Als ich im letzten September ein Konzert von Belle & Sebastian in Utrecht besuchte, spielte die Band ihre neue S...

Belle & Sebastian - How To Solve Our Human Problems




















Als ich im letzten September ein Konzert von Belle & Sebastian in Utrecht besuchte, spielte die Band ihre neue Single „We Were Beautiful“ und Stuart Murdoch erzählte, sich auf ihre etwas in Vergessenheit geratene EP-Tradition beziehend, dass sie etwas planen würden, um diese wieder aufleben zu lassen.

Tatsächlich hatten die Schotten 1997 und 1998 vier EPs veröffentlicht, deren Songs auf den Alben der Anfangszeit nicht zu finden waren. 2000 und 2001 änderten sie dieses Konzept auf Non-Album-Singles, von denen drei mit jeweils drei neuen Liedern erschienen. Erst 2003 wechselten Belle & Sebastian zum gängigen System mit regulären Single-Auskopplungen. Die zwischen 1997 und 2001 veröffentlichten Lieder kompilierten sie später chronologisch auf der grandiosen „Push Barman to Open Old Wounds“ (2005), die unvollständige und weniger überzeugende B-Seiten-Sammling „The Third Eye Centre“ (2013) fasste die Jahre 2002 bis 2010 zusammen.

Stuart Murdochs Worte bewahrheiteten sich im Dezember, als mit „How To Solve Our Human Problems“ wirklich eine EP mit gleich fünf neuen Liedern veröffentlicht wurde. Der Zusatz „Part 1“ verriet bereits, das noch mehr folgen sollte. Und so erschienen im Januar und Februar zwei weitere EPs, welche die Anzahl an frischen Songs auf 15 summierten. Wie es sich für Veröffentlichungen von Belle & Sebastian gehört, waren die Cover monochrom gehalten und wurden durch das Konzept der vier Fan-Portrait-Ausschnitte, die Stuart in London fotografierte, miteinander verbunden. CD- bzw. Vinyl-Freunde können die drei „How To Solve Our Human Problems“ EPs auch zusammen in einer Box käuflich erwerben.

Kann „How To Solve Our Human Problems“ mit den letzten regulären Alben der Band - und als solches steht es hier schließlich vor Gericht - mithalten? Locker. „We Were Beautiful“, „I’ll Be Your Pilot“ oder „Show Me The Sun“ haben die Qualität zum Klassiker der Band und damit in dieser Kategorie mehr zu bieten als zuvor „Girls In Peacetime Want To Dance“ (2015) oder „Write About Love“ (2010). Das bei 15 neuen Liedern mit einer Laufzeit von rund 70 Minuten nicht alle überzeugen können, zu nennen wären das von Stevie gesungene „Cornflakes“ oder das doppelt vertretene „Everything Is Now“ in der (nahezu) Instrumental-Version, ist eben so klar wie verschmerzbar.




Und so ist HOW TO SOLVE OUR HUMAN PROBLEMS ein bunter Reigen fein ausgearbeiteter, von Spielfreude geprägter Songs, die nicht mehr die ganz großen Hymnen sein mögen, es aber auch gar nicht darauf anlegen.
Stattdessen nehmen uns Belle & Sebastian mit auf einen kurzweiligen Spaziergang, der leicht müffelnden Spät-Psychedelic („Show Me The Sun“) ebenso freudvoll umarmt wie den Whimp-Pop der Postcard-Records-Schule („I’ll Be Your Pilot“) oder Disco („Poor Boys“). Und gegen Ende findet sich mit „There Is An Everlasting Song“ dann eben doch noch die große Hymne.
(musikexpress)




Die Songs haben Zug und Schmiss („Sweet Dew Lee“, „The Girl Doesn’t Get It“), Murdoch erinnert manchmal an Momus und an Gainsbourg, „Poor Boy“ ist Ersatz-Disco, die Flöte ist wieder da, der rotwangige Kirchen-Folk.
Die Melodien hüpfen, alte Synthesizer dudeln ostentativ, bei dem altertümelnden Instrumentalstück „Everything Is Now“ wird pastoral die Wurlitzer-Orgel gespielt und eine Spaghettiwestern-Gitarre. Mit „Show Me The Sun“ im burlesken Hippie-Mittelteil wird der beginnend psychedelische Beat von 1967 mit Hall, Getrommel, Chorgesang und „Na, na, na“ nachgestellt. Wirklich schön.
Die Niedlichkeit ist ebenso bestrickend wie enervierend. Aber es ist vielleicht gar keine Niedlichkeit, sondern Manierismus, sogar ihr eigener.
(Rolling Stone)



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