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12. Januar 2015

Olli Schulz - Feelings aus der Asche























Das Endresultat nach 36 Minuten Musik lautet: 8:2 siegt der Liedermacher über den Komiker. Denn dem Singer/Songwriter Olli Schulz gelingt es auf "Feelings aus der Asche" fast gänzlich ohne Gag-Songs wie "Mach den Bibo" auszukommen. Dafür ein großes Dankeschön! 

Mit "Dschungel" gibt es ein Kinderlied, das "Giraffen gaffen und Panther entspannter" werden lässt und vermutlich den Schulzschen Nachwuchs bestens unterhält, und der Synthie-Rap von "Passt schon!" dürfte wohl bei Konzerten auf große Begeisterung stoßen - wie auch schon "Gerangel" oder "Bibo".

Ansonsten ist "Feelings aus der Asche" ein gereiftes Singer/Songwriter-Album geworden, dass sich in autobiografischen Songs ernsthaft und überwiegend in melancholische Töne gehüllt mit dem Scheitern von Beziehungen und dem Älterwerden auseinandersetzt. 

"So muss es beginnen", "Als Musik noch richtig groß war", "Mann im Regen" und "Feelings aus der Asche" sind meine persönlichen Lieblingstitel auf dem Album. Und entweder bin ich von ihr besessen oder Annika Norlin (Hello Saferide) gehören tatsächlich die letzten Töne auf dem Album. 


Der heute 40-jährige Schulz tut also gut daran, auf seinem sechsten Album einmal mehr auf Kalauer und Satire zu verzichten. Seine zehn neuen Lieder sind einfach, ernst und abgrundtief ehrlich. Sprechgesang („Passt schon!“) trifft Thea­ter („Boogieman“), Popnostalgie und Kinderliebe („Als Musik noch richtig groß war“) auf Bombastballädchen („Feelings aus der Asche“). Moses Schneider als Produzent und Gisbert zu Knyphausen als Studiomusiker tun ihr Übriges: Liebe Fernsehzuschauer, das hier ist der sehr angenehme Musiker und Storyteller Olli Schulz. Und FEELINGS AUS DER ASCHE der Albumtitel des Jahres.
(Musikexpress)




Der Ton auf “Feelings aus der Asche” ist fast durchgehend ernst, auch wenn öfter mal ein Augenzwinkern zu erkennen ist. Anders geht es vermutlich auch nicht, wenn man mit einer solchen Vorgabe nicht in poiselschem Pathos absaufen möchte. Schulz navigiert seine Lieder meist gekonnt aus dieser Falle heraus, stattet sie ein ums andere Mal mit leichter Melancholie oder sanfter Beschwingtheit (“Dschungel” geht in diesem Feld daneben, im Gegenzug überzeugt “Passt schon” als besserer Fanta-4-Track) aus um für Abwechslungsreichtum zu sorgen. Ein wenig zu maßgeschneidert ist lediglich der Opener “So Muss Es Beginnen” in seiner zwanghaften Aufbruchsstimmung.

Mit “Phase” folgt dann aber gleich eines der stärksten Stücke des Albums, das eigentlich immer dann am besten ist, wenn es um Zwischenmenschliches geht. “Mann im Regen” verbreitet Herbstdepressionen und das zweifelnde “Kinder der Sonne” entgeht elegant jenem Pathos, das Schulz im Interview mit Jan Böhmermann fürchtete. Das zentrale Stück des Albums ist mit Ansage “Als Musik noch richtig groß war”, das stark autobiographisch gefärbt ist und viel darüber verrät, wie Olli Schulz als Musiker zu verstehen ist. Statt Kulturpessismus oder langwierigen Namedroppings geht es hier sehr persönlich zu, Kindheitserinnerungen werden vorgetragen, die erste Liebe reflektiert und über das Leben als Vater gesprochen. So ist es auch mit Schulz als Musiker: es geht nicht um die Technik, den extrem ausgebufften Reim oder darum, irgendwas neu zu erfinden. Es geht darum etwas Eigenes, Persönliches zu erschaffen und eine Beziehung zum Hörer aufzubauen. Dieses Unterfangen ist mit “Feelings aus der Asche” erneut geglückt.
(Testspiel)


Olli Schulz auf Tournee:

18.03.2015 Hamburg, Große Freiheit
19.03.2015 Hannover, Pavillon
20.03.2015 Leipzig, Haus Auensee
21.03.2015 Wien, Wuk
23.03.2015 München, Muffathalle
24.03.2015 Zürich, Plaza
25.03.2015 Frankfurt, Batschkapp
26.03.2015 Stuttgart, LKA Longhorn
27.03.2015 Saarbrücken, Garage
28.03.2015 Münster, Skaters Palace
30.03.2015 Köln, Live Music Hall
31.03.2015 Bremen, Modernes
01.04.2015 Berlin, Tempodrom


7 Kommentare:

  1. Acht Punkte für die Texte, fünf für die Musik -- macht im Schnitt 6,5.

    Und weil Olli Schulz so sympathisch und "Als Musik noch richtig groß war" und "Feelings aus der Asche" richtig gute Songs sind, gibts von mir insgesamt 7 Punkte

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  2. Mit Sympathie-Bonus komme ich auch auf 7 Punkte.

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  3. Anfangs tat ich mich schwer mit der neuen Platte. Der gute Olli ist älter und ernster geworden. Das Ergebnis ist nicht das Schlechteste, Songs wie "So muss es beginnen", "Als Musik noch richtig gross war" und "Kinder der Sonne" heben die Scheibe letztendlich auf gute 7 Punkte.

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  4. Jeder Olli Schulz-Album ohne echten Bibo-Song ist ein gutes Album. 7 Punkte auch von mir.

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