Anna (II) Ich überlegte eine Weile, wie man Anna von Hausswolffs Musik beschreiben könnte. Letztendlich half mir...

Anna von Hausswolff - Dead magic
























Anna (II)

Ich überlegte eine Weile, wie man Anna von Hausswolffs Musik beschreiben könnte. Letztendlich half mir ein bekanntes Videoportal. Unter dem Video zum Song "The mysterious vanishing of Electra"


schrieb eine Userin "Anna, you are my new Swans". Tatsächlich ist damit recht viel gesagt, zumindest wenn man die Swans kennt. Für alle anderen potentiellen Hörer wähle ich nüchtern die Wörter "düster" und "experimentell". Oder ich erwähne, dass ich am Rande der Reichweite meine Bluetooth-Verbindung erst nach einer ganzen Weile realisierte, dass die Verbindung zum Kopfhörer gestört war.

Ihren ersten Song veröffentlichte die Schwedin im Jahr 2010 im zarten Alter von 23 Jahren. "Dead magic" ist ihr viertes Album. Ein wichtiges Element ihrer Musik ist die Orgel. Dazu wurden für dieses Album Aufnahmen in Kopenhagens Mamorkirken gemacht. Ich bin mir sicher, dass Annas Musik die vermutliche Größe des Raums ausfüllen konnte. Um der Musik gerecht zu werden, müsste es sich um eine sehr düstere Kirche, idealerweise im gotischen Stil handeln. Die Realität sieht anders aus.

"Dead magic" ist ein Album, welches eine eindrückliche Atmosphäre schafft und gleichzeitig in dieser aufgeht. Mit nur fünf Tracks kommt es auf über 45 Minuten Spieldauer. Einzig "The mysterious vanishing of Electra" erfüllt annähernd die Erwartungen an einen greifbaren Song. Der Rest ist keine leichte Kost aber für Freunde düsterer Stimmungen durchaus empfehlenswert. Ich denke idealerweise sollte man "Dead magic" spät in der Nacht nach ein paar Episoden "The Walking Dead" schauen.

Mit der Erläuterung der Spex wird klar, dass "Dead magic" dort das Album der Ausgabe werden musste:
So sieht die Musikerin aus Göteborg in der Magie eine Antwort auf die Urängste des Menschen. Mythen haben eine Funktion: Sie liefern eine Erklärung für die Welt und nehmen uns dadurch die Angst, entlasten den Menschen. Aus kulturwissenschaftlicher Sicht ist das natürlich umstritten. Doch es bleibt verlockend, sich auf von Hausswolffs Ideen einzulassen. Schon ihr schreibender Landsmann Walter Ljungquist stellte schließlich fest: Legenden werden nur dort geboren, wo Unendlichkeit auf unbekannte Stille trifft. Da es beides nicht mehr gebe, fuhr auch er kulturpessimistisch fort, könne es auch keine großen Geschichten mehr geben.

Von Hausswolff kennt diesen Ausspruch und bezieht sich mit Dead Magic auf das Motiv einer entzauberten Welt. Mit dem Tod des Mythos wirft sie den Menschen in einen Raum voller Chaos und Angst. Allerdings ist dieser Tod für sie nicht nur das Ende, sondern auch der Anfang von allem: ein Paradoxon und immerwährender Kreislauf. Denn der Mythos kann nie sterben, in ihm sind die stets wiederkehrenden Urbilder des Menschen aufgehoben. Der Mythos frisst und produziert die Angst des Menschen vor dem Tod. Diesen Umstand verarbeitet Hausswolff auf Dead Magic mit einem Kunstgriff: Sie lässt sich selbst sterben.

4 Kommentare:

  1. Im Frühjahr tauchen im Internet immer die Festival-Plakate auf, aus denen alle Bands gelöscht wurden, in denen keine Frauen stehen, und legen ein äußerst trauriges Zeugnis ab. Hier waren 6 der letzten 8 Plattenvorstellungen von weiblichen Solokünstlerinnen. Geht doch!

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  2. Zugänglicher wird ihre Musik nicht gerade. 6,5 Punkte

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