Seiten

17. Juli 2020

DMA's - The Glow


Was würden wir eigentlich in den Sommermonaten hören, wenn nicht all’ die wegen der Corona Pandemie verschobenen Alben erscheinen würden? Jehnny Beth, Sparks, Perfume Genius, The Sounds, Hinds, Haim, Lady Gaga, Soko, Paul Weller und Rufus Wainwright sind mittlerweile erschienen, JARV IS…, Jonathan Bree, Sophia, The Psychdelic Furs, Throwing Muses und The Pretenders werden noch folgen. Die Aufzählung erhebt nicht den Anspruch auf Vollständigkeit, aber DMA’s dürfen in dieser nicht fehlen.

Das Trio ist vor allem in seiner australischen Heimat und in Großbritannien erfolgreich, was auf eine gewisse Britpop-Affinität dieser beiden Länder schließen lässt. „Hills End“, das Debüt von DMA’s, konnte dort 2016 die Plätze 8 bzw. 36 erreichen, der Nachfolger „For Now“ kam zwei Jahre später bereits auf die Ränge 7 und 13. Mit „The Glow“ wollen Thomas O’Dell, Matthew Mason und Johnny Took noch höher hinaus und haben dafür die Hilfe des Produzenten Stuart Price (The Killers, Pet Shop Boys, New Order, Keane, Madonna, Kylie Minogue) in Anspruch genommen. 

Weniger kantiger Gitarren-Rock, mehr glatter elektronischer Pop mit Hang zum Dancefloor (und zwar der von The Haçienda im Manchester der 90er Jahre), scheint der Auftrag gewesen zu sein, den Stuart Price von den DMA’s erhalten und perfekt umgesetzt hat. In den guten Momenten reicht dies, um Primal Scream, New Order oder Oasis herauszuhören, häufig geht es aber auch in Richtung The Killers und Keane.  

„The Glow“ ist mittlerweile als CD und LP erschienen, die limitierte Auflage der Schallplatte gibt es als Heavyweight Green Transparent Vinyl




Noch immer heißen die Referenzbands Oasis, Stone Roses und Manic Street Preachers. Doch ist der DMA’s-Sound noch größer, noch opulenter, noch stadiontauglicher geworden. Als perfektes Beispiel dient das vorab veröffentlichte „Silver“, eine mächtige, die Welt umarmende, feierlich-pathetische Breitwand-Rock-Hymne. U2 sind da gar nicht mehr so weit entfernt.
Nicht minder schwelgerisch, jedoch wesentlich mehr für den Indie-Club-Tanzboden konzipiert, gerät „Life Is A Game Of Changing“, ein weiterer Vorabtrack des ursprünglich für April geplanten Albums, den Noel Gallagher auch nicht besser hinbekommen hätte. Mit feinem Psychedelic-Rave-Pop-Rock („Never Before“) beginnen DMA’s „The Glow“, während der nachfolgende Titeltrack munter in die Offensive prescht. Weitere Anspieltipps sind das mysteriöse „Strangers“, das hitverdächtige und überschwängliche „Hello Girlfriend“, das entfesselte und Mauern zum Einsturz bringende „Round & Around“, sowie das sehnsüchtige „Appointment“. Das Album ist produktions-, sound- und songtechnisch wie gemacht für eine Top-Ten-Platzierung in den Charts.




Der Opener "Never before" verdichtet akustische und elektrische Gitarrenschwaden samt verspielter Percussion zu einem hypnotisch groovenden Strudel, der an die Stone Roses oder Primal Scream auf "Screamadelica" erinnert. Leider plantschen DMA's in diesem psychedelischen Pool nur noch im späteren "Strangers". Ansonsten bedienen sie sich auf "The glow" häufiger bei den balladeskeren Epigonen britischer Stadion-Musik wie etwa Keane oder gar Snow Patrol. Das ist nichts grundsätzlich Schlimmes, doch balancieren die Australier auf dem schmalen Grat zwischen hymnischem Pathos und schmalzigem Kitsch etwas zu wacklig. Dass Sänger Tommy O'Dell, seinem Engelsstimmchen nach zu urteilen, gerne mit Daunenfedern gurgelt, schleift die kantenlose Musik nur noch resoluter ab.



4 Kommentare:

  1. Ich würde sagen, du hast die treffenden neuen Referenzen gebracht. Gerade deshalb für mich das bis dato beste Album der Band.

    7,5

    AntwortenLöschen
  2. Da bin ich leider nicht ganz bei euch. DMA's kommen diesmal bei mir nur bis zu 6,5 Punkten.

    AntwortenLöschen
  3. Gute Songs, aber leider auch einige Schrecklichkeiten. 7,5 Punkte

    AntwortenLöschen