„What the Fuck“ haben wir uns beim letzten Album von The Boxer Rebellion gedacht, als wir die schrecklich kitschig-bu...

The Boxer Rebellion - Ghost Alive




















„What the Fuck“ haben wir uns beim letzten Album von The Boxer Rebellion gedacht, als wir die schrecklich kitschig-bunte Welle auf dem Plattencover sahen und hörten, wie Synthesizer fast alles wegspülten, was wir an den vorherigen vier Alben der Briten schätzten. 5,667 Punkte bei Platten vor Gericht waren das gerechte Urteil für „Ocean By Ocean“.




„What the Fuck“ eröffnet „Ghost Alive“ und darf diesmal als erfreuter Ausruf verstanden wissen, denn The Boxer Rebellion orientieren sich am New Acoustic Movement der Jahre 2000/01. Das in diesem Zusammenhang in Deutschland genutzte „Quiet is the new loud“ könnte man hier auch gut durch „Quiet is the new Synthesizer“ ersetzten, denn dieser ist so ziemlich verstummt. Statt dessen dominieren akustische Gitarre und Nathan Nicholsons klarer und hoher Gesang, gelegentlich durch Percussion,  Streicher oder Bläser ergänzt. Platten wie „Love Is Here“ (Starsailor), „The Optimist LP“ (Turin Brakes) oder „Parachutes“ (Coldplay) standen offensichtlich Pate, so dass das melancholische „Ghost Alive“ am Ende des Jahres sicherlich bei einem deutlich höheren Punktedurchschnitt landen wird als sein Vorgänger.




Das sonst vor Opulenz nur so strahlende Songwriting Nicholsons wurde gegen ein immenses Maß an Direktheit eingetauscht, seine glasklare, immer so unvergleichlich verwundbare und gleichzeitig kraftvolle Stimme erklingt nun über akustischen Gitarren und Streichern weit intimer als sonst. Wer zu »Here I Am«, auf dem ein Vater den toten Körper seiner Tochter zu Grabe trägt (eine autobiografisch geprägte Story Nicholsons, dessen Kind im Leib der Mutter starb), nicht weint, hat kein Herz. Hier sind The Boxer Rebellion plötzlich sogar Sigur Rós ganz nahe. »Ghost Alive« ist ihr bestes Album seit Jahren und wirft abermals die Frage auf, warum diese Band nicht längst Headliner auf den ganz großen Festivals ist.
(intro)




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