Friendship - Caveman wakes up

 


Vermutlich sitze ich zu wenig auf Pferdesatteln, um Country und Americana zu verstehen oder gar zu lieben. Es gab hier vor Gericht in der Vergangenheit dazu sogar schon die eine oder andere heißere Diskussion. Die wird es m. E. im Zusammenhang mit "Caveman wakes up" nicht geben müssen, handelt es sich doch im eine ziemlich perfekte Mischung aus Folk und Indierock. 

Friendship aus Philadelphia sitzen ruhig in der Ecke einer schlecht beleuchteten Kneipe, nicken dir kurz zu und erzählen dir dann, wenn du dich dazugesetzt hast, die besten Geschichten des Jahres. „Caveman wakes up“ ist genau so ein Album: Ein Meisterstück der Entschleunigung. Dan Wriggins, der Kopf der Bande, hat eine dieser Stimmen, die man sofort unter Tausenden wiedererkennt. Ein knarziger Bariton, der immer so klingt, als wäre er gerade erst aufgestanden oder würde gleich wieder ins Bett gehen. 

Musikalisch ist das fünfte Album der 2015 gegründeten Band pures Understatement. Man könnte es Alt-Country nennen, aber dafür ist es zu verspielt. Man könnte es Folk nennen, aber dafür groovt es zu eigensinnig. Die Band um Wriggins webt einen Teppich aus staubigen Akustikgitarren, Pedal-Steel-Seufzern und Synthie-Flächen, die manchmal klingen wie alte Videospielkonsolen, denen der Strom ausgeht. 

Was „Caveman Wakes Up“ so besonders macht, ist die Wärme, die es ausstrahlt. Es ist keine Musik für die große Party, sondern für den Morgen danach. Für lange Autofahrten durch den Nieselregen oder den Moment, wenn man sonntags merkt, dass man eigentlich gar nichts vorhat. Es ist tröstlich, ohne kitschig zu sein. Es ist klug, ohne belehrend zu wirken und der Hörer benötigt keine Sattelerfahrung. 

Das Video zu "Resident evil":


Und das zu "Free association":


Friendship haben hier eine Platte gemacht, die nicht um Aufmerksamkeit bettelt, und sie sich gerade deshalb verdient hat. Ein kleines, feines Juwel für alle, die finden, dass die Welt sich manchmal einen Tick zu schnell dreht. Hervorheben möchte ich den Song, bei dem die Gitarre etwas mutiger klingt: "Tree of heaven". Mehrere Momente des Albums erinnerten mich an Okkervil River und Shearwater. 

The band has clearly attempted to expand their sound: dipping into more diverse musical terrains and trying to leap beyond them into a class of their own. As a result, each song feels like an encapsulation and works because of its distinctiveness. But it is that distinctiveness that also prevents the record from melding and setting as a whole. [...] Caveman Wakes Up is a record on the precipice of a breakthrough, but the inconsistent, patchworked tone and thematic material show the band still has some refining to do.

(pastemagazine)

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