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30. August 2016

Masha Qrella - Keys























Stopfen wir das Sommerloch noch schnell mit einem einem Doppelschlag aus dem Hause Morr Music, denn das fünfte Album von Mariana Kurella, dessen Release schon ein wenig zurück liegt, darf hier nicht unerwähnt bleiben. 

Mit "Keys" öffnet die Berlinerin, die man vielleicht auch von den Instrumentalbands Mina und Contriva kennt und die ihre eigenen Alben unter dem Namen Masha Qrella veröffentlicht, einen Verbindungstür zwischen intimen, analogen Singer/Songwriter-Pop ("Keys", "Why") und Ergänzung für die heimische Wohnzimmertanzflächen-Playlist ("Pale Days", "Bogota", "DJ"), einzufügen zwischen Saint Etienne und Club 8. Da kann es auch einmal passieren, dass die Türangeln lautstark quietschen ("Girl") und der Straßenlärm durchdringt ("Keys").

Egal, wo man im März / April auch nachlas, "Keys" erhielt tolle Besprechungen. Beispiele gefällig? Hier kommen Spex, intro und Spiegel zu Wort, dazwischen Masha Qrella mit "Keys", "DJ" und "Ticket To My Heart": 


Zwischen den Zeilen gibt es viel zu entdecken, Percussion-Details oder historisch präzise markierte Synthieklänge. In die intime Konstellation, die auch das Video zu »DJ« zeigt, schleichen sich auf Keys starke Zeichen des öffentlichen Lebens ein: Die Stadt, die Straße, der Club klingen mit. Besonders markant geschieht dies im Titelstück, in dem Straßenlärm, Geklapper und Geplapper zu hören sind, dazwischen eine Hupe, die Augustus Pablos Melodica sein könnte. Am Ende ertönt das Summen eines Türöffners, ein gebietendes Analoggeräusch, das den Übergang zwischen privatem und öffentlichem Raum anzeigt. Soll das ein Sinnbild sein? Jedenfalls übt sich Qrella in Geduld, anstatt mit der Tür ins Haus zu fallen. Umso nachhaltiger füllen ihre Songs die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt.
(Spex)




(...) dass ihre wirklich schöne Stimme bis heute immer mehr in den Vordergrund getreten ist und das Verwaschene und die flächigen Texturen immer klareren Sounds und Gesangslinien gewichen sind. Auch die Beats scheinen immer gerader und damit tanzbarer zu werden. Und selbst die Melancholie erscheint unmittelbarer, greifbarer. Das ist natürlich ein Pop-Entwurf, der mehr Vordergrund, mehr Glanz, mehr Catchiness bedeutet. Eine Gegenposition stellen die Texte zum Leben zwischen Lieblosigkeit und Zeitgeist dar, unterstützt von Baustellenlärm hier und Distortion da. Dass die Revolution tanzbar ist, heißt noch lange nicht, dass sie auch einfach zu verfilmen wäre. Masha Qrella weiß das und schafft mit »Keys« einen Soundtrack zu den ersten richtig warmen Regentagen dieses Jahres.
(intro)




Keine komplizierte Geräuschkulisse stört, die Arrangements sind einfach, aber alles andere als simpel, wie ein Songtitel wie "Simple Song" suggerieren könnte, der über sparsamem Instrumentarium (Orgel, Bass, Drums, Gitarrensolo) und kleiner Melodie dann jedoch eine äußerst komplexe Beziehungslage auffächert.

Qrellas Sound ist auffällig unaufdringlich, aber konzentriert. Man hört Vorbilder wie Air, The Whitest Boy Alive und Saint Etienne heraus, viel eleganten Achtzigerjahrepop, von Grace Jones ("Girls") bis Laid Back oder Double ("White Horses") bis Bryan Ferry ("DJ"), Kitschmusik, für die man den richtigen Ton treffen muss. Qrella ist klug genug, nahezu jeden ihrer eigentlich balladesken, träumerischen Tunes durch gemächliche Klub-Beats und Disco-Rhythmen abzufedern. Das betörte Tocotronic-Chef Dirk von Lowtzow so sehr, dass er "Keys" in einem Blog als "fast perfektes Popkunstwerk" adelte und zu "DJ" allein in seiner Wohnung herumtanzte: "Und jetzt die Handclaps".
(Spiegel)




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