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20. Juli 2020

Hania Rani - Home


In ihrer polnischen Heimat wurde Hania Rani nach der Veröffentlichung ihres Debütalbums „Esja“ (2019) mit Preisen überhäuft. Ihr zweites Album nennt die Pianistin und Komponistin nun „Home“, obwohl (oder gerade weil) der Begriff gar nicht so klar zu greifen und definieren ist. Die in Danzig geborene Musikerin lebt einerseits in ihrer Wahlheimat Warschau und andererseits in Berlin, wo sie studiert hat und häufig arbeitet. 

Home“ bietet dreizehn cineastische Stücke, die fast eine Stunde lang laufen, häufig instrumental gehalten sind und Freunden von Ólafur Arnalds, Lambert, Federico Albanese, Niels Frahm und Yann Tiersen gefallen werden. Beim Vorgänger galt die volle Konzentration noch dem Piano, hier kommen elektronische Elemente und gelegentlich die von Ziemowit Klimek (Bass) und Wojtek Warmijak (Schlagzeug) eingespielten Rhythmen („Zero Hour“) sowie auf „Tennen“ Streicher hinzu. Besonders bezaubernd wird dieses zwischen Ambient und zeitgenössischer Klassiker schwebende Album, wenn Hania Rani wie auf „Leaving“, „Nest“ oder „Home“ sanft ihre Stimme erhebt.  

Auch die Veröffentlichung von „Home“ hat sich zwischenzeitlich verschoben, doch mittlerweile ist Hania Ranis Album via Gondwana Records als CD und Doppel-LP (limitiert als clear Vinyl) erschienen.






Die meisten Tracks des Albums sind instrumental, konzentrieren sich auf ein kompliziertes Klavierspiel. Auf einigen Stücken singt die Musikerin mit zerbrechlicher, wunderschöner Stimme ausdrucksstark und rein.  Ein Beispiel hierfür ist „Leaving“, das mit seinem zaghaften Gesang die Reise des Albums beginnt, wobei Rani traurig fragt „Are you leaving?“ Das Herzstück des Albums ist „F-Major“, ein Klavierstück, das strauchelt, sich wiederfindet, nur um erneut zu kippen, und dem es gelingt, die Suche nach dem Zuhause auch ohne Worte zu dokumentieren. Nicht minder atemberaubend ist das Musikvideo zu diesem Stück: Rani spielt vor dem Hintergrund der isländischen Berge, Sand wirbelt zu ihren Füßen.
Home ist ein hervorragendes Album. Es umfasst all das, was das Zuhause ausmacht und was nicht. Die sparsamen elektronischen Elemente unterstreichen effektvoll Ranis Geschichtenerzählen. Ein Höhepunkt ist der unheilvolle Song „Zero Hour“, bei dem Rani von Bass und Schlagzeug unterstützt wird. Dennoch sind die Titel, die ins Herz gehen, jene, bei denen die filigranen Klavierkompositionen der Künstlerin im Mittelpunkt stehen.  






Nur selten finden sich zwischen den 13 Tracks auch die typischen Pattern-lastigen Solo-Klavierstücke wie F Major oder Letter to Glass wieder, die sie selbst auch als Tribut an das vorige Album sieht. Ergänzt wird das Spektrum diesmal von Synthesizern, einer Rhythmusgruppe (Bass & Percussion) und Gesang. Der Titeltrack Home beispielsweise verbindet all dies. Ranis hohe klare Stimme, trifft auf high-tempo Schlagzeug, flächiges Piano und einen wummernden Bass. Klänge verschwimmen und legen sich übereinander. So entsteht Musik zum abdriften, genauso aber zum aufmerksam hinhören. (…)
Die emotional schon sehr schwere Musik hat nicht immer auch noch Platz für dominante Gesangspattern und verliert dadurch immer wieder ihren kraftvollen Zauber. Dass Rani in der Lage ist diesen heraufzubeschwören, beweist sie nicht zuletzt mit Tennen, einem Stück über die natürliche Kraft der Dinge.
Home ist ein Album, an dem man sich abarbeiten kann, wenn man sich denn zwischen Neo-Klassik, Jazz und Ambient zu Hause fühlt. Der Zauber entsteht und verfliegt wieder zwischen den Stücken.




3 Kommentare:

  1. Spielt bald in der Ólafur Arnalds-Liga. 7 Punkte

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  2. Schon ohne den Gesang abwechlungsreich. Der Gesang setzt dem dann noch die Krone auf. 7,5 Punkte

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