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30. März 2015

Scott Matthew - This Here Defeat






















Der bärtige Barde wagte sich mit seinem letzten Album "Unlearned" (2013) an Neuinterpretationen von Songs anderer Künstler, darunter so unterschiedliche Interpreten wie Whitney Houston oder Joy Division. Der Grundtenor des Feedbacks war "Ganz nett, aber jetzt bitte endlich wieder ein neues Album mit eigenen Songs".

Bis "This Here Defeat", dessen 10 Songs nur 34 Minuten laufen, sollten weitere eineinhalb Jahre vergehen und zeigen leichte Veränderungen im Klangkosmos des Scott Matthew: Zwar schwelgt er weiterhin zu Cello-, PIano- und Ukulelen- oder Akustikgitarrenbegleitung, doch wird die traurige Grundstimmung immer wieder vom forschen Einsatz von Schlagzeug oder E-Gitarre gebrochen. Man darf nun dezent schunkeln, grooven und mitpfeifen, ohne den Melancholiker mittlerweile einen Rocker nennen zu müssen. Das wäre bei Songtiteln wie "Ruined Heart" oder "Palace Of Tears" auch ein wenig unpasen. Somit umschifft Matthew auf seinem fünften Album geschickt die drohenden Klippen der Wiederholung und Strudel der Langeweile.  

Ein besonderes Lob gilt der Motivwahl des Plattencovers: Der dänische Maler Vilhelm Hammershøi gilt als der "dänische Vermeer" und passt mit seinen schlichten, eine meditative Stille ausstrahlenden Gemälden perfekt zum Kammerpop von Scott Matthew.   




Matthew will keine Revolution vom Zaun brechen, aber der australische Trauerkloß, der schon lange in New York lebt, bemüht sich hörbar um Veränderung.
Die Gitarre schon mal elektrisch, das Schlagzeug forscher als gewohnt, eine ungewohnte Orgel. Matthew singt mit seinem berückenden Bariton eine „Ode“ auf seinen verstorbenen Großvater, besucht den „Palace Of Tears“, verabschiedet im Titelsong einen Liebhaber und ahnt in „Bittersweet“ schon vor dem Beginn einer Beziehung sein gebrochenes Herz voraus. Dass der eine oder andere Song ein wenig aufgeräumter daherkommt, dass manche Melodie fast aufgekratzt wirkt, das lässt die Abgründe nur noch tiefer scheinen und die alles beherrschende Melancholie noch einmal verführerischer schillern – auch dank dem guten, alten Cello.
(Musikexpress)




Die Songs von "This here defeat" sind noch düsterer und beklemmender als bei seinen Vorgängern. Und das, obwohl Matthew sich vor der Entstehung des Albums nicht einmal sicher war, ob er Musik genauso mit Leid erfüllen wollte, wie bisher. Das beliebte Cover von Whitney Houstons "I wanna dance with somebody" seiner vorangegangenen Veröffentlichung "Unlearned" bewies zuletzt, dass er es auch ohne Schmerz ganz gut kann. "Bittersweet" präsentiert einen beschwingten Scott Matthew in Höchstform und bringt ein wenig von Iron & Wines Leichtigkeit mit.
Beim Titelsong ist auch nicht mehr viel vom bekannten Sound übrig, die Melancholie wird im richtigen Maß eingesetzt: "This here defeat" setzt irgendwo zwischen Pop und Blues an und entwickelt sich schnell zum Mittelpunkt der Platte. Matthew klingt unverbrauchter, ja sogar radiotauglich, und vor allem so, als könne er noch mehr solcher Songs schreiben, auch wenn die bedrückende Stimmung immer noch einen Großteil des Albums ausmacht. Es kann und wird wohl eine Weile dauern, bis überwiegend lebhafte Stücke von Matthew gebündelt veröffentlicht werden. Bis dahin kann man aber gut und gerne mit seiner sentimentalen Seite vorliebnehmen.
(Plattentests)


Scott Matthew auf Tour:
04.04.15 Nürnberg, K4
05.04.15 Leipzig, UT Connewitz
06.04.15 Potsdam, Waschhaus
07.04.15 Dresden, Schauburg
08.04.15 Stuttgart, Schocken
09.04.15 Frankfurt am Main, Mousonturm
10.04.15 Hamburg, Mojo Club
11.04.15 Husum, Husum Harbour Festival @ Speicher
12.04.15 Münster, Gleis 22
21.04.15 Köln, Kulturkirche
23.04.15 München, Muffathalle
24.04.15 Heidelberg, Karlstorbahnhof
25.04.15 Zürich (CH), Bogen F
28.04.15 Graz (A), PPC
29.04.15 Salzburg (A), ARGEkultur
30.04.15 Linz (A), Posthof
01.05.15 Krems (A), Donaufestival
02.05.15 Innsbruck (A), Weekender

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