Seiten

21. Januar 2015

Maximilian Hecker - Spellbound Scenes Of My Curse























Noch mehr melancholische Pophymnen. Maximilian Hecker gibt seinen Fans das, was sie (vermutlich) erwarten. Zur Piano-Begleitung wälzt er sich im Herzschmerz und haucht oder singt mit Kopfstimme dazu. Das ist verträumt, traurig, zart, romantisch und zerbrechlich, das ist leider aber auch manchmal langweilig und vorhersehbar. 

"Spellbound Scenes Of My Curse" ist das mittlerweile achte Album, das von Maximilian Hecker veröffentlicht wurde und in meinen Plattenschrank wanderte. Auch das neunte Album wird sicherlich den Weg dorthin finden, denn ich werde die Hoffnung nicht aufgeben, dass noch jemand Hecker wachrüttelt, so dass er die Gitarren noch einmal so aufbrausen lässt wie in "Cold Wind Blowing" oder dass er einen eingängigen Pop-Song mit flotten Rhythmen unterlegt wie bei "Daylight" oder dass er einfach einmal nur zur Gitarre greift wie bei der alternativen Version von "Messed-Up Girl" und uns den Singer/Songwriter gibt oder uns einfach einmal überrascht und nicht das Erwartete präsentiert.

Dankbar nehme ich deshalb "Untouchable", ein Duett mit Rachael Yamagata, wahr, freue mich, wenn in "Gangnam Misery" der Falsettgesang ausbleibt und Schlagzeug und Gitarren etwas druckvoller sind, "Kastrup" von Streichern überflutet wird, in "Pearly River Gates" und "To Liu Wen, The Opposite House, 3 a.m." ein bezauberndes Xylophon erklingt und "Henningsdorf", ach, ich will nicht zu viel verraten. 

Und letztendlich sind dann doch wieder mehr als die Hälfte der 10 Songs gut gelungen, so dass man den Kauf von "Spellbound Scenes Of My Curse" nicht bereuen muss. Aber bitte,  Maximilian, zeige uns doch mehr unterschiedliche Gesichter von dir - nicht nur auf dem Plattencover.




Seine Songs drehen sich meist um Beziehungsgeflechte – um die kleinen, schönen Dinge am Gegenüber und um die immense Gefühlslast, wenn da keiner ist.

Jedes seiner zehn neuen Lieder handelt von einem Ort: in New York, Peking, Tokio, Taipeh, Seoul, Hongkong etwa sucht Hecker die Liebe, meist erfolglos. Um diese Leere zu bestärken, legt er stets Echo über seine Stimme. Das beispielhafteste Stück des egozentrischen Musikers auf seinem neunten Album seit 2001, als er mit „Polyester“ kurz Posterboy der Indieszene war, heißt „Partyworld“. Ätherisch, verwunschen, einsam soll es klingen. Doch so weit wie Maximilian Hecker mit SPELLBOUND SCENES OF MY CURE gedanklich auch wandern möchte, es bleibt doch ein musikalischer Stillstand.
(Musikexpress)




"To Lie Wen, the opposite house, 3 a.m." betet das chinesische Model in einer Pracht an, die nicht zu erwarten war. Vom ersten Xylophon-Tupfer über Heckers schmachtenden Kopfgesang bis hin zu den Streicher-Ausläufern an einer Küste aus opaken Gitarrensplittern: Alles sitzt, hat seinen Platz und betört das Gemüt in reinster Güte. "Love hotel hill" und "Gangnam misery" hingegen sind da nur nette Schwestern und in ihrer Machart von früheren Alben bekannt. Aber dann, in der eingangs erwähnten Hymne "Untouchable" wie auch dem abschließenden "Kastrup", ist es wieder da, das Gefühl des einen, wahren Momentes. Hecker hat sich in ihn verliebt, weil er eben dort lauert, wo man gar nicht mit ihm rechnet. Und weiß ihn hier so überzeugend umzusetzen wie kaum anderswo. Zwei Torch Songs ohne künstliches Kerzenlicht, aber mit jeder Menge Herzenswärme.

So ließe sich noch ewig über die intime Rafinesse von "Partyworld", das wohlige Ankommen in "Battery park" oder jenes wundersame Déjà-vu bei "Ayoama's glow" referieren, wenn der Chef nicht für Rezensionslängen die totale Austerität verkündet hätte. Also schließt dieser Text mit den Worten, die im Ruhrgebiet längst Flügel bekommen haben und die genauso für das vom Enterträner Hecker besungene Hennigsdorf bei Berlin gelten könnten: Anderswo is' auch scheiße.
(Plattentests)


Maximilian Hecker unterwegs:

22.01.15 Berlin, Privatclub
23.01.15 Hannover, Kulturzentrum Faust
24.01.15 Köln, Subway
25.01.15 Essen, Zeche Carl
27.01.15 Leipzig, Werk 2
30.01.15 Hamburg, Nochtspeicher

4 Kommentare: