Seiten

15. März 2024

Faye Webster - Underdressed At The Symphony


Ja, dieses neue Kleid wird Faye Webster wählen, um sich nicht mehr underdressed in der Sinfonie zu fühlen. Im Hintergrund sieht man übrigens, was sie bei ihren letzten 42 Besuchen im Opernhaus trug, denn ihr Kleiderschrank ist ausschließlich mit dem blauen Onesie gefüllt, den auch Wikipedia zur Visualisierung der einteiligen, Strampler-artigen Freizeitbekleidung nutzt.    

Der Onesie bietet auch eine gute Möglichkeit, die Musik auf Faye Websters fünften Album zu beschreiben, denn in den gemütlichen und behaglichen Softrock, der mit Einlagen aus Country, Jazz und R’n’B gefüttert ist, kann man sich gut für 37 Minuten einkuscheln, ihrem sanften, einlullenden (und gelegentlich Vocoder-verzerrten) Gesang und zarten Streicherarrangements lauschen. Der beste Song des Albums trägt den Titel „He Loves Me Yeah!“ und ist überraschenderweise nicht unter den vier ausgekoppelten Singles (siehe und höre unten). 

Nach ihrem 2013 selbst veröffentlichten Debütalbum wurde die aus Atlanta stammende Singer/Songwriterin von Secretly Canadian unter Vertrag genommen. Das Label veröffentlichte mittlerweile vier weitere Alben von Faye Webster. „Undredressed At The Symphony“ ist als CD, Kassette und LP in zahlreichen blauen Varianten (black Vinyl, blue Vinyl, clear with blue splatter Vinyl, blue & white Bullseye Vinyl) veröffentlicht worden.

Faye Webster in Deutschland:
24.05.24 Hamburg, Mojo Club
25.05.24 Berlin, Metropol
27.05.24 München, Technikum
28.05.24 Köln, Gloria


 


    


Der Opener Thinking About You lässt sich sechseinhalb Minuten Zeit, um das entspannte Nachdenken über ein “You” in Szene zu setzen – und hätte auch noch ein paar Minuten weitergehen könnte, ohne dass man sich mit diesem an Carole King oder Aimee Mann erinnernden, fantastisch produzierten Folkrock-Track gelangweilt hätte.
But Not Kiss beschreibt anschließend das Gefühl, menschliche Wärme und Nähe ohne die allerletzte Intimität zu genießen. (…) 
Ein wunderbarer Song, mit dem das Album schon vor einigen Wochen perfekt angeteasert wurde.
Wanna Quit All The Time verbindet warmen Gitarren-Folk mit einem schleichenden Latin-Jazz-Rhythmus, ehe Lego Ring als der (zumindest für mich) einzige schwächere Song des Albums auf der Tracklist steht. Der grungige Gitarren-Sound steht Webster weniger gut, die mit viel Autotune gepimpte Stimme ihres Jugendfreundes Lil Yachty wabert ein bisschen nervig vor sich hin. Kein Total-Flop, lediglich ein kleiner Ausreißer nach unten – zumal es dann wieder so toll weitergeht wie in den ersten drei Stücken, mit einem kurzen Folk-meets-Autotune-Track (Feeling Good Today) und einer herrlich opulenten Ballade mit Streichern, Bläsern und jazzigen Besen-Drums (Lifetime). (…)
Insgesamt ist Faye Webster mit Underdressed At The Symphony erneut ein verspieltes, charmantes Album geglückt, das sie als eine der talentiertesten und eigentümlichsten US-Singer-Songwriterinnen zwischen Folkrock-Tradition und Indiepop-Moderne bestätigt. Herausragend.


  


 



3 Kommentare: