Seiten

18. März 2016

Miike Snow - iii
























Nach zwei kommt bekanntlich drei. Also von "ii" zu "iii" und von Liima zu Miike Snow. Da muss man schon aufpassen, niicht jedes Mal zwei i zu schreiiben.

Und Miike Snow hätten vielleicht besser aufpassen sollen, sich nicht zu sehr zu wiederholen. So fällt Christian Karlsson, Pontus Winnberg und Andrew Wyatt weder bei der Wahl des Albumtitels noch des dazugehörigen Covers, das erneut der Jackalope ziert, nicht viel Neues ein. Nein, formulieren wir es doch freundlicher: Miike Snow sind konsequent und bleiben sich treu. Das spiegelt sich auch musikalisch wieder, denn "iii" streunert erneut im Spannungsfeld zwischen Dance-Music, Elektro-Pop und Disco mit Soul-Touch herum. Die Hits heißen diesmal "Genghis Khan", "Heart Is Full" und "For U" und sind alle in der vorderen Hälfte der Platte platziert, soll heißen: Gegen Ende lässt die Qualität deutlich nach. Klar, dass mit Charli XCX ("For U") auch die Tradition der Gastsängerinnen (zuvor: Lykke Li) fortgeführt wird.  

Das erste Album von Miike Snow erhielt von mir die Wertung "8,5 Punkte", beim Nachfolger war ich nicht mehr ganz so begeistert (7,5), bei "iii" tendiere ich aufgrund der schwachen zweiten Hälfte und der unsäglichen Autotune-Effekte in "I Feel The Weight" eher in Richtung "ii".


Sonst wird unmissverständlich klar, dass sich Miike Snow von der Grundidee her vertrauensvoll an dem orientieren, was Danger Mouse mit Gnarls Barkley oder Broken Bells vorgemacht hat. Seltsamerweise stellt sich dabei nicht der Knalleffekt ein, den sie zunächst angekündigt haben.

„Genghis Khan“ ist noch ein Song, mit dem sie inhaltlich den Eroberergeist voll herauskehren und auch die Auftritte von Charli XCX in „For U“ und Run The Jewels in „Heart Is Full“ geben der Angelegenheit Schub. Die Popwelt total in Aufregung versetzende Momente sind das aber auch nicht. Miike Snow wissen, was sie können und spielen das in aller Ruhe aus. Von Bemühungen, den Stil radikal zu erneuern oder mit Risiko zu Werke zu gehen, merkt man nichts. Das ist dann schon etwas wenig, wenn man bedenkt, wie einladend ihr Wolperkaninchen im Gegensatz dazu erstrahlt.
(musikexpress)




Was Miike Snow auszeichnet, ist sicherlich die Art und Weise, wie sie mit eingängigsten Passagen den Hörer so weit bekommen, dass er noch Stunden später den soullastigen Opener "My Trigger" mitsummt. Oder das Unterwasser-Vogelgurren aus "Genghis Khan" imitiert. Oder aus "For u" Charli XCXs butterweiche Passage "I'll be there for you" bis zum Kollateralschaden im Kopf herumspukt. Eingängige Beats und Kreativauswüchse – allerdings bis zum Gehtnichtmehr überfrachtet. Anschließend wird es mau. Das Intro von "The heart of me" hört sich in etwa so an, als hätten Fraktus höchstpersönlich ihren Basisbeat gesponsert. "I feel the weight" versinkt zwischen der überstrapazierten Effekthascherei aller anderen Songs, und "Back of the car" hätte man getrost als inhaltsleeren Füller-Song an Britney Spears verkaufen können. 
(Plattentests)




Das gute »iii« macht da weiter, wo Miike Snow 2009 aufhörten, und kredenzt einen Kopfstimmen-Kracher nach dem anderen. »My Trigger«, »Ghengis Khan« – man kommt aus dem Hüften-Schwingen und Discofinger-Wedeln gar nicht mehr raus, bis plötzlich die Sample-Sause »Heart Is Full« ertönt und man gar nicht mehr weiß, was los ist. Derart zerhackten Bläserbombast hätte man eher auf den Jay-Z-Platten der frühen 1990er erwartet, aber tatsächlich fügt er sich genau wie der Bonus-Remix mit Run The Jewels ganz wunderbar in das Gesamtbild von »iii« und steht selbstbewusst neben Volle-Kanne-Pop (»Back Of The Car«) und eher experimentellen Schmerzensmann-Schmonzetten (»I Feel The Weight«).
(intro)

3 Kommentare: