Die in Minneapolis beheimateten Poliça hatte schon immer eine besondere Band-Konstellation: Neben der gut besetzten Rhythmusgruppe, die aus dem Bassisten Chris Bierden und den beiden Schlagzeugern Drew Christopherson und Ben Ivascu besteht, gibt es die Sängerin Channy Leaneagh, die auch die Texte schreibt und Synthesizer spielt, sowie Ryan Olson, der nicht mit auftritt, aber als Produzent und Songwriter im Studio die Strippen zieht. 
So war es seit 2011 und über sieben Alben hinweg. Mit der Veröffentlichung von „Dreams Go“ ist klar, dass nicht nur die Zusammensetzung der Band nicht weiter Bestand hat sondern es auch fraglich ist, ob und in welcher Form Poliça weiter bestehen werden. Denn bei Chris Bierden wurden Glioblastome, die bei Erwachsenen häufigsten bösartigen hirneigenen Tumoren, diagnostiziert. Im Verlauf der Aufnahmen der acht Songs von „Dreams Go“ verlor er die Fähigkeit Bass zu spielen. Es nimmt also nicht wunder, dass die letzten Aufnahmesessions mit Bierden, die im Pachyderm Studio in Minnesota stattfanden, zum emotionalsten Alben der Band führten, dessen Texte über Verlust, Widerstandsfähigkeit und die zerbrechliche Schönheit des Festhaltens sinnieren.
Die Spannbreite von „Dreams Go“ reicht von pulsierendem Elektropop („Carlines“, „Wasted Me“) über sphärischem Dreampop („She Knwos Me“) bis zu R&B-Anlehnungen („Dreams Go“). Das Album dauert knapp 32 Minuten und ist als CD und LP (Black Vinyl, Red Vinyl, Dreams Splatter Vinyl) erhältlich. 
So etwa im clubtauglichen „Wasted Me“ oder auch im Titeltrack, der zwischen herrlicher Popzugänglichkeit und abstrakter Kunst oszilliert. Ein Song vom Format „Dark Star“ aus ihrem Debütalbum. Dass Poliça ihn an letzte Stelle des Albums packen, spricht nicht nur von einem stabilen Selbstbewusstsein, sondern auch von einer hohen Qualität der restlichen Tracks, von denen einige eine verletzlichere Note preisgeben.„Wound Up“ ist hier einer der Bindeglieder zwischen flächigen Synthesizern und den Sounds aus dem Drumcomputer. Dabei spielt die doppelte Drumstärke eine untergeordnete Rolle. Stattdessen wird, wie in „Creepin“, auch mal der Bass zu Channy Leaneaghs Sidekick.

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