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7. November 2023

Ilgen-Nur - It’s All Happening


Nach dem hoch gelobten und selbst veröffentlichten Debütalbum „Power Nap“ (2019) ließ die Pandemie Ilgen-Nur auf dem Weg zum SXSW Festival im Laurel Canyon stranden. In Kalifornien sammelte die Wahl-Berlinerin Eindrücke, Erfahrungen und Inspirationen, so dass später in Deutschland daraus die ersten Songs entstanden. 

2022 ging es zurück nach Los Angeles, wo gemeinsam mit M. Byrd, über dessen Debütalbum „The Seed“ hier im Juni verhandelt wurde, und dem Produzenten Jon Joseph das Album „It’s All Happenning“ aufgenommen wurde. Auch dieses wurde ohne Unterstützung einer Plattenfirma auf coke bottle green Vinyl veröffentlicht.

Slacker-Rock und E-Gitarre des Debüts wichen so der akustischen Gitarre und sonnigen Folk- und Dreampop-Songs, welche die Einflüsse des klasssichen Laurel Canyon Sounds der frühen Siebziger Jahre, wie Carole Ming oder Joni Mitchell, widerspielegeln oder mit jüngsten Veröffentlichungen von Weyes Blood oder Lana Del Rey zu vergleichen sind. Ilgen-Nur darf sich also durchaus mit internationaler Konkurrenz messen und vielleicht darf sie sich beim nächsten SXSW Festival ind Austin präsentieren. Vorher gibt es aber auf jeden Fall Termine in Deutschland:   
21.11.23 Leipzig, Naumanns
22.11.23 Berlin, Hole44
23.11.23 Bremen, Tower
24.11.23 Münster, Gleis 22
26.11.23 Hamburg, Knust
27.11.23 Köln, Bumann & Sohn
28.11.23 Wiesbaden, Kesselhaus
29.11.23 München, Milla


Der Opener "Lookout mountain" ist – fast logischerweise – eine Art Love Letter an L.A. und fungiert sozusagen als Aussichtspunkt für das Album. Die Gitarre duftet prächtig nach Prärie, die Tasten schunkeln, die Percussion versprüht Gemütlichkeit, der Gesang hallt nach. "Purple moon" übernimmt vieles davon und streift sich zeitweise noch einen Verzerrer über. Es entsteht eine großartige Melodie, die im Chorus und in den Bridges wunderschön gipfelt, wenn Ilgen-Nur die Saiten gefällig bimmeln lässt. Auch "Sweet thing", eine Liebeserklärung an ihren Mercedes, bringt trotz leiser Töne eine ungehörige Eingängigkeit mit sich. (…)
Die wahnsinnig dichte Atmosphäre des Albums sorgt dafür, dass man schon nach wenigen Durchläufen die ganze Platte auswendig mitsingt und -summt. Die vielleicht beste Medizin gegen unerwünschte Ohrwürmer ... hier ist sie!


 


(…) Das zeigt sich etwa besonders schön auf „Dream Of Hell“, das die Spannung zwischen den beiden Polen, zwischen Hässlichkeit und Schönheit, nicht nur einfängt, sondern auch auszuhalten weiß. Oder   geradezu theatralischen „Lookout Mountain“, eine Ode an die Stadt der Engel. Um Berlin geht es wiederum recht deutlich auf „Momentary Bliss“, einer Auseinandersetzung mit den Lebenslügen im Nachtleben, die klingt wie ein verschrobenes Schlaflied, das die falsche Ausfahrt in Richtung Spiegelwelt genommen hat. IT‘S ALL HAPPENING: Ilgen Nur fasst die Überforderung von der Gegenwart in selbstbewussten Sound. Und wir verlieren uns nur zu gern in ihren Songs zwischen Traum und Albtraum.


 



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