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16. Oktober 2020

Future Islands - As Long As You Are


Future Islands brechen zu neuen Ufern auf. Der langjährige Tour-Drummer Michael Lowry ergänzt Samuel T. Herring (Gesang), William Cashion (Bass, Gitarre) und Gerrit Welmers (Keyboards) nun als vollständiges Bandmitglied und war auch in das Songwriting für „As Long As You Are“ involviert. Das sechste Album der Future Islands ist auch das erste, welches von ihnen selbst produziert wurde. Dazu begaben sie sich in die Wrightway Studios ihres Tontechnikers Steve Wright in Baltimore und zeigten sich mit dem Ergebnis offensichtlich zufrieden: Sam T. Herring vermeint „die bestklingende Platte unserer bisherigen Karriere“ vorweisen zu können.

Das reicht aber auch an Neuerungen, mag sich das Quartett gedacht haben, denn stilistisch bleiben sie dem eingängigen Synth-Pop mit New Wave-Touch treu. Dabei stehen balladeske, nachdenkliche Songs wie „Glada“, „I Knew You“, „City’s Face“, „Moonlight“ oder „Thrill“ sowie tanzbare, temporeiche Titel („For Shure“, „Waking“ und „Plastic Beach“) in einem Verhältnis, das deutlich in Richtung der ruhigeren Stücke verschoben ist.

Auch Samuel T. Herring wird sicherlich nichts von seinem eigentümlichen, exaltierten und mitreißenden Gebaren bei Live-Auftritten eingebüßt haben. Da Konzerte aber erst einmal nicht angesagt sind, muss man sich mit der Konserve behelfen: „As Long As You Are“ bietet 11 Songs, die knapp 44 Minuten laufen und über 4AD als Kassette, CD und LP angeboten werden. Die limitierte Schallplatte kommt auf farbigem Vinyl (petrol blue bzw. fluorescent orange).




 


„As Long As You Are“ räumt beim musikexpress 5,5 von 6 möglichen Sternen ab:
Jede Nuance klingt ehrlich. Mal panisch, mal verzweifelt, mal glückstrunken und mal schmerzverzerrt. Aber immer ehrlich. Wenn man einen solchen Sänger hat wie dieses Quartett aus North Carolina, dann dürfen die Melodiebögen voller XXL-Gestik sein – sie werden niemals dem Kitsch anheimfallen, da Kitsch nur sinnentleerte Pseudo-Form ist. Für so einen Scheiß sind die Zukunftsinseln nicht zu haben.
Die im Opener verhandelte Frage danach, inwiefern man es wert sei, geliebt zu werden – sie ist bei den Future Islands nicht Floskel, sondern fundamental. Verglichen mit den sage und schreibe fünf Vorgängeralben fallen die radikaleren Tempi-Wechsel zwischen den Tracks ins Ohr. Herrings charmant-kratzige Stimme schwebt souveräner denn je über allem – und lässt sich selbst durch Uptempo-Disco-Beat nie ins Rhythmus-Gitter zwängen, sondern bleibt betont freiheitlich. Der Mensch ist keine Insel, aber diese Band ist die Zukunft.





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