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29. September 2020

Kraków Loves Adana - Darkest Dreams


Oh, da gab es wohl Knatsch! 

2019 fanden Kraków Loves Adana als erste deutsche Band bei Italians Do It Better ein neues Labelzuhause. Dem Signing folgten die Veröffentlichung der Songs „Follow The Voice“ und „Young Again“ sowie gemeinsame Konzerte mit den Chromatics. Selbst im August diesen Jahres wurde noch angekündigt, dass „Darkest Dreams“, das insgesamt fünfte Album des Hamburger Duos, Ende September beim Indielabel von Johnny Jewel erscheinen sollte. 

Schaut man nun auf die Homepage des Labels, so ist der Name Kraków Loves Adana dort getilgt. Das Album erschien dennoch am 25. September - jedoch in Eigenverantwortung der Band digital über Bandcamp. Dort kann es auch als LP (solid purple & black split 180g vinyl) vorbestellt werden, der Versand ist aktuell für Dezember anvisiert. 

Deniz Çiçek gibt folgende Einblicke in diese unerwartete und offensichtlich wenig erfreuliche Entwicklung der letzten Wochen (vermutlich auf Englisch, damit Johnny Jewel dies auch versteht): 
(…) And the worst part is that on the outside it looked like our band was in the best place it could be - the first German band signed to the so-called 'cult' label Italians Do It Better.

I consider myself a strong, resilient person with healthy boundaries and I struggled a lot in the last couple of weeks if I should ever say this publicly, but I have never before been gaslighted like this by people I completely trusted with my music, my time, my sanity and who I looked up to and who influenced my music this much. So in a way, I chased my dreams straight into hell. It almost crushed me.

But there was a point where I decided that the respect I had for myself and the obligation towards my music and this record was more important than bowing down to under-qualified and narcissistic bullies who abuse their power or the mere illusion of making it in an industry that’s already been broken for a long time. (…)

„Darkest Dreams“ lässt zwar leider die beiden tollen Titel „Follow The Voice“ und „Young Again“ missen, bietet aber 10 weitere Titel, die sich mit ihrer Mischung aus New Wave, Dreampop und Dark Wave hervorragend in den Klangkosmos von Italians Do It Better eingefügt hätten. 
Robert Heitmann und Deniz Çiçek, die das Album über eine Zeitspanne von zwei Jahren im Hamburger Studio des Duos aufgenommen und produziert hat, entwickeln den Klang ihrer Band seit ihrem Debütalbum „Beauty“ (2010) über „Interview“ (2011), „Call Yourself New“ (2017) und „Songs After The Blue“ (2018) kontinuierlich weiter und räumen dabei aktuell elektronischen Beats und düsteren Synthesizer-Sounds mit 80ies Touch deutlich mehr Raum ein als je zuvor. Bad Luck, Johnny Jewel!


 


Auf „Darkest Dreams“ ist zu hören, was entsteht, wenn man sich kopfüber ins Innerste stürzt. Umgeben von Klängen aus Synthesizern, Beats und den elektronischen Gitarrenklängen Robert Heitmanns, bahnt sich Çiçeks beruhigend tiefe Stimme in zehn Liedern ihren Weg in hinterste Seelenwinkel.
Zwischen Dark Wave und Dunkel-Dream-Pop entstehen nachtschwarze Klanglandschaften, die etwa in „Don’t Ask Why“ an toll monochrome Molly-Nilsson-Momente erinnern. In „The Ocean Between Us“ verabschiedet Çiçek mit nostalgischen 80er-Synthie-Pop-Klängen eine von Anfang an vergängliche Sommerromanze, in „Paradise On Fire“ und „I Want To Want Nothing“ thematisiert sie den Umgang mit Schwermut, apathischen Momenten und einem möglichen Ausweg daraus. Im finalen Song „Darker Darkness” heißt es: „I wish I was a hurricane / Oh I wish I was as pure as death / So nobody could hold me / I need a darker darkness / I need a better end”. Memento Mori at its best, ein ziemlich guter Albtraum-Traum.


 


Brodelnde Beats sowie kristallklare Synthie-Passagen umranken hier eine zarte Melodie. Kühl-distanzierte, wie in „Paradise On Fire“ auch tanzbare Sounds gehen auf „Darkest Dreams“ eine betörende Liaison mit lieblich-verträumten Klängen wie in „Faded To Black“ ein. Und am Ende verzaubert Deniz Çiçek mit dem anmutigen Titeltrack, auf  dem eine E-Gitarre das Klangspektrum erweitert. Von Schwermut bestimmte Sounds und Songs sind das Faustpfand dieses Albums. Das sind zwar gewohnte Klänge des Duos, doch enthält „Darkest Dreams“ die vielleicht stimmigste Song-Auswahl so far.




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