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20. August 2016

I Have No Mouth And I Must Scream - I Have No Mouth And I Must Scream























Heute ein wenig Shoegaze aus Berlin: Von der ersten, als Kassette veröffentlichten EP (2012) bis zum Debütalbum hat es ein wenig gedauert und auch das Lineup der Band, die sich nach einer post-apokalyptischen Kurzgeschichte von Harlan Ellison benannte, hat sich mehrfach gewandelt.  Bastian Stein (Gesang, Gitarre) ist seit den Anfangstagen dabei und wird derzeit (wohl) von Markus Mocydlarz (Gitarre), Angy Lord (Keyboard) und Sara Neidorf (Schlagzeug) unterstützt. 

I Have No Mouth And I Must Scream bezeichnen sich selbst als Shoegaze / Post-Punk-Band und daher müssen neben den obligatorischen My Bloody Valentine und The Jesus & Mary Chain auch Joy Division und The Cure als Referenzen für die düsteren Klänge gennant werden. Bei dem Bandnamen muss man schließlich auch schwarzmalen. 

"I Have No Mouth And I Must Scream" (11 Titel, 47 Minuten) ist über die Bandcamp-Seite digital, als Kassette oder Vinyl zu beziehen.




Das auf den Pfaden von My Bloody Valentine wandelnde "Shadow" trifft trotz aller Zerstreutheit punktgenau ins Herz, während das ungestüme "Fourth wall" all jenen Feuer unterm Hintern macht, die "Warsaw" für den eigentlichen, weil besseren Joy-Division-Erstling halten. Fast schon post-rockig kommt im Vergleich dazu der Einstieg des Openers "Paint" daher, der sich zunächst gut eineinhalb Minuten aufbaut, um schließlich mithilfe schrammelnder Stromgitarren in den Post-Punk-Himmel aufzusteigen.

Währenddessen zieht das im Vergleich zu den anderen Songs geradezu poppige "Classic rock song" den imaginären Hut vor Robert Smith und macht es sich als längstes Stück genau dort richtig gemütlich, wo es für eine Weile hartnäckig bleiben wird: im Gehörgang. Dazu gesellt sich das kurz vorm Finale auch die melancholische Schwermut von "Void", bis der eigentliche Abschluss mit "YLT" endgültig dafür sorgen sollte, dass I Have No Mouth And I Must Scream demnächst der letzte Schrei auf der rabenschwarzen Post-Punk-Party sind – pun intended. 
(Plattentests)




„Paint“ öffnet das Album und zeigt gleich, wie sehr die Band instrumentelle Teile mag, die oft als Outros dienen. Der Song hat einen sehr schönen, kettenartigen Rhythmus, der zusammen mit der verträumten, melancholischen Stimme in die Welt von I Have No Mouth and I Must Scream entführt. Stark ist es, wie der Song fast wortwörtlich mit eingängigen und strammen Gitarrenriffs „explodiert“.

Am besten klingt die Band bei emotionalen, melancholischen Songs. Sehr stimmungsvoll ist „Drowing“, wo wieder besonders der Gesang zu einer intimen und zart-traurigen Atmosphäre beiträgt. Manchmal erinnert die Stimme an Dream-Pop-Bands wie DIIV und Parks, Square and Alleys. Unterschwellig bedrohlich klingt hier der Bass, als ob man wirklich in dieser wässerigen dunklen Atmosphäre ertrinken könnte. Intim und dunkel klingt auch „Shadow“, ein sehr ruhiger Song. Das Lied erweckt das Bild eines warmen Zimmers in Halbdunkelheit, wo nur das schimmernde Mondlicht durch die Gardinen hereinfließt. Diese Ruhe strahlt auch „Careless Talk“ aus. Hier verlangsamt sich der Rhythmus von den vorherigen „Bridges Behind“ und „Fourth Wall“, die von schreienden Shoegaze-Gitarren, treibenden Drums und pulsierenden, melodischen Bass-Lines gekennzeichnet sind. Dunkel und weich ist auch „Void“, die erste Single des Albums. Das Video dazu fängt die Stimmung des Tracks mit Farben und Lichterspielen perfekt ein. Dunkelblau und lila, verschwommen, mit schimmernden, glänzenden Momenten fließt der Song geschmeidig wie Seide.

Etwas überraschend wirkt die akustische Gitarre in „PKD“, die zusammen mit dem weniger hallenden Gesang dem Lied einen Hauch 90-Jahre Alternative-Rock verleihen. Auch im letzten Song des Albums sind sie zu hören. „YLT“ schließt langsam und mit einem nostalgischen Klavier-Outro das Album ab.
(Pretty In Noise)


2 Kommentare:

  1. Ich mag die Musik, wenn sie zum Beispiel nach Ride klingt, aber leider kann ich mit dem Gesang wenig anfangen. 6,5 Punkte

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