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9. Februar 2015

Jessica Pratt - On Your Own Love Again























Irgendwie verwechsele ich immer Natalie Prass und Jessica Pratt. Das mag an der Ähnlichkeit der Nachnamen liegen oder daran, dass sie aus den USA stammen und dem Jahrgang 86/87 angehören oder daran, dass beide aktuell ein Album veröffentlicht haben, das sehr gut bei den Kritikern ankommt. 

Für Jessica Pratt ist es jedoch nicht ihr Premierenalbum, denn sie veröffentlichte ihr selbstbetiteltes Debüt (irgendwie auch wieder eine Parallele zu Natalie Prass) bereits vor 3 Jahren. Musikalisch haben Prass und Pratt eigentlich nicht so viel gemeinsam: "On Your Own Love Again" kommt in sehr schlichtem Gewand daher (akustische Gitarre, (leicht quietschig-kindlicher) Gesang und nicht viel mehr), klingt aufgrund des Knistern und Rauschens so, als wäre es schlicht in ihrem kalifornischen Wohn- oder Schlafzimmer aufgenommen worden, erhält viele Vergleiche zu Joni Mitchell, Nick Drake, Vashti Bunyan oder Joanna Newsom und wird mit den Labels "Folk" oder "Freak-Folk" versehen. Der Song "Strange Melody" ragt aus einem nicht besonders abwechslungsreichen Album (9 Songs in 31 Minuten) heraus, der Rest plätschert an mir leider etwas vorbei.

Metacritic steht aktuell bei 22 berücksichtigten Bewertungen bei einem respektablen Schnitt von 80/100 Punkten und auch im deutschsprachigen Raum sind die Kritiken sehr wohlwollend: 

Die 27-jährige Jessica Pratt trifft mit ihrem scheinbar allen Modernitätsbegehren abgeneigten Werk den postmodernen Nerv der Zeit. Ihre teilweise an Labelkollegin Joanna Newsom erinnernde Stimme windet sich und zerfließt wie der Honig der Sirenen, vor denen man sich in Acht nehmen muss, um nicht vollends gefangen genommen zu werden. Diese fortdauernde "Strange melody" spielt groß und ein wenig der Realität entrückt auf, handelt dann aber leider nicht von Elfen, Elben und rosa Einhörnern, sondern höchst banal von verflossener Liebe, wie schon der Albumtitel suggeriert. Die Vorabsingle "Back, baby" deutet dabei gekonnt an, dass hier nicht Komplexität, sondern Simplizität das Sagen hat. Reduziert auf eine Akustikgitarre gelingt es ihr, die Außenwelt einzufangen und die Konzentration allein auf ihre Geschichten zu lenken: "There was a time that you loved me / There was a time when you said you want me to believe." Viel mehr als dieses Zupfen ist in der guten halben Stunde nicht zu vernehmen. Ein Clavinet in "Moon dude" gelangt noch an die Oberfläche, und eine Orgel spielt heimlich, still und leise in "Wrong hand" auf.

Neben dieser durch Kargheit bestechenden Variante des amerikanischen Freak Folks sind durchaus klassische britische Folkelemente zu vernehmen. Grenzen sprengen und sich gleichzeitig in vornehmer Zurückhaltung üben ist hierbei nur ein Motto. Eine gewisse Punk-Attitüde lässt die Kalifornierin hier ebenfalls durchblitzen. Da ist es dann auch kaum verwunderlich, dass sowohl Freigeist Ariel Pink als auch die Spice Girls als Vorbilder dienen. In ihrem Variantenreichtum werden die neun Songs zwar keinen Folk-Weltmeistertitel gewinnen, auf den Stream of Conciousness darf man sich aber gerne mehrmals einlassen.
(Plattentests)




Jessica Pratt in Deutschland:
19.03. München – Hauskonzerte
21.03. Erfurt – Franz Mehlhose
27.03. Hamburg – Aalhaus
31.03. Berlin – Grüner Salon
01.04. Heidelberg – Karlstorbahnhof



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