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6. Juni 2016

Gemma Ray - The Exodus Suite























Auf ihrem siebten Album präsentiert sich die in Berlin lebende Britin noch düsterer und schwermütiger als zuvor. 52 Minuten dauern die 12 Titel von "The Exodus Suite", die Gemma Ray innerhalb weniger Tage nahezu live in den mit reichlich Vintage-Equipment ausgestatteten Berliner Candy Bomber Studios unter Regie von Ingo Krauss (Tocotronic) einspielte.

Twang-Gitarre, Waber-Orgel und eindringlicher bis einschmeichelnder Gesang prägen, unterstützt durch den häufigen Einsatz repetitiver Elemente, diese Verbindung aus Retro-Rock, Slowcore und Surfpop, die die Sängerin zu einer idealen Protagonistin für einen Tarantino-Film werden lassen. 

Eingerahmt wird das Album, welches seine Highlight größtenteils auf der ersten Plattenseite versammelt (A: "There Must Be More Than This", "The Original One", "We Do War", "Ifs & Buts"; B: "Hail Animal"), von den beiden "Caldera-Songs", die der LP als gesonderte Single beiliegen. 


Musikalisch hält die Songwriterin aus Essex weiterhin an ihrem düs teren, mystischen Retro-Folk fest. Im Gegensatz zum Vorgängeralbum MILK FOR OUR MOTORS aus dem Jahr 2014 wurde Rays Gesang auf THE EXODUS SUITE live eingesungen, als Instrumente dienten nur Gitarre und elektrische Orgel. Was in der ersten Album-Hälfte mit Songs wie „Come Caldera“ oder „Ifs And Buts“ noch mystisch und interessant klingt, verliert in der zweiten Hälfte jedoch an Innovations- und Strahlkraft.

Das liegt vor allem an der spärlichen, repetitiven Instrumentierung. Mit seinen verzerrten Vocals und Orgelgriffen kann die verloren gegangene Spannung lediglich durch den letzten Song „Caldera, Caldera!“ wieder eingeholt werden.
(musikexpress)




Und doch gibt es sie wieder, die hellen, schmeichelnden Momente, in denen einem die Sängerin ins Ohr flüstert und die Welt (zumindest wegen der Melodien) eine gute zu sein scheint. Zum Beispiel mit der warmen Ballade „The Original One“. Wobei das Lied an sich eine Art Klagelied ist. Überhaupt spiegeln die Songs die harte persönliche und politische Realität unserer Zeit wieder.

Musikalisch klingt das Album dabei noch etwas soundtrackhafter und gediegener. Der Retrosound ist nach wie vor da. Diese vibrierende Twang-Gitarre und altmodische Orgelklänge. Die Beach Boys treffen auf Krautrock, Hippie-mäßige Songwriter-Momente auf Drama und ein dezent jazziges Feeling. Und immer wieder diese Coolness, die Gemma Ray mit ihrem Gesang verbreitet. Ergebnis sind einzigartige Momente, die irgendwie Pop sind, aber auch nicht.

„There Must Be More Than This“ ist so eine Nummer. Kommt zu Beginn fast getrieben rüber, gibt sich verspielt und ist doch angenehm sanft. Es packt einen. Interessant ist auch „We Are All Wandering“. Anfangs bedächtig, mit einem sanften Spannungsaufbau und mit leicht mystischen Harmonien gesegnet, verbreitet es eine recht einnehmende Stimmung. Überhaupt bewegen sich die Songs meist im ziemlich getragenen Tempo, so dass ein homogener Sound entsteht, der für einen sanften Schauer sorgt. Ausbrüche wie im tollen „Hail Animal“ werden dabei gerne genommen und umso begieriger aufgesaugt.
(musik an sich)


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