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4. August 2020

Fontaines D.C. - A Hero's Death


Ende 2019 kürten wir ein irisches Album zu unserer Platte des Jahres. Gut, es waren Hail The Ghost und nicht Fontaines D.C., aber diese konnten sich mit ihrem Debütalbum immerhin auf Rang 66 platzieren und konnten trotz einem Ausreißer (hier hatte sich ein Richter mit 4,5 Punkten offensichtlich vertippt) noch auf 7,2 Punkte im Durchschnitt kommen.

Obwohl „A Hero’s Death“ erneut in Zusammenarbeit mit dem Produzenten Dan Carey (Kate Tempest, Bat For Lashes, Emiliana Torrini) entstand und weniger als 16 Monate nach dem Debüt „Dogrel“ in den Plattenläden steht, darf dennoch eine Weiterentwicklung attestiert werden. Grian Chatten mutiert vom Shouter zum Sänger (also im Sinne von Ian Curtis) und die Post-Punk-Ausbrüche sind milder, aber bunt schillernder geraten und weichen der ein oder anderen Ballade. Nicht falsch verstehen: „A Hero's Death“ ist erneut ein kalter, düsterer, trostloser Ort, an dem sich Joy Division, Arctic Monkeys, Interpol, The Velvet Underground und The Beach Boys zum Stelldichein treffen. 




Entfremdung und Einsamkeit dominieren die Wortreihen in den ersten beiden Stücke, „I Don‘t Belong“ und „Love Is The Main Thing“ klingen wie entfernte Nachkommen aus der Song-Sippe von Ian Curtis.
„Televised Minds“ im Anschluss setzt den ersten Schnitt, ein Biest von einem Surf-Song, ein Dark-Wave-Mutant mit No Future im Kopf – glamourös, zerstörerisch, Dan-Carey-Produktion, klasse! Drei Balladen finden sich auch auf dem Album, „Oh Such A Spring“, die schönste und so geduldsam erzählte, fließt im Narrativ Chattens vor sich hin, bis die Wörter sich zu einem morbiden Finale aufeinandertürmen: „I watched all the folks go to work, just to die“. Das Komplimentärstück dazu kommt als vierminütiger Selbstbestimmungsdonner: „I was not born… to do another man’s bidding“. Well done, Dubliners!




Spannung halten, ohne zu erlösen: So könnte man die Formel des Quintetts zusammenfassen. Auch das zweite Stück „Love Is The Main Thing“ arbeitet nach diesem Prinzip. Über nervösem Monoton-Beat spricht Chatten seinen Text. Druck kommt von unten, von Bass und einer molligen Surfgitarre. Auch „A Lucid Dream“ und das Titelstück, das immer wieder die Zeile „Life ain’t always empty“ wiederholt und dabei erschütternd hoffnungslos klingt, folgen diesem Prinzip.
Es geht eine ungeheure Kraft von diesem Songs auf, die nicht auf Chord-Changes oder die Zusammenstellung verschiedener Songteile bauen, sondern einzig auf immanente Dynamiken. Viel mehr noch als auf dem Debüt vertrauen Fontaines D.C. dabei der Wucht des Riffs, der Wiederholung. (…)
Man muss Fontaines D.C. danken für diese Platte, die den Spirit eines beinahe verlorengeglaubten Genres aufrechterhält. Richtig, richtig stark!




Fontaines D.C. (vermutlich) live in Deutschland:
16.03.21 München, Backstage Werk
19.03.21 Berlin, Astra
20.03.21 Hamburg, Gruenspan
26.03.21 Wiesbaden, Schlachthof
27.03.21 Köln, Live Music Hall


5 Kommentare:

  1. Der Vorgänger war stärker, vielleicht hätte man mit diesem Album noch etwas warten sollen.. He, habe ich das nicht gerade schon bei Jonathan Bree geschrieben?
    7,5 Punkte

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  2. Habe es versucht, mir es noch schöner zu hören. Klappte nicht. 7,5 Punkte

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  3. Es wird nicht verwundern, kann weder viel mit Post-Punk noch mit solchem Sprechgesang anfangen.

    5

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