Mit „überraschend“ oder sogar „überraschend gut“ lässt sich das dritte Album von Leslie Clio treffend beschreiben. Wä...

Leslie Clio - Purple




















Mit „überraschend“ oder sogar „überraschend gut“ lässt sich das dritte Album von Leslie Clio treffend beschreiben. Während die 30-jährige Hamburgerin mit „Gladys“ (2013) und „Eureka“ (2015) auf der Neo-Soul-Pop-Welle surfte, Charterfolge (Platz 11 bzw. 14) feiern durfte und nur bei Platten vor Gericht abschmierte (6,67 bzw. 5,25 Punkte im Durchschnitt), macht sie bei „Purple“ vieles anders. 

Nach einer Auszeit auf Hawaii beweist Leslie Clio Mut, setzt nicht weiter auf fröhlichen und eingängigen Retro-Soul fürs Formatradio und fabriziert nicht einen weiteren Aufguss ihrer Erfolgsmasche, sondern zeigt uns ihre düstere, elektronische und experimentelle Seite. Lykke Li statt Adele oder Duffy. Eine gute Entscheidung. 

„Lies Are Gold“ und „Darkness Is A Filler“ seien stellvertretend für die dunklen Momente auf „Purple“ genannt, „And I’m Leaving“ und „Aquarius“ stehen für die tanzbaren Hits, den Sprechgesang-Part in „Riot“ hätte sie sich jedoch schenken dürfen, „Game Changer“ ist eine spannende Mