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11. April 2010

Jónsi - Go

















Die erste Vorladung (I)

Personalien und Vorstrafen:
Rattern wir die hinlänglich bekannten Tatsachen über Jónsi einmal schnell herunter: geboren als Jón Þór Birgisson am 23.04.75 in Island, Sänger unserer Blog-Lieblinge Sigur Rós, homosexuell, Vegetarier und auf einem Auge blind.

Tathergang:
Da in den Familien seiner Bandmitglieder gerade der große Kinderboom eingesetzt hat, pausieren Sigur Rós und Jónsi verwirklicht zusammen mit seinem Freund Alex Somers unterschiedliche Projekte, darunter ein vegetarisches Kochbuch, eine gemeinsame instrumentale Platte (Jónsi & Alex „Riceboy Sleeps“) und nun das erste Soloalbum mit folgender Tour.
In Jónsi Haus in Reykjavik und im Tarquin Studio in Connecticut wurde „Go“ im Sommer letzten Jahres aufgenommen, an den Reglern saß neben Jónsi & Alex noch Peter Katis (Interpol, Julian Plenti, The National), für die Streicherarrangements war der Komponist und Musiker Nico Muhly verantwortlich.

Plädoyer:
Kein depressiver, introvertierter Prog-Rock, sondern ein klassisches, phantastisches und fröhliches Pop-Album ist „Go“ geworden. Zunächst komponierte und konzipierte Jónsi alle Songs im Stile des klassischen Singer/Songwriters auf der Gitarre, doch durch die Zusammenarbeit mit Nico Muhly verwarf er diese Ideen recht schnell und schichtete eine Soundebene auf die andere. Der Hörer steht staunend davor, muss sich dann aufgrund des Bombasts sich auftürmender Streicher, Bläser, Flöten, Chöre und immer wieder energetischer Percussions erst einmal setzen und darf noch lange Zeit immer wieder neues entdecken.
Wenn ich es nicht gelesen hätte, wäre mir nicht aufgefallen, dass Jónsi nun (größtenteils) englisch singt und nicht mehr seine Fantasiesprache benutzt.
Auf die vorbestellte limitierte Version von „Go“ (schöne Box, mit zusätzlicher DVD und weiteren Überraschungen) warte ich leider immer noch, der Download-Link kam rechtzeitig zur Veröffentlichung.

Zeugen:
Wer Sigur Rós kennt, hat diese Momente der Überreizung schon selber erlebt. Und doch lernt man den Sänger bei seinem Solodebüt nochmals von einer neuen Seite kennen. Nie hat man ihn so beschwingt und so fröhlich gehört. Nie stand es ihm besser. Wenn sich der perfekte Frühling in Melodien fassen liesse, er würde genau so klingen. Jónsi lässt die Schmetterlinge, die der Frühling im Bauch weckt, fliegen.
Das Timing also könnte nicht besser sein für beschwingte Uptempo-Nummern wie Animal Arithmetic, Around Us und die Vorabsingle Go Do. Etwas gemächlicher, aber nicht weniger Endorphin-anregend, präsentiert sich das heimliche Highlight des Albums, das klassisch inspirierte Kolnidur. (...)
Mit all diesen Ideen hätte Jónsi drei Alben machen können. Machen müssen, meinte eine Freundin zu mir. Die grosse Kreativität gehe verloren, weil zu viel in jeden einzelnen Song gepackt sei. Das Ding ist: Jónsi hat seine Kreativität bereits auf drei Alben verteilt: Dasjenige von Riceboy Sleeps ist letzten Sommer erschienen, nun folgt das Soloalbum und das nächste Album seiner Stammband ist ebenfalls bereits am Entstehen. Ganz offensichtlich hat dieser Isländer so viele Ideen in sich, dass er ein Album damit überladen muss.
Ich kann darin nichts Negatives erkennen. Diese kreative Explosion versetzt einen beim Zuhören geradezu in einen Rausch. Sie überfordert, wenn man zu genau hinhört. Doch das sollte man gar nicht. Man soll sich einlullen lassen, hinweg tragen, und diese ganze Welt abertausender Klänge in vollen Zügen einatmen. So wie man den Frühling aufsaugt und dabei pures Glück verspürt.
Wem bei dieser Musik nicht das Herz aufgeht, sollte einen Arzt aufsuchen. Das Herz ist vermutlich noch im Winterschlaf.
(78s.ch)


Indizien und Beweismittel:













„Go Do“ Video

Und jede Menge weitere Videoclips:












„Go“ komplett hören:













Ortstermine:
31.05.10 Köln, Live Music Hall
05.06.10 Berlin, Columbiahalle

Urteile:
Nun sind die werten Richter gefragt...

12 Kommentare:

  1. Diese Art von Plattenkritik bringt eigentlich keinem was.

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  2. Danke, Anke, und sorry, dass weder ich, noch die zitierte Kritik einer Musikzeitschrift, noch das Video oder die Möglichkeit das ganze Album anzuhören dir einen Einblick geben konnten.

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  3. Auch wenn ich mich als großen Sigur Rós-Fan sehe, dieses Solomaterial hat mich leider enttäuscht. Nicht das ich was gegen ein bißchen Pop hätte, aber dieser Sound passt nicht zu Jónsi.

    Riceboy Sleeps gefiel mir da schon eher.

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  4. Gefällt mir besser als "Með suð í eyrum við spilum endalaust". Vor allem "Tornado". 9 Punkte

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  5. Kann mich Ingo punktemäßig nur anschliessen: 9 Punkte.

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  6. Bis zum 21.10.10 kann man sich hier noch ein Jónsi Konzert ansehen.

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  7. Muss man das als Sigur Ros Fan nun gut finden? Mir fehlt das irgendwas

    6

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  8. Drei haben Recht, einer nicht.

    9 Punkte

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  9. Nochmal 9 Punkte von der Jury aus Frankfurt.

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