Dreampop und sanft-säuselndem Indiepop, weben elektronisch-sphärische Sounds gekonnt ein, lugen einmal in Richtung Krautrock und erinnern hier („Fog On The Hills“) und da („Sunny Afternoons“) an Stereolab (in weniger anstrengend*), was auch an den Streicherarrangements von Sean O’Hagan (The High Llamas, Stereolab, Microdisney) bei gleich vier Songs liegen könnte.
Die Lieder wurden erneut von Rein Fuks (Gitarre, Synthesizer, Gesang) komponiert und mit Kristel Eplik (Gesang), Eve Kom (Gesang, Synthesizer), Kärt Ojavee (Synthesizer, Piano), Reijko Tagapere (Bass) sowie Joosep Volk (Schlagzeug) aufgenommen.
„Evening Colours“ ist als CD und LP (clear Vinyl, black Vinyl, deep purple Vinyl) erhältlich.
Wem der Stil des Artworks bekannt vorkommt, der hat vielleicht auch „Slow Summits“ von The Pastels oder „Man-Made“ von Teenage Fanclub im Schrank stehen, denn auch diese Schallplattenhüllen stammen von der schottischen Künstlerin Annabel Wright.
*Ausnahme: „We Melt“
The band creatively incorporate a heavy Krautrock influence into "Regret Everything," which kicks off with a rocket-powered motorik rhythm, then continues with unexpected melodic shifts. "Confidential Information" has touches of reverb-y surf guitars and lounge vibes but otherwise focuses on an urgent sense of heartache. The arrangement and sound design on "Another Artichoke" is bewildering, with shooting star-like horns and cloudy synth textures floating around insistent vocals ("Please hold my hand at least one more year"). O'Hagan's lush strings return on the final two songs, the slightly proggy "We Melt" and the mellower "Lost in Nights," which seems to fuse traces of shoegaze and '70s soul. Pia Fraus have had an impressive track record for over 20 years, but Evening Colours stands out as one of their more inventive, inspired efforts.
Nur einen Plattenrichter konnten die aus Estland stammenden Pia Fraus bei ihrer ersten Gerichtsvorladung vor drei Jahren so gar nicht überzeugen. „Field Ceremony“, das fünfte Album des Quintetts um den kreativen Kopf Rein Fuks, landete 2017 trotz seiner 4,5 Punkte-Wertung mit 7,300 Punkten auf Platz 53 bei Platten vor Gericht.
„Und diese verhuschten in den Hintergrund gemischten Stimmen kann ich eh nicht leiden,“ maulte damals besagter Plattenrichter und nun muss er sich nun darauf einstellen, dass sich dies auch bei „Empty Parks“ nicht geändert hat. Mit Joosep Volk und Kristel Eplik kehrten frühere Bandmitglieder zurück ins Studio, in dem erstmals John McEntire (Tortoise, The Sea and Cake, Stereolab, Broken Social Scene, Teenage Fanclub) als Produzent Platz nahm. Die 11 neuen Songs kombinieren besagten verhuschten Boy/Girl-Gesang mit sanft-säuselndem Dreampop und dezent aufbrausendem Shoegaze. Im Vergleich zum Vorgänger herrscht eine deutlich positivere und poppigere Grundstimmung und gibt es ein Mehr an Synthesizern und Electronica, so dass die Band auch Fans von Stereolab oder Broadcast als Anhänger gewinnen könnte. Ob der eingangs erwähne Plattenrichter umgestimmt werden kann, bleibt zu bezweifeln.
„Empty Parks“ ist als CD (limitiert auf 500 Exemplare) und LP (300 black Vinyl; 200 orange Vinyl) seit dem 20. Januar erhältlich.
Aus dem Baltikum haben bisher erst zwei estnische Bands eine Vorladung von uns erhalten. Den besten Punktedurchschnitt erreichten dabei Pia Fraus im letzten Jahr mit „Field Ceremony“ (7,300 Punkte und Platz 53).
Ewert And The Two Dragons standen bereits zweimal hier vor Gericht und müssen sich nun einer sinkenden Tendenz erwehren: „Good Man Down“ kam 2012 (mit etwas Verspätung) auf 7,2 Punkte und „Circles“ (2015) auf 6,7 Punkte.
