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24. August 2020

The Killers - Imploding The Mirage


2017 ließ sich Dave Keuning für unbestimmte Zeit von seinem Job als Gitarrist von The Killers freistellen und veröffentlichte letztes Jahr mit „Prismism“ ein Soloalbum, welches bei Platten vor Gericht nur mäßig Anklang fand (6,500 Punkte). Somit ist „Imploding The Mirage“, das sechste Album der Killers, das erste ohne Keuning.

Seine Aufgaben wurden auf mehrere Personen umverteilt: Mark Stoermer schnappte sich gelegentlich neben dem Bass auch die Gitarre, auch Jonathan Rado von Foxygen, der das Album gemeinsam mit Shawn Everett (The War On Drugs, Julian Casablanca + The Voidz) produzierte, half an diesem Instrument aus und auch Lindsey Buckingham hatte nach seinem Rausschmiss bei Fleetwood Mac offensichtlich Zeit. Beim Songwriting ließen sich Brandon Flowers & Co. gern von bekannten Größen wie Ariel Rechtshaid, Stuart Price oder Alex Cameron, der auch schon an „Wonderful Wonderful“ mitarbeitete, unterstützen. 

Das mehrfach verschobene Album - die LP wird erst am 11. September verfügbar sein - verdient sich das Label Pop/Rock und lässt an Bruce Springsteen („My Own Soul’s Warning“, „Caution“) oder Tom Petty („Blowback“) denken - jedoch an deren 80er Jahre Œuvre. Für „Lightning Fields“ und „My God“ lacht sich Flowers jeweils eine Duett-Partnerin an (K.D.Lang bzw. Weyes Blood), „Fire In Bone“ klingt so, als hätten sich The Killers von Wang Changs „Dance Hall Days“ inspirieren lassen, „When The Dreams Run Dry“ bricht eine Lanze für das Höchstens-9-Lieder-Album und man stelle sich einmal den abschließenden, pompösen Titelsong mit der Stimme von Meat Loaf vor. Das passt wie Fleischbällchen zu Tomatensoße.


 


Die Singles ließen es vermuten, ein gesamter Durchlauf des Albums bestätigt den Eindruck: „Imploding The Mirage“ ist von Flirts mit 80er-Sounds getränkt und problemlos von vorne bis hinten durchhörbar, vor allem, wenn man die teils arg kitschigen Lyrics (zum Beispiel auf „Lightning Fields“) gekonnt zu ignorieren weiß.
Die Platte zwingt einen geradezu, mit dem Fuß zu wippen oder mit den Fingern im Takt zu klopfen. Dabei bleibt sie trotz ihrer Eingängigkeit und ihres Überschwangs unaufdringlich – vielleicht, weil man den Sound jetzt schon seit einer Weile kennt und sich auf nichts Neues einlassen muss.
Das innovativste Album des Jahres ist „Imploding The Mirage“ damit ganz sicher nicht. Wer das von The Killers erwartet hätte, ist aber irgendwie auch selbst schuld – denn die ziehen weiter durch, was sie am besten können:
Und das sind radiofreundliche, spaßige Indie-Ohrwürmer, die obendrein gut gemacht sind.


7 Kommentare:

  1. Das mit Wang Chang ist mir bisher gar nicht aufgefallen. Dafür muss ich bei "Running Towards A Place" immer an Foreigner denken.

    Ich hätte nicht gedacht, dass die Killers mich nochmal so erwischen würden.

    8,5 Punkte

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  2. Und wenn Dirk schon Meat Loaf anspricht: Kann nicht Jim Steinman endlich mal ein Album der Killers produzieren?

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  3. 6,5 Punkte Mit der Zeit und der Anzahl der Alben schwindet die Enttäuschung über die Entwicklung der Band zumindest ein Stück weit.

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  4. Man muss sich gar nicht aufregen (wie schon bei früheren Killers-Alben), dafür bleiben die Melodien aber auch nicht so gut hängen (wie schon bei anderen früheren Killers-Alben).
    6,5 Punkte

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  5. 8 Punkte (vielleicht, weil ich das Mirage nun immerhin von außen kenne)

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  6. "Kann nicht Jim Steinman endlich mal ein Album der Killers produzieren?"

    Verdammt, das wird leider nicht mehr passieren. Heute läuft bei mir nur das:

    https://open.spotify.com/playlist/6jLNEqJYfCjNP7tysDpsqm?si=QYZjrZrQTZ-f4j_5IvsZCw

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  7. Mir ist bei der Nachricht auch als erstes dein Kommentar weiter oben eingefallen!

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