Noch direkter als der Wettstreit zwischen Kim Deal und ihren ehemaligen Kollegen von den Pixies geht es dieses Jahr innerhalb der belgischen Band Balthazar zu. Denn nach „Contigo“ von J. Bernardt (alias Jinte Deprez) veröffentlicht auch deren zweiter Leadsänger Maarten Devoldere ein neues Album. Wie zuvor „We Fucked A Flame Into Being“ (2016), „Warhaus“ (2017) und „Ha Ha Heartbreak“ (2022) erscheint auch „Karaoke Moon“ (clear Vinyl, black Vinyl) unter dem Namen Warhaus.
Den Start in sein neues Album hatte sich Maarten Devoldere vermutlich anders vorgestellt, denn als er mit seinen mehr als 50 Songideen zu seinem Produzenten Jasper Maekelberg kam, stellte dieser schlicht fest, dass an den Demos noch einmal nachbessert werden müsse. Zusammen arbeiteten sie neun Monate in einem Dachgeschossstudio in Brügge an den Songs, von denen uns nun 10 gebündelt vorliegen.
Das Endergebnis kann sich hören lassen: Maarten Devoldere raunt und croont sich mit sonorer Stimme durch seine düsteren und gleichzeitig entspannten Kompositionen. Dazu gibt es souligen Chorgesang, Streicher hier, elektronische Beats da, dann eine Jim Morrisson-Referenz, eine instrumentale Miniatur, Schlenker in Richtung Jazz bzw. Chanson und direkt zu Beginn einen der stärksten Songs aus dem gesamten Deprez/Devoldere-Kosmos.
„Contigo“ steht hier derzeit bei 7,500 Punkten und ich kann mir gut vorstellen, dass Maarten Devoldere mit „Karaoke Moon“ in einen ähnlichen Bereich radeln wird.
Warhaus in Deutschland:
20.03.25 Köln, Gloria
22.03.25 Hamburg, Mojo Club
24.03.25 Berlin, Huxleys Neue Welt
Musikalisch flutscht es. KARAOKE MOON klingt schwelgerisch, aber nicht zugekleistert. Gediegen, aber nicht glatt. Es gibt soulige Falsett-Chöre zum geschmeidigen Bass, Freejazz-Eruptionen, orchestrale Opulenz und perkussive Rhythmen. Und dazu: Melodien zum Reinlegen. Popmusik ein bisschen anders – auch das beherrschen die Flamen vorzüglich.
Ohne Frage gibt es hier eine überraschende, neue, aufregende Version des Warhaus-Universums zu entdecken. Eine, die wieder mal beweist, sich ein Perspektivwechsel und musikalischer Wagemut bei gleichzeitiger Hintanstellung des Egos in der Hand versierter Künstler am Ende fast immer auszahlen.
Auch auf „Karaoke Moon“ geht es schwer rotweingetränkt zu. Es liegt nicht nur an dem charismatischen, tiefen Timbre Devolderes, dass einem beim Hören dieses Albums ganz nostalgisch zumute wird.Wenn er in „Hands Of A Clock“ zu getragenen Streichern und einem walzernden ¾-Takt proklamiert, ein Kind der Nacht zu sein, dann könnte man fast meinen, dass hier ein James-Bond-Schurke zu Wort kommt, der mit einem Augenzwinkern und einer Rose im Knopfloch seinen nächsten Coup ausheckt.
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