Für ihr insgesamt viertes Album („The Hills Behind The Hills“ hieß 2009 ihr Debütalbum) ließen sich Ewert Sundja (Gesang, Gitarre), Erki Pärnoja (Gitarre), Kristjan Kallas (Schlagzeug) und Ivo Etti (Bass) erneut drei Jahre Zeit. „Hands Around The Moon“ lautet der Titel der Platte, die 11 neue Songs offeriert und an unterschiedlichen Orten in Tallinn mit dem Produzenten Sander Mölder aufgenommen wurde.
„It’s still a Dragons record but we were searching for a new approach and a way to step out of our comfort zone“, erklärt der Sänger und Namensgeber der Band und meint damit mehr elektronische Klänge und einen Schritt in Richtung unauffälliger, vor sich hin plätschernder Radiopop. „Little Love“ und „Follow Me“ sind die abschreckendsten Beispiele und zeigen, dass man nicht immer zwanghaft die eigene Komfortzone verlassen muss. Ich befürchte, dass die Drachen mit „Hands Around The Moon“ nicht gegen den abfallenden Punkte-Trend ansteuern können.
Die erste Vorladung (V)
Personalien:
Hier heißt niemand mit Vornamen Pia und mit Nachnamen Fraus. Der Ausdruck stammt aus Ovids Metamorphosen und bezeichnet, laut Wikipedia, „eine Täuschung oder Verheimlichung der Wahrheit in vermeintlich guter Absicht, namentlich Volkstäuschung für religiöse Zwecke“.
Die Band Pia Fraus ist erst die zweite Band aus dem Baltikum, die bei Platten vor Gericht vorgestellt wird und stammt, wie auch ihre Landsleute von Ewert And The Two Dragons, aus Estland. Das Quintett wird von Eve Komp (Gesang, Synthesizer), Kärt Ojavee (Synthesizer), Rein Fuks (Gitarre, Gesang, Songwriter), Reijo Tagapere (Bass) und Margus Voolpriit (Schlagzeug) gebildet.
Tathergang:
Pia Fraus sind keine Newcomer, sondern haben seit ihrer Gründung 1998 bereits fünf Studioalben und mehrere EPs veröffentlicht. Daher stellt „Field Ceremony“ eher so etwas wie ein Comeback dar, denn das letzte Album „After Summer“, welches von Norman Blake (Teenage Fanclub) abgemischt wurde, war 2008 erschienen. Seitdem hat einerseits der Gitarrist Tõnis Kenkmaa die Band verlassen, andererseits sind mit Kristel Eplik, die noch auf den ersten beiden Alben von Pia Fraus sang, als Gastsängerin und ihrem früheren Drummer Joosep Volk, der sich um das Video zu „That’s Not All“ kümmerte, ehemalige Weggefährten unterstützend mit dabei.
Plädoyer:
Pia Fraus beschreiben ihren Sound selbst als „a sublime mixture of dream-pop, subtle shoegaze and beautiful electronica“ und so sollen stellvertretend für diese drei Genre die Songs „Mountain Trip Guide“, „Sugar High Of The Year“ und „No Filters Needed“ von „Field Ceremony“ genannt werden, um die Selbsteinschätzung des Quintetts zu bestätigen. Obwohl eigentlich bei allen Bandmitgliedern unter den verwendeten Instrumenten Synthesizer gelistet sind, prägen erfreulicher Weise die Gitarren den Sound von „Field Ceremony“ und dürfen Pale Saints, Slowdive, Chapterhouse und My Bloody Valentine als Referenzen heran gezogen werden.
Zeugen:
Right off the bat, the group hits a familiar stride with the cruising midtempo opener, "It's Over Now," which drowns gloomy yet content vocals in a wash of synths and corroded guitars. Even though most of the group's members are credited with playing synthesizers or electronics of some sort, they enhance the guitars rather than overpower them, and the album ends up sounding a little less electronic overall than some of the band's past releases (particularly the ones that contain remixes). The group's music feels so autumnal that it almost seems necessary to be wearing a nice comfy jacket and walking among the fallen leaves while listening. In addition to sad new wave numbers like "Autumn Winds" and the splendid "Endless Clouds," Pia Fraus indulge in their sticky-sweet side with the noise-pop bubblegum of "Sugar High of the Year." Following this song, though, things quickly grow cold and somber, particularly with the bitter breakup lament "Brutal Truth of the World" (which nevertheless manages to find room for some handclaps). Field Ceremony isn't a grand departure from what Pia Fraus have been doing all along, but there isn't really any reason for them to do anything different -- they've already proven themselves to be masters at updating the classic shoegaze sound without sounding trendy. At this point, they're just waiting for the rest of the shoegaze world to discover them.(all music)
Indizien und Beweismittel:
Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt...
