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18. März 2015

Will Butler - Policy























Will Butler ist der jüngere Bruder von Win Butler und ebenfalls Mitglied von Arcade Fire. Auf Konzerten wirkt er leicht hyperaktiv und spielt jedes Instrument, das ihm in die Hände gerät. Aus dem großen Schatten seines Bruders trat er erstmals 2014, als er gemeinsam mit Owen Pallett für den Soundtrack zu "Her" für den Oscar nominiert wurde, und nun mit seinem ersten Soloalbum. 

"Policy" wurde letzte Woche über Merge Records veröffentlicht, beinhaltet nur 8 Titel und ist nach 27 Minuten leider schon wieder vorbei. Dabei verzichtet Butler auf den pompösen Bombast von Arcade Fire und nahm das Album innerhalb einer Woche nahezu im Alleingang auf. Entsprechend unbeschwert, roh und direkt klingt es nun: auf "Son Of God" wären die Violent Femmes stolz, "Witness" könnte auch ein Beitrag von Meatloaf aus der "Rocky Horror Picture Show" sein und "What I Want" ist der punkrockige, fesselnde Hit, der Arcade Fires "Reflektor" noch gefehlt hat und der direkt neben der Ballade "Sing To Me" steht. "Anna" experimentiert mit Synthie, Saxophon, Disco und dem Vermächtnis der Talking Heads, "Take My Side" ist rumpelnder Garagenrock im Sinne der White Stripes und "Something's Comin" ist der schräge Kandidat für die Skip-Taste.


Auf einen Punkt lässt sich „Policy“ nicht bringen. Es ist so abwechslungsreich, verrückt und voller Überraschungen wie Butler selbst. Die Songs sind wütend, voller Liebe, machen Spaß, sind aufrichtig, wild oder ruhig. So prallen Gegensätze aufeinander, die dann doch irgendwie zusammen zu passen. Dem Poetry Studium wird auf „Policy“ alle Ehre gemacht. Genaueres Hinhören lohnt sich! Mal sind die Lyrics lustig und handeln von Pony Macaroni, mal sind sie sehnsuchtsvoll, zweifelnd poetisch und schwelgen um das Thema Einsamkeit, um dann plötzlich wieder in politische oder religiöse Themen zu schwenken.
Nicht nur die Texte sind vielfältig, auch der Sound reicht von melancholischen Balladen, über David Byrne-esken New-Wave bis zu Funk Klängen, die mit fetten digitalen Beats untermalt werden.
Butler bespielt die komplette Klaviatur seiner musikalischen Einflüsse. “I’m drawn to every genre”, sagt er selbst über seinen eigenen Musik Geschmack. Eins haben die meisten Songs gemeinsam: man möchte direkt los tanzen und ähnlich wild wie Will durch die Gegend zappeln.
„Policy“ ist ein klares, nicht überproduziertes Album, das ohne viel Schnick Schnack auskommt. An manchen Stellen klingt es noch etwas roh. Einige Kritiker würden ihm an dieser Stelle vielleicht Halbherzigkeit unterstellen. Aber gerade das macht es so charmant. Back to the roots of music mit viel DIY -Charakter.
(Fast Forward Magazine)





Das schon im Vorfeld veröffentlichte “Take My Side” eröffnet das Album und ist musikalisch eine Reminiszenz an vergangene Zeiten. Ein wenig Rock der 60er und 70er, vermischt mit Einflüssen aus dem Countrybereich – vor allem wegen seines Spieles mit der Gitarre. Ein flottes Gute-Laune Lied und ein durchaus packender Opener.
Diese Stimmung wird im zweiten Song “Anna” noch getoppt. Ein sehr unmittelbarer Song mit enormen Ohrwurm-Potential. Weg von der Gitarre, hin zum Klavier. Dass Butler kein reiner Enthusiast fröhlicher musikalischer Gestaltung ist, zeigt er in “Finish What I Started”. Ein eher träumerischer und nachdenklicher Song, der entfernt auch an die ruhigen Songs der Beatles erinnern lässt. Textlich geht es hier um die Fehlbarkeit, die jedem, vor allem ihm, inne ist. Eine Fehlbarkeit, die dem Album aber nicht anhaftet.
“Son Of God” steigert das Tempo wieder. Unterstützt von einem kleinen Chor im Hintergrund, zeigt sich hier die religiöse Seite von Will Butler. Themen, die sich mit Gott beschäftigen, sind nicht nur hier präsent. Gott spielt auch im Folgenden eine Rolle. So findet sich die Zeile Woah, the lord is watching im Song “Something’s Coming”. Butler nähert sich all dem aber nicht bieder, sondern offensiv. Mit Gitarre, schnellem Spiel auf dem Klavier und einer ausdrucksvollen Stimme. Diese Linie behält er auch in “What I Want” bei. Butler schreit die Zeilen förmlich raus. Die Gitarre erklingt ekstatisch und treibend.
Hypnotischer wird es beim 7. Song “Sing To Me”. Ein Song, der eine Brücke zu den anderen Tracks schlägt, die eher zum Tanzen einladen. Genau, Tanzen! Das lässt sich zu den Songs definitiv. Bestes Beispiel ist der letzte Song der Platte, “Witness”. Ein kraftvoller 4-Minüter. Es ist ein letzter Beweis für Butlers Anleihen an den Sound der Beatles oder ähnlichen Rockgruppen aus jener Zeit. Ein sprühender Song, der all die musikalischen Elemente der vorangegangenen Tracks nochmal vereint.
(Radio Q)

Will Butler in Deutschland:
15.04.15 Köln, Luxor
16.04.15 Berlin, Frannz Club



5 Kommentare:

  1. Würde fuckin' annoying Jack White mal so ein Hit wie "Take My Side" gelingen. Ich musste auch eher an die längst vergessenen Jet und ihr tolles Debüt denken. Leider überstrahlt der Eröffnungs-Track den Rest der Songs doch deutlich, sonst wäre eine noch höhere Wertung möglich gewesen.

    7 Punkte

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  2. Schräges Album, dennoch ganz gut: 7 Punkte

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  3. 7 Punkte. Anna ist ein Ohrwurm.

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