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17. Januar 2024

Bill Ryder-Jones - Iechyd Da


Das fünfte Soloalbum des ehemaligen The Coral-Mitgliedes Bill Ryder-Jones trägt den Titel „Iechyd Da“, was frei aus dem Walisischen übersetzt so viel bedeutet wie „Ich möchte ein Album, auf welches ich sehr stolz sein kann, angesiedelt irgendwo zwischen Badly Drawn Boy, Gorky’s Zygotic Mynci und Arab Strap, abliefern, nur mit mehr Streichern und Kinderchören und dieses auf black Vinyl und powder-blue Vinyl veröffentlichen“ bedeutet. 

Selten war ein Plattentitel besser gewählt.

Bill Ryder-Jones live in Deutschland:
24.03.24 Hamburg, Hafenklang
25.03.23 Berlin, Berghain Kantine


 


Der Albumopener “I Know That It’s Like This (Baby)” baut eine stabile Brücke zwischen altbewährtem Tiefgang und zartem Aufbruch.
Das von einem traurigen Klavierthema begleitete “A Bad Wind Blows In My Heart” könnte problemlos für den Abspann einer “Greys Anatomy”-Folge herhalten. Viel mehr Pathos geht nicht.
Unterstützt von einem Kinderchor (“Nothing To Be Done”), umgeben von schunkelnden Lagerfeuer-Vibes (“It’s Today Again”) und beseelt von musikalischen Stimmungswechseln (“Christinha”) nimmt Bill Ryder-Jones die Hörer*innen mit auf eine zumeist ruhige und entspannte Klangreise, die weit über die Grenzen der britischen Küstenstadt West Kirby hinausgeht.


 


Das vorab ausgekoppelte "This can't go on" samplet Disco-Streicher, um sie in einen neuen sakralen Kontext zu setzen, und entwickelt dabei eine Wucht wie ein einstürzendes Kirchenschiff. Das ebenso famose "Nothing to be done" klingt ein wenig so, als würde sich Arab Straps Aidan Moffat durch einen verschollenen Nullerjahre-Hit von Arcade Fire schlängeln. Ryder-Jones mag es eigentlich nicht, wenn Leute nach der kathartischen Wirkung seiner Musik fragen, muss hier aber selbst zugeben, dass das Album genau eine solche bei ihm freigesetzt hat – und der Rezeptionsseite geht es kaum anders. Zu aufwühlend zum Gähnen, zu erhaben, um dazu mit lockerem Handgelenk die Biergläser klirren zu lassen: "Iechyd da" ist ein weiteres eigentümlich-faszinierendes Werk eines Künstlers, der den knorrigen Ast namens Folk nach seinen Vorstellungen verbiegt.





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