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10. September 2020

Widowspeak - Plum


Irgendwo zwischen hyperaktiven Mazzy Star und schläfrigen Cardigans bewegen sich Widowspeak auf „Plum“, das Ende August (als limitiertes weißes Vinyl) über Captured Tracks erschienen ist. 

Das Duo aus New York besteht aus Molly Hamilton (Gesang, Gitarre) und Robert Earl Thomas (Bass, Gitarre, Synthesizer), die auf ihrem fünften Album noch Unterstützung von Andy Weaver (Schlagzeug), Michael Hess (Piano) und ihrem Produzenten Sam Evian (Bass, Synthesizer) erhalten haben. Auf 9 Songs widmen sie sich der Kombination aus 90s Dreampop, 70s Folk und 60s Psychedelic Rock, der aber nicht den Anspruch hat, die Hörer zu mehr als zum sanften Mitwippen zu verleiten.




 


Die vielen Anklänge an Bekanntes wurden mit so viel Liebe zum Detail zusammengestellt, dass man durchaus von handwerklicher Neuschöpfung sprechen kann. „Even True Love“ trägt beispielsweise die euphorisierte DNS von The Verves „Lucky Man“ in sich und bei „Amy“ kommt man dann doch nicht mehr um einen Verweis auf Mazzy Star herum, auch wenn sich Widowspeak hier mit mehr Popappeal durch ihren verführerisch verträumten Refrain bewegen.
Wenn man sich aber über derartige Bezüge aufreibt, kann man sich auch gleich darüber auslassen, warum sich Sonnenuntergänge manchmal ähneln. „Plum“ ist ein ganz einfach wunderbar melancholisches Wohlfühlalbum, das den Hörer fast schon auf altmodische Weise in den Arm nimmt. Und manchmal ist das einfach mal nötig.




 


Songs wie Amy erinnern an AIRs La femme d’argent – so dass angesichts der poppigen Makellosigkeit umso mehr die Gefahr des Überfressens droht. Der Kern im süßen Fruchtfleisch („The stone that’s buried: what the fruit is for“) bleiben jedoch die dahingeraunten Texte. Für eine Kritik kapitalistischer Verwertungslogik muss sich niemand in ähnlich lautenden Seminaren langweilen, sondern bekommt sie auf Money in einem bezeichnend leicht konsumierbaren Zustand geliefert. Breadwinner wiederum hüllt sein bitteres Fazit („Oh, met a man who never worked / Oh, you and I will always work“) in Synthesizer-Schichten ein wie Gestresste sich in Achtsamkeitsübungen und Tracking-Apps. Dabei verkündet Hamilton ihre lakonischen Zeilen nicht von Dreampop-Luftschlössern herab, sondern berichtet aus ihrem Leben wie eine alte Bekannte.
Aber gut, „tune out platitudes like these“. Selten bekam man sie lässiger serviert, womit Hamiltons und Thomas‘ Rezept für Plum wohl voll aufgegangen wäre. Herausgekommen ist ein wenig unkonventionelles, aber angenehm unaufgeregtes Album.


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