Bei "Good Man Down" waren Deutschland und wir bei Platten vor Gericht etwas spät dran, denn die Veröffentlichung / Vorstellung erfolgte erst mit einjähriger Verspätung. "Circles", das insgesamt dritte Album von Ewert And The Two Dragons, erschien nun pünktlich Dank eines Major Labels auch hierzulande, nur unser Blog hinkt etwas hinterher.
Dank der Plattenfirma durften Ewert Sundja, Erki Pärnoja, Kristjan Kallas und Ivo Etti ihre estnische Heimat zu Aufnahmezwecken verlassen und über den großen Teich nach Seattle reisen. Leider muss ihnen wohl auf dem Weg nach Übersee auch das Versponnene / Besondere, das den Vorgänger noch auszeichnete, verloren gegangen sein. Zu austauschbar, glatt gebügelt und überraschungsarm klingen Ewert And The Two Dragons nun. Da helfen auch die eingängigen "Pictures", "Stranger" und "Speechless", die an- und wieder abschwellende Ballade "Circles" sowie die Streicher hier und das Glockenspiel da nicht viel.
Die nachdenklicheren, zum Teil aber auch rockigeren bis epischen Elemente, die zuvor in Songs wie „Panda“ bereits angeklungen sind, können Ewert auch. Bisweilen, besonders im Mittelteil der Platte (Titeltrack „Circles“, „Could Have Been“), plätschern die Lieder leider etwas vor sich hin. Dafür gönnt sich die Band mit dem nach eigenen Angaben „most rock’n‘roll song“ ihrer bisherigen Diskografie einen recht fulminanten Opener.
Zudem ist eben nicht der zur Single auserkorene Schunkelstampfer „Pictures“ unter den besten Songs des Albums, sondern das großartige „Stranger“ mit Hörnern, Flöte und Saxophon oder auch der dramatische Abschluss „Warhorses“. Die wunderbare Instrumentierung, die auch schon das Vorgänger-Album besonders ausgezeichnet hat, ist dabei aber weiterhin allen Songs gemein. Glockenspiel, Xylophon- und Keyboardeinsatz dieser Band haben einfach Wiedererkennungswert.
So ist Estland zum Glück auf der musikalischen Landkarte aufgetaucht und wird mit der vorliegenden Platte auch dort bleiben.
Das Resultat klingt entsprechend harmlos, aber nicht eben schlecht. Zehn Indie-Folk-Liedchen mit nahbaren, freundlichen Refrains und kompakten Melodien fürs tägliche Trällern. Hier ein Ausreißer an der Gitarre, dort ein Schnörkel am Glockenspiel, ein paar Streicher oder ein Saxofon als Nachhut, und es wird ein Schühchen draus, das man sich sicher auch außerhalb Skandinaviens gerne anziehen wird. Ein paar sportliche Bass-Lines gibt’s obendrein, und gegen Ende der Stücke wartet oft eine kleine klangliche Überraschung. Wie es wohl geklungen haben mag, als Ewert und Band mangels eigener Songs noch Radiohead, Sting und U2 coverten? Bestimmt sehr korrekt.
Freunde von Keane, Coldplay und We Invented Paris sollten es mit "Circles" versuchen. Vielleicht gebe ich dem Quartett aus Estland live eine weitere Chance, denn auch "Good Man Down" gefiel mir auf der Konzertbühne dargeboten besser als aus der Konserve.
