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2. Juli 2016

Drowners - On Desire






















Ob uns die Strokes-Soundalike Band auf ihrem zweiten Album neue Facetten präsentiert? Die Single "Cruel Ways" deutete nicht darauf hin, aber zwei Jahre nach ihrem Debütalbum lassen Matt Hitt (Gesang, Gitarre), Jack Ridley (Gitarre), Erik Snyder (Bass) und David Rubin (Schlagzeug) auf dem 37 Minuten langen Nachfolger zu "Drowners" insgesamt 10 Titel für die Referenz-Suche folgen. 

Und so hört man beim Opener "Troublemaker" deutlich Muse heraus, denkt man bei "Human Remains" an den düsteren 80er Jahre-New Wave der Psychdelic Furs, lässt einen "Another Go" kurz überlegen, ob The Smiths hier Tantiemen erhalten müssten (die Antwort lautet: Ja, müssten sie.) und deuten die omnipräsenten Synthesizer auf "Conversations With Myself" in Richtung The Killers. 

Auf "On Desire" tauschen die Drowners im Vergleich zum Vorgänger somit die prägnanten Hits gegen mehr Abwechslung und Vielfalt ein.           


Sweet but stereotyped, it’s easy to find the flaws in Drowners. The band wear their influences, quite literally, on their sleeves. They dress like Arctic Monkeys. They sing like The Strokes. The epitome of indie clichés, Drowners have done nothing to break their mould, and ‘On Desire’ does little to appease the want for something more.
(DIY)




Dass Drowners in ihrem Genre zu sehr auf Nummer sicher gehen würden, wäre darüber hinaus gelogen. Zwar versprühen der Opener "Troublemaker", das tolle "Someone else is getting in" mit seinen wildgewordenen Gitarren oder der im feinen Zwirn polternde Rocker "Another go" nach wie vor den Vibe des Vorgängers, der die Eleganz von Morrissey mit gelegentlichen Rock'n'Roll-Austretern paarte. Dennoch, wie so oft bei der zweiten Platte einer jungen Truppe, klingen die New Yorker auf "On desire" über weite Strecken merklich gesetzter. Der neue Reifegrad äußert sich in weniger stürmischem, dafür umso akzentuierterem Songwriting. Im schwelgerischen "Human remains" etwa lassen Drowners nur zu gerne den Synthieflächen den Vortritt und huldigen mit gelungenem 80s-Pop-Einschlag der unverwüstlichen The-Smiths-Aura. Es duftet weniger nach dem dreckigen Charme miefiger Clubräume. Doch das macht nichts, denn selbst wenn der Zweitling weniger offensichtliche Hits mitbringt als das Debüt – ein Pluspunkt ist die Produktion von Claudius Mittendorfer (Interpol, Johnny Marr), die der Weiterentwicklung des Sounds gut zu Gesucht steht. Genau wie Sänger Matthew Hitts sanfte und dennoch eindringliche Stimme, die sich in Sachen Variabilität hörbar verbessert hat.

Mehr Luft zum Atmen nimmt sich auch das schwelgerische "Dreams don't count", während "Trust the tension" sich gar ins fahle Licht begibt und der dunklen Seite des 80s-Pop die Ehre erweist. Mehr Facettenreichtum regiert – auch das ist ein Markenzeichen der reifenden Drowners. Und spätestens dem dritten Durchgang wird eine weitere entscheidende Stärke dieser Platte offensichtlich: Die feinen Riffs und Melodien von Leadgitarrist Jack Ridley wollen nach dem Zubettgehen nur schwerlich wieder aus den Hirnwindungen verschwinden. Dazu gibt der Britpop-Beat stets den Takt vor, wie die zweite Auskopplung "Conversations with myself" zeigt. Schon mal versucht, mit zuckendem Bein einzuschlafen? Das beste Gitarrenthema der Platte hat jedoch die Hit-Single "Cruel ways" abbekommen und ist damit ein Anwärter auf diverse Mixtapes dieses in die Halbzeit schielenden Musikjahres 2016. "On desire" bietet genügend gute Musik für den kurzweiligen Moment, dem man im Sommer herbeisehnt. Und den man – so viel sei an dieser Stelle versprochen – diesmal etwas länger genießen kann.
(Plattentests)


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