Seiten

14. Februar 2015

A Place To Bury Strangers - Transfixiation























Feedback-Fanatiker und Noisattacken-Nerds dürfen frohlocken, denn A Place To Bury Strangers legen auf ihrem vierten Album noch einmal eine Schippe drauf. 

Neben den üblichen Verdächtigen aus dem Shoegaze-Umfeld (My Bloody Valentine, The Jesus & Mary Chain, Spaceman 3) dürfen diesmal aufgrund der brachialen Einschläge und ungestümen Angriffe aufs Trommelfeld sowie zentrale Nervensystem vermehrt Primal Scream, Nine Inch Nails oder sogar Swans genannt werden, um das Treiben des Trios aus Brooklyn zu beschreiben. Wer den Selbstversuch wagen möchte, sollte vielleicht mit den etwas zahmeren "What We Don't See" oder "We've Come So Far" beginnen. Oliver Ackerman (Gitarre, Gesang), Dion Lunadon (Bass) und Robi Gonzales (Schlagzeug) haben sich die härtesten Prüfungen ("I'm So Clean", "Fill The Void" und "I Will Die") für den Schluss des Albums aufgehoben. 

Nach den letzten Tönen von "I Will Die" werden unvorbereitete Hörer vielleicht den gleichen Wunsch verspüren, andere überprüfen wohlmöglich, ob ihre Lautsprecher noch funktionieren und nicht die Membranen zerfetzt wurden, und die eingangs erwähnten Zielgruppen wird die bunte Vinyl-Platte wieder umdrehen und den Höllenritt erneut wagen. 

"Transfixiation" ist ein wütender, lärmender Moloch aus Noise-Rock, Industrial und Shoegaze, der seit gestern in den Plattenläden steht. 




Während die internationalen Kritiken nicht berauschend sind (60/100 Punkten bei Metacritics), vergibt der Musikexpress 5 Sterne:
Der psychedelische Anteil kommt stark zum Vorschein, es wirkt alles verschwommen und wird von quengelnden Noise-Kulissen zerfräst. Natürlich geht es in „We’ve Come So Far“ oder „I’m So Clean“ auch einpeitschender und ekstatischer zu und schrecken diese Männer dann auch nicht vor den Höhen der Dezibelskala zurück. Trotzdem bleiben die verträumte Fins ternis von The Jesus & Mary Chain und die losgelöste Art von Spacemen 3 ein Thema. Ackermann suchte immer wieder nach der Feinabstimmung zwischen den Tracks. Am Ende hat er sie gefunden.

Kerstin von Sublime schreibt bei intro folgendes:
Ackermann, der nebenbei einzigartige Custom Pedals für musikalische Seelenverwandte wie My Bloody Valentine oder Nine Inch Nails – allesamt Musiker, die die Schönheit des Lärms Schicht für Schicht in ihren Songs herausarbeiten – baut, hat eh sein ganzes Leben der Erweckung eines Höllenlärms gewidmet. Auf »Transfixiation« geht dieses handwerkliche Herausmeißeln von Klängen simpel und hart vonstatten. Vor allem auf der Bühne wird dieser Industrial-Shoegaze dann körperlich spürbar: Die skelettierten Melodien kriechen in die Eingeweide der Hörer, wo sie sich festkrallen und entweder eine kalte Angst oder ein wohliges Wummern verbreiten. 

Der Albumtitel ist damit wegweisend, denn ein derart durchdringender und -bohrender Sound wie hier ist den Brooklynern bisher noch nicht gelungen. Vor allem auf »What We Don’t See« wird das deutlich: Der Song wabert und sägt so schön lärmend vor sich hin, wie das einst nur Medicine mit ihren irritierenden Lärmschichten konnten. A Place To Bury Strangers geben den Noise-Süchtigen damit eine neue und wirksame Medizin.


A Place To Bury Strangers in Deutschland:
19.04.15 München, Strom
21.04.15 Berlin, Lido
22.04.15 Köln, Underground
27.04.15 Hamburg, Hafenklang

7 Kommentare:

  1. Ich brauche schon irgendwie auch einen im Noise versteckten Pop-Song. Hier ist er wohl zu gut versteckt.

    6,5 Punkte

    AntwortenLöschen
  2. NoiseNoiseNoise.... A Place to Bury Strangers überwinden jede Lärmschutzwand! Eine der ganz großen Bands unserer Zeit. Leider ist Transfixiation nicht der ganz große Noise-Apfel, aber ein schwächeres APTBS - Album ist immer noch gut. Der heimliche Hit ist Track 8 ("Now it`s over). 7 Punkte

    AntwortenLöschen
  3. Ein gutes Beispiel dafür, dass man für eine gewisse Musik auch in Stimmung sein muss. Als ich das hier gehört habe, fiel mir sofort ein, dass ich die hier schon mal richtig abgewatscht habe (ich habe nachgeschaut, 3 Punkte fürs letzte Album). Aber das hier hat was, sogar sehr. Und die Sounds sind klasse. Muss ich mir sofort bestellen und über die Anlage richtig laut hören.

    8 Punkte

    AntwortenLöschen
  4. Meine Kritik steht ja schon oben, deshalb wenig überraschend: 9 Punkte!

    AntwortenLöschen