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31. Juli 2020

Close Lobsters - Post Neo Anti - Arte Povera In The Forest Of Symbols


Noch länger als auf das neue Album von The Psychedelic Furs (29 Jahre) mussten Fans der Close Lobsters warten, nämlich 31 Jahre!

Das schottische Quintett gehört zu den Bands, die es 1986 auf die legendäre C86 Kassette des NME schafften und damit Wegbereiter der britischen Indiepop-Szene waren. In der Folge konnten die Close Lobsters einige Singles und zwei Alben („Foxheads Stalk This Land“ (1987) und „Headache Rhetoric“ (1989)) in den UK Indie Charts platzieren. Der große Durchbruch bzw. eine lang anhaltende Karriere gelang jedoch nur den wenigsten der C86-Bands, etwa Primal Scream, The Pastels oder The Wedding Present, und so verschwanden auch unsere fünf Schotten nach 1989 von der Bildfläche.  

Seit 2012 hört man wieder etwas von den Close Lobsters, nämlich seltene Auftritte auf diversen Indiepop Festivals oder gelegentliche Single oder EP Veröffentlichungen. Vier dieser in den letzten Jahren herausgebrachten Songs, nämlich „Now Time“, „New York City In Space“, „Under London Skies“ und „Wander, Pts. I & II“, fanden auch den Weg auf das dritte Album der Close Lobsters, an dem insgesamt sechs Jahre gearbeitet wurde. Sie bilden zusammen die zweite Plattenseite. Die sechs Songs neueren Datums, alle 2019 aufgenommen, bilden zusammen die erste Seite der Platte, die bereits im Frühjahr veröffentlicht wurde und den einprägsamen Titel „Post Neo Anti - Arte Povera In The Forest Of Symbols“ trägt. 49 Minuten währt der Retro-Trip durch rumpelnden Jangle-Pop.




Da erblühen im Opener "All compasses go wild" die Gitarren wie ein bunter Frühlingsstrauß, und der altgediente Produzent John A. Rivers gibt sich von Neuem die Ehre und schleppt das verhallende Schlagzeug von "New York City in space" vermutlich höchstselbst in die Waschküche. Dort wartet Andrew Burnett mit raumgreifenden Vocals, die eine wunderbar nebulöse Koexistenz mit den melodieseligen Riffs von Songs wie dem himmelsstürmerischen "Bird free" oder "The absent guest (No thing, no there)" eingehen. Dazu künden die Zeilen "It's getting better all the time" und "The days run away" von dem, was The House Of Love oder Shed Seven ab Anfang der Neunziger auch unter dem Einfluss des Glasgower Quintetts in die britische Pop-Landschaft pflanzen sollten – und davon, dass Psychedelia auch ohne Drogen und Vom-Balkon-Springen funktioniert.
Vor allem in der zweiten Hälfte dieses Albums, wo mit Rave-Rock und Shoegaze-Echos zusehends Bewusstseinserweiterndes ins Spiel kommt und Burnett beim perlenden "Now time" wissend "History is about to made" raunt. Wenig später vermählen sich im dunstigen Sechsminüter "Under London skies" The Stone Roses und Inspiral Carpets in schönster beduselter Manier, bis die Zeit endgültig stillzustehen scheint – Schellenkranz und hektisch verbreaktes Getrommel inklusive. 





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