Joel Gibb macht es uns wirklich nicht leicht. Das letzte Album von The Hidden Cameras war ein Ausflug in Country-Gefilde und wurde hier mit „Yi-ha!“-Kommentaren sowie 6,167 Punkten abgestraft.
Nur gut, dass seitdem 9 Jahre vergangen sind, wir „Home On Native Land“ vergessen konnten und sich Gibb auf seine Ursprünge in der „Gay Church Folk Music“ besann und wieder Owen Pallett für die Streicherparts gewann.
Bevor jetzt alle begeistert im Internet nach tollen, limitierten Schallplatten-Auflagen von „Bronto“ suchen (vergeblich, es gibt lediglich black Vinyl), muss ich folgendes gestehen: Leider entsprechen nur drei der vier zuletzt getätigten Aussagen der Wahrheit, denn Gibb hat sich wohl in den letzten Jahren viel in den Clubs seiner Berliner Wahlheimat herum getrieben, an seine Synthpop-Helden der 80er Jahre erinnert (und die Pet Shop Boys und Vince Clarke für Remixe gewinnen können) sowie in München in stilechtes Disco- und Dance-Album aufgenommen.
Zu gut informierten Beats, die Disco der 1970er-Jahre ebenso referenzieren wie Electroclash und Eighties-Pop, schüttelt Gibb Hits aus dem Ärmel, die er gemeinsam mit dem Münchner Produzenten Nicolas Sierig (Joasihno) in Szene setzte. Die besten: Das schwer nach Erasure klingende „Undertow“ (…) und „How Do You Love“ (…). Diese mischt er mit kleinen, an Western-Soundtracks erinnernde Instrumentalnummern. Inmitten des sehr durchrythmisierten Albums sind sie je nach Sichtweise Stolperstellen oder genau zur rechten Zeit kommende Atempausen.Der Höhepunkt kommt schließlich am Ende: „Don’t Tell Me That You Love Me“ bilanziert zu den Streichern von Owen Pallett eine verlorene Liebe – und holt mit seiner klerikalen Melodie auch kurz den alten Kammerpop wieder mit ins Boot, schön.
The Hidden Cameras in Deutschland:
19.11.25 Berlin, Berhain Kantine
28.11.25 Hamburg, Molotow
03.01.26 Köln, Bumann & Sohn
06.02.26 Nürnberg, Club Stereo
09.02.26 Stuttgart, Wizemann Studio
10.02.26 München, Ampere
16.02.26 Leipzig, Moritzbastei
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