Ewert And The Two Dragons unterwegs:
19.04.2015 München, Ampere
20.04.2015 Frankfurt, Das Bett
21.04.2015 Hamburg, Mojo Club
22.04.2015 Berlin, Lido
23.04.2015 Köln, Gebäude 9
Sollten euch Christkind oder Weihnachtsmann heute Bargeld oder entsprechende Gutscheine auf den Gabentisch legen, dann empfehle ich „Good Man Down“ der Band Ewert And The Two Dragons. Das Album erschien in ihrer Heimat Estland bereits im April 2011, aber da es erst über ein Jahr später in Deutschland heraus kam, dürfte hier der Aufschrei der Gralshüter der Veröffentlichungstermine ausbleiben. „Good Man Down“ wurde gleich für mehrere „Estonian Music Awards“ nominiert, gewann in den Hauptkategorien und avancierte zum bestverkauften Album des Jahres in Estland.
Die aus Tallin stammenden Ewert Sundja (Gesang und Keyboard), Erki Pärnoja (Gitarre, Gesang), Kristjan Kallas (Schlagzeug, Schlaginstrumente) und Ivo Etti (Gitarre, Bass, Gesang) fielen uns dieses Jahr beim New Fall Festival im Vorprogramm von The Notwist sehr positiv auf. Auch wenn die Qualität des Folkpops der ersten Plattenhälfte im weiteren Verlauf nicht gehalten werden kann und auch mal zu deutlich in Richtung Country abdriftet, darf „Good Man Down“ hier nicht unerwähnt bleiben.
Auf den Spuren skandinavischer Folk-Pop-Bands wandelt hier die estische Band auf ihrem mehr als vielversprechenden 2. Album. Hier sitzt jeder Akkord und Ton an der richtigen Stelle und zudem haben sie auch noch das Appeal, irgendwo in den Fussstapfen von Mumford & Sons, Holmes, Friska Viljor oder den Fleet Foxes ihr eigenes Plätzchen zu ergattern. Gut und clever abgeschmeckt mit wunderschönen Harmonievocals, straight schrammelnden oder gezupften Akkustikgitarren und einem todsicheren Gespür für einen kleinen Herzens-Hit mit immer etwas melancholischem Unterton.
(Flight13)
Beim Opener "(In The End) There´s Only Love" trommelt sich ab der ersten Sekunde das Schlagzeug sehr angenehm ins Ohr. Und irgendwie kommen Erinnerungen an White Rabbits "Percussion Gun" hoch. Der Song hat aber auch eingängige Uh-Uh-Uh Gesänge, Handclaps und Glockenspiele zu bieten. Es ist auch nicht verwunderlich, dass der Titelsong in Estland so gut ankam. Folkgesänge und die typischen Instrumentierungen sind eben in diesem Jahr im Kommen. Die isländischen Kollegen von Of Monsters And Men haben schon ihren Beitrag geleistet. Ewert And The Two Dragons stehen noch bei null. Den Herren aus Estland würden wir den großen Durchbruch und den damit verbundenen Erfolg ebenso gönnen.
"Jolene" erweist sich als absoluter Ohrwurm, den jeder nach dem ersten Hören mitsingen kann. Schon wieder ein einfaches Glockenspiel und die zart hauchende Stimme, die sich in den Strophen über den Schlagzeug-Beat legt. Die Bridge nach zweieinhalb Minuten ist nahezu fantastisch. Zum Ende baut sich der Song nochmals auf bis es zum finalen Abschluss kommt.
Die meisten Songs trauen sich nicht völlig aus sich heraus zu kommen. Die Platte ist als Gesamtwerk sehr ruhig. An Selbstbewusstsein scheint es zu hapern, wenngleich sie mit ihren nationalen Erfolg schon unter Beweis gestellt haben, dass ihre Musik ziemlich gut ankommen kann. Es scheint das letzte Etwas zu fehlen. Für das nächste Werk wünschen wir uns viel mehr Songs vom Kaliber "Jolene", "Sailor Man", "Road To The Hill" oder "Good Man Down".
(Alternative Fanpage)
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Fünf Dinge über Steilwände, die du noch nicht wusstest - Nummer 4 wird dich aus den Socken hauen! 1. Die Steilwand, auch bekannt als Motor-Drome, Wall of Death oder Todeswand, ist eine Jahrmarktsattraktion, die ihren Ursprung in den USA hat. Die erste Motor-Drome, wie sie in den USA genannt wurde, entstand 1911 auf Coney Island. Dort wurde die Idee, die von Motorrad-Rennbahnen stammte, perfektioniert und als Jahrmarktsattraktion etabliert. In Deutschland ist sie seit Ende der 1920er Jahre bekannt. 2. Viele Steilwandfahrer schwören auf die Indian Scout, insbesondere Modelle aus den 1920er und 1930er Jahren. Diese Motorräder sind bekannt für ihren stabilen Rahmen und ihre gute Kraftentfaltung. Die Maschinen sind meist sehr leicht und haben keine Vorderradbremse, der Gasgriff lässt sich in einer Position fixieren. Manchmal werden auch speziell angepasste Autos oder Go-Karts für Shows eingesetzt. 3. Die Wände der Zylinder-Wandung sind traditionell aus Holz gefertigt, und das aus gutem Grun...
Joel Gibb macht es uns wirklich nicht leicht. Das letzte Album von The Hidden Cameras war ein Ausflug in Country-Gefilde und wurde hier mit „Yi-ha!“-Kommentaren sowie 6,167 Punkten abgestraft. Nur gut, dass seitdem 9 Jahre vergangen sind, wir „ Home On Native Land “ vergessen konnten und sich Gibb auf seine Ursprünge in der „Gay Church Folk Music“ besann und wieder Owen Pallett für die Streicherparts gewann. Bevor jetzt alle begeistert im Internet nach tollen, limitierten Schallplatten-Auflagen von „Bronto“ suchen (vergeblich, es gibt lediglich black Vinyl), muss ich folgendes gestehen: Leider entsprechen nur drei der vier zuletzt getätigten Aussagen der Wahrheit, denn Gibb hat sich wohl in den letzten Jahren viel in den Clubs seiner Berliner Wahlheimat herum getrieben, an seine Synthpop-Helden der 80er Jahre erinnert (und die Pet Shop Boys und Vince Clarke für Remixe gewinnen können) sowie in München in stilechtes Disco- und Dance-Album aufgenommen. Zu gut informierten Bea...
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Was haben The Smiths, Kent und Saint Etienne gemeinsam? Richtig, sie stehen bei last.fm unter den Top 30 meinen am häufigsten gehörten Bands/Künstlern, ohne dass ich sie bisher live sehen konnte. Bei Morrissey & Marr ist wohl ausgeschlossen, dass dies noch passieren kann (es sei denn, jemand erfindet eine Zeitmaschine), bei Kent besteht die Hoffnung, dass sie in ein paar Jahren noch einmal auftreten (also zumindest in Schweden) und bei Saint Etienne müsste es jetzt auch ganz schnell mit einem Konzerterlebnis gehen. Denn Sarah Cracknell, Bob Stanley und Pete Wiggs haben bekannt gegeben, dass „International“ ihr zwölftes und letztes Album sein wird. Gut, dass sie sich nicht mit dem einschläfernden Ambient-Album „The Night“ (2024) verabschieden, noch besser wäre es aber, wenn sie den Albumtitel wörtlich nehmen würden und international noch ein paar Konzerte spielen würden! Zum Abschied haben sich Saint Etienne einige prominente Mitstreiter ins Studio eingeladen: Vince Clarke („...
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Angst, Doppelgänger, Zeitgeist, Rucksack, Autobahn, Weltanschauung, Bratwurst, Kindergarten, Kitsch oder Vergangenheitsbewältigung. Es gibt zahlreiche deutsche Wörter, die den Einzug in die englische Sprache gefunden haben. Schadenfreude ist ein weiteres, denn im Englischen gibt es für dieses Gefühl, die Freude am Unglück anderer, keine exakte Entsprechung. Baxter Dury hat nun auf seinem neunten Album einen Song darüber geschrieben, auch wenn Fabienne Débarre, die zusammen mit JGrrey, Madeleine Hart und Georgie Jesson auf den neun Songs gesanglich unterstützt, das abschließende e unter den Tisch fallen lässt. Der Titelsong, so gesungen und geschrieben als wäre „Allbarone“ ein Städtchen in Italien, bezieht sich auf die britische Kette „All Bar One“, „Mockingjay“ ist selbstverständlich von „The Hunger Games“ beeinflusst und bei „Hapsburg“ handelt es sich um ein hochprozentiges, österreichisches Absinth-Produkt. „Allbarone“ wird erneut über Heavenly Records vertrieben und wurd...