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4. April 2015

Balthazar - Thin Walls























Die belgische Band Balthazar habe ich bereits mehrmals auf Konzerten im Vorprogramm gesehen, dabei gefiel mir deren Musik zunehmend besser. Vielleicht verhält es sich mit "Thin Walls", ihrem dritten Album nach "Applause" (2010) und "Rats" (2012), das unter Mithilfe von Ben Hillier (Elbow, Depeche Mode, Blur) und Jason Cox (Massive Attack, Gorillaz) entstand, ähnlich. 

Bisher haben mich "Deceney", das an den Barockpop von The Last Shadow Puppets erinnert, der flotte, eingängige Gitarrenpop der Single "Then What" und das schaurig-schräge Streicherarrangement von "So Easy" direkt gepackt. 
"Nightclub", das mit seinem stampfenden Rhythmus den Arctic Monkeys recht nahe steht und gegen Ende noch schnell einen trunkenen Lalala-Chorus einbaut und ein wenig "Personal Jesus" wachruft, und der 60ies Flair von "Wait Any Longer" (The Kinks) brauchen wohl noch ein paar Hördurchläufe. "I Looked For You" wird wohl für immer der Kandidat für die Skip-Taste bleiben.  

Maarten Devoldere (Gesang, Gitarre, Keyboards), Jinte Deprez (Gesang, Gitarre), Patricia Vanneste (Violine, Gesang), Simon Casier (Bass, Gesang) und Neuzugang Michiel Balcaen (Schlagzeug) werde ich spätestens im Sommer beim Best Kept Secret Festival sehen, vielleicht ergibt sich aber bereits auch früher die Möglichkeit:

27.04.15 München, Strom
28.04.15 Berlin, Heimathafen
29.04.15 Hamburg, Grünspan
01.05.15 Hannover, Musikzentrum
02.05.15 Köln, Gloria
12.05.15 Münster, Sputnikhalle
29.05.15 Neustrelitz, Immergut Festival
24.07.15 Stuttgart, Stuttgart-Festival


Balthazar klingen auf 'Thin Walls' also zu großen Teilen wie die Fortsetzung ihres liebreizenden Gespenstermärchens nur packen sie eine Prise Rock'n'Roll obendrauf. Ihr Sound bleibt unverkennbar. Schon wenn im Opener 'Decency' oder im feinen 'So Easy' Patricia Vannestes Streichinstrument schaurig-schön zwischen den Refrain quietscht und der gemeinsame Gesang des Quintetts erklingt, verortet man sich schnell in bekannten Gefilden. Dazwischen schleichen sich verzerrte Gitarren, klassisch verrucht und mit einer gehörigen Portion Dreck. Jinte Deprez und Maarten Devoldere lallen ihren Text auf bluesiges Liedgerüst ('Nightclub', 'I Looked For You') und katapultieren den Höhrer zurück in die 60er. Auch auf 'Wait any longer' sieht man sie förmlich Arm in Arm im Tourbus mit dem Whiskey anstoßen und ihren Herzschmerz begießen: 'Where have all the women gone this time / I need to find the right direction or a sign'.
(whiskey soda)




Und das ist, um eine Bewertung vorweg zu nehmen, mindestens so gut wie die Vorgänger. Das zeigt schon der Beginn, der mit „Decency“ und „Then What“ den bestmöglichen Einstieg in ein harmonisches, fröhliches Album bietet. „Decency“ startet ruhig, geprägt vom typischen mehrstimmigen Gesang um die Leadsänger Marten Devoldere und Jinte Deprez, der von Drums, Streichern und Bass unterstützt wird. Die erste Single „Then What“ hingegen ist der perfekte Sommerhit: Tanzbar, melodisch, eingängig und sicherlich wunderbar bei einem Bierchen im Sonnenschein zu genießen.
Aber nicht nur den typischen Balthazar-Sound liefern die fünf Belgier auf „Thin Walls“, sie können auch mehr als Indiefolk. Von „The Nightclub“, das mit seinen rockigeren Tönen ein wenig an die Arctic Monkeys erinnert, bis hin zu „I Looked For You“, welches auch aus der Feder der Beatles stammen könnte – Balthazar bleiben über das gesamte Album flexibel, ohne dabei an Qualität einzubüßen.
41 Minuten voller schöner, eingängiger und fröhlicher Songs, die einem sicherlich in den nächsten Monaten wiederbegegnen werden. Und sollte ich sie diesen Sommer wieder irgendwo sehen können, bin ich besser vorbereitet als vor fünf Jahren.
(éclat)


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