Seiten

26. Oktober 2020

Madsen - Na gut dann nicht


„Ist das schon Punkrock?“. Aber sicher. Und deshalb muss „Na gut dann nicht“ auch nach Die Ärzte vorgestellt werden, auch wenn die Madsen-Clique nicht den Wortwitz von Farinbelarod erreicht (auch wenn „Quarantäne für immer“ schon nah dran ist). Spaß machen die mit Zitaten gespickten Songs zwischen Punk, Protest und Dosenbier dennoch.

„Na gut dann nicht“ ist nicht das neue Album von Madsen, denn dieses verschoben sie aufgrund der wegen der Pandemie vertagten Tournee einfach mit. Es ist also das ganz neue Album von Madsen, das in kürzester Zeit in Isolation mit Punk auf dem Plattenteller und Wut im Bauch eingespielt wurde. 


 


Punk, das ist Protest, das sind fliegende Bierbecher in Kombination mit Mittelfingern Richtung Rassismus, Staatsoberhäupter und Kapitalismus. Bei Songtiteln wie „Alte weiße Männer“ muss man also kaum zweimal überlegen, was hier Gegenstand des Textes ist.
Dazu gibt es ein eingängiges Bass-Riff, dreckige Gitarren-Chords und Gesang, der mehr Gegröhle als irgendwas anderes ist. Dazu eine Bridge aus Oh-oh-oh-Chören, die einem diesen besonderen Geruch aus Bier und Schweiß anderer Menschen in die Nase treiben, während man mit 16 zu „Bro Hymn“ im Mosh-Pit des lokalen Jugendzentrums eskalierte.
Wer hätte gedacht, dass man sich jemals nach dem Schweiß anderer Menschen in den eigenen Haaren sehnt? 


 


Die musikalische Umsetzung ist für Punk-Verhältnisse schon fast komplex und trägt trotz des Ausflugs ins ungewohnte Genre einen unverkennbaren Madsen-Stempel. Die Texte gehen zwar leicht ins Ohr und lassen sich wunderbar mitgröhlen, sind aber trotzdem klug und gewitzt genug, um nicht plump zu wirken. Jeder Song hat seine ganz eigene Daseins-Berechtigung, Lückenfüller sucht man auf dieser Platte vergeblich. Am ehesten fällt da noch „Wir nennen dich Mücke“ aus der Reihe, aber die Liebeserklärung an den Madsen-Tour-Gitarristen ist einfach zu liebenswert, als dass man den Song als überflüssig bezeichnen könnte.
Madsen haben mit „Na gut dann nicht“ nicht einfach nur eine Corona-Schnapsidee in die Tat umgesetzt, sondern ein ebenso unterhaltsames wie wichtiges und gutes Album abgeliefert. Oder um es mit den Worten von Benjamin von Stuckrad-Barre zu sagen, der den Abspann zur Platte sprechen darf: „Boah, ist das geil.“


 


Punk ist auf jeden Fall auch das hier: 








3 Kommentare: