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19. August 2020

Jim Bob - Pop Up Jim Bob


1992 hatten Carter The Unstoppable Sex Machine vermutlich den Zenit ihrer Karriere erreicht: Mit „The Only Living Boy In New Cross“ lieferten sie im April ihre einzige Top Ten Single ab (#7) und im Mai ging das dazugehörige Album „1992 - The Love Album“ sogar an die Spitze der britischen Charts.
Insgesamt konnten Jim Bob und Fruitbat bis 1995 vier ihrer fünf Alben in den Top Ten platzieren. Danach war die Geschichte des Duos fertig erzählt und der Versuch sich als Septett neu zu erfinden scheiterte: „I Blame The Government“ strandete 1998 auf Platz 92 der UK Charts und die Band löste sich auf. 
Seit 2007 spielten Jim Bob und Fruitbat gelegentlich wieder zu zweit, beendeten aber auch dieses Carter USM-Kapitel 2014 endgültig. 

Leslie George Carter (Fruitbat) ist mittlerweile 61 Jahre alt, betreibt weiterhin die Homepage von Carter USM und spielt gelegentlich in den Bands Abdoujaparov, Ferocious Dog und Keith Top Of The Pops & His Minor UK Indie Celebrity All-Star Backing Band. Zur Minor UK Indie Celebrity All-Star Backing Band von Keith Top Of The Pops gehörten neben Fruitbat auch Jimbob sowie Eddie Argos (Art Brut), Luke Haines (The Auteurs), Charlotte Heatherley (Ash), Sarah Nixes (Black Box Recorder), Julia und Simon von The Indelicates usw. usf. 

Jim Bob heißt mit bürgerlichem Namen James Robert Morrison, ihm gehört nicht die Schweizer Firma Jim Bob, die Bekleidung für Firmen und Vereine herstellt, jedoch veröffentlichte er seit 2003 von der Öffentlichkeit unbemerkt zahlreiche Alben und Bücher. Nun gibt es über Cherry Red Records auch ein neues Album namens „Pop Up Jim Bob“, das mit unterschiedlichen Covern als CD und LP erhältlich ist: 



Unter den 11 neue Titel gibt es Jim Bob in Carter USM-Form („Ted TALKS“), Glam Rock-Ausflüge („Barry’s On Safari (In His Safari Suit)“, „KIDSTRIKE!“) oder eine 26-sekündige, punkige Single mit dem treffenden Titel „2020 WTF!“ zu entdecken.


   


Jim Bob war schon immer ein politischer Songwriter. Egal, ob Rassismus in der britischen Army, Kindesmissbrauch oder schlicht der satirische Blick auf die britische Regierung, der Wortwitz seiner früheren Texte ist bis heute ungeschlagen. Und er zieht sich bis heute durch seine Alben, die alleine schon wegen ihrer lyrischen Tiefe den Kauf wert wären. Auch musikalisch ist “Pop Up Jim Bob” vielseitig und ziemlich gut. Ich kenne kein Album von Carter USM oder Jim Bob selbst, in dem es nicht auch schwächere Songs gäbe. Die hohe Hit-Dichte hat dies aber immer irrelevant erscheinen lassen. Diesmal jedoch fehlt der ganz große Hit, dafür ist aber auch kein einziger schlechter Song auf dem Album. 


   


Hat man da was verpasst? Schon, ja. Jim Bob hat ein feines Gespür dafür, die Klippen des modernen Lebens aus der Sicht potenzieller Verlierer zu erzählen, „Ted Talks“ handelt eben nicht vom Checker-Forum, sondern von einem Typen namens Ted, dem niemand zuhört. Was auch seine Gründe hat. Waren die besten Songs von Carter USM rasante Bretter, leistet sich Jim Bob solo viele Zwischentöne: Balladen mit Sprechgesang wie „Truce“, Schlaflieder wie „Big Boy“, US-kritisches wie „#thoughtsandprayers“, vertracktes wie „If It Ain’t Broke“, das an They Might Be Giants erinnert. Das beste Stück der Platte heißt „Jo’s Got Papercuts“, Jim Bob klingt hier wie Indie-Ikone Darren Hayman von Hefner, der Billy Bragg kopiert, da gibt es üblere Referenzen. 


 


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