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11. November 2024

Primal Scream - Come Ahead


Vielleicht ist es Bobby Gillespie in den letzten 8 Jahren seit der Veröffentlichung von „Chaosmosis“ irgendwie gelungen, in der Zeit zurück in die 70er Jahre zu reisen und dort viel Zeit im New Yorker „Studio 54“ zu verbringen. Denn das zwölfte, größtenteils tanzbare Studioalbum von Primal Scream, „Come Ahead“, klingt danach und trieft nur so von Disco, Funk und Gospel. Alles zusammen ist beispielsweise im Opener „Ready To Go Home“ zu hören. Die zahlreichen Streicher lassen auch an den vom Soul geprägten Phillysound denken. Aber Primal Scream wären nicht Primal Scream, wenn es nicht reichlich Ausnahmen gäbe: beispielsweise ist das 8-minütige „False Flag“ schleppende Electronica und „Deep Dark Watres“ Psychedelic-Rock. Auch „Melancholy Man“, der Titel deutet es bereits an, fällt als melancholische Ballade etwas aus dem Rahmen.    

Vielleicht, könnte ich in der Zeit zurückreisen, wäre dies erst einmal nur ein Trip um wenige Wochen zurück, dann könnte ich mir entweder doch noch die auf 750 Exemplare limitierte Schallplatte von „Come Ahead“ (split Red and clear LP with yellow splatter) kaufen oder die Macher von Blood Records zu einer Disco Ball Picture Disc überreden. Dies jedoch eher als Primal Scream Komplettist als wegen der Begeisterung für dieses Album.





 


 


Sie eröffnen das Album a cappella mit Gospelgesang: „Ready To Go Home“ – es geht um Gillespies verstorbenen Vater – mutiert zu einer mit viel Streicherdrama aufpolierten Siebziger-Disco-Kugel. Soulgetränkte Sängerinnen, dick aufgetragene Streicher und Disco-Bass pflastern weite Teile der Wegstrecke dieses Albums, so auch die Single „Love Insurrection“ mit Nile-Rodgers-Gedächtnis-Gitarre. Oft klingt das nach den Disco-Spektakeln von !!! aka Chk Chk Chk, die jedoch genau wie Primal Scream ihre kreative Sturm- und Drangzeit schon hinter sich haben.

Was erlauben Produzent David Holmes? Nach dem noch verheißungsvollen Gospel-Auftakt von „Ready To Go Home“ setzt gleich das Pluckern des Maschinenparks ein, und alles versuppt. Auf „Love Insurrection“ nölt Gillespie dann wieder, aber nicht wie er selbst, sondern wie ein fremder Gastsänger. Immer wieder blitzen schöne Momente auf, soulige Backing-Tracks und weibliche Backing-Vocals, bevor dann ein beliebiger Chorus einsetzt. Mögen es andere kosmisch nennen, dies hier stellt die Definition von „unausgegoren“ und „chaotisch“ dar.


 





1 Kommentar:

  1. Phillysound UND David Holmes? Da hätten mehr als 7,5 Punkte bei rauskommen können.

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