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23. April 2015

Darkness Falls - Dance And Cry
























"Hello Darkness (Falls), My Old Friend" - man möchte fast Simon & Garfunkel leicht abgewandelt zitieren, denn das Wiedersehen mit dem dänischen Duo ist sehr erfreulich. Und die Sache mit dem Zitat übernehmen Darkness Falls in dem so betitelten Song dann auch irgendwie einfach selbst.

"Alive In Us", das Debütalbum von Darkness Falls, verfehlte 2011 - trotz meiner 8 Punkte-Wertung - knapp unsere Top 50 und landete mit 7,250 Punkten auf Rang 53. Fast 4 Jahre ließen sich Josephine Philip und Ina Lindgreen nun Zeit, um den Nachfolger zu präsentieren. Wird "Dance And Cry" nun auch bei den anderen Plattenrichtern hohe Wertungen einfahren können?

Der Albumtitel ist gut gewählt, denn die 11 Titel pendeln zwischen tanzbarem Synth-Pop mit einer dunklen Note ("My Father Told Me (He Was Wrong)", "Hazy") und melancholisch-verzweifeltem Dreampop ("Liar's Kiss"). Kein Wunder also, dass einem beim Hören von "Dance And Cry" New Wave-Bands in den Sinn kommen, die für ihre eher unterkühlte, düstere Atmosphäre bekannt sind: "The Answer" lässt The Cure-Gitarren ertönen, "Thunder Road" atmet den Geist von "Black Celebration" (Depeche Mode) und der Gesang ist so packend (wenn auch nicht so exaltiert) wie der von Elizabeth Fraser (Cocteau Twins).




Mal sprühen die Snares etwas angedötscht, immer wieder durchzieht die Songs ein Knistern wie ein Vinyltonträger, der nach dem Flohmarktkauf erst einmal entstaubt werden muss. Doch der Anschein bleibt nur ein solcher, so tangiert etwa das deliriöse „Golden Bells“ über Stimmtaumel und heimliche trapsende Spukmelodie die Wirkung psychedelischer 60er/70er-Eurohorror-Soundtracks, ist aber fern einer tatsächlichen Retro-Replikation. Die Däninnen bevorzugen das modern Panoramische mit Unschärfe-Touch, erstrecken ihren Sound ebensogerne in die Breite wie über verschiedene Klarheitsebenen, wenn die Stimmen in „My Father Told Me (He Was Wrong)“ klar und deutlich erklingen, die vergilbte Orgel und Hälfte der Drums jedoch abgedumpft wie unter einer Eisdecke. Einzig „Thunder Roads“ wälzt sich zum Finale dann gänzlich im Vintage-Synth-Käse, aber an der Stelle können sich Darkness Falls das auch einmal erlauben. Die gemächliche Gangart, die auch vor allem „Night Games“ und „Liar’s Kiss“ mit Echogitarre und analog weicher Drum Machine an den Retro-nicht-retro-Wave von Chromatic erinnern lässt, kommt dem Großteil der subtil evolvierenden Stücke zugute, nur manch geradlinigere wie „Midsummer Wail“ versuppen ohne tragfähige Leitmelodie darin.
(auftouren)




Die dunkle Stimme von Josephine Philip schwebt über fragilen, faszinierenden Melodien, die mal mit einem lieblichen Glockenspiel, dann mit pluckernden Synthies oder staubtrockenen Gitarren angereichert wurden. 
Diesmal legte unter anderem der Raveonettes-Produzent Adrian Aurelius Hand an, was zu einem sowohl ästhetisch als auch inhaltlich ansprechenden Pop-Noir-Ergebnis geführt hat. »Dance And Cry« ist cool und abgründig zugleich. Darkness Falls kommen damit ihrem Ziel, der Atmosphäre des großen Soundtrack-Spezialisten Ennio Morricone eine moderne Entsprechung entgegenzusetzen, ein gutes Stück näher.
(intro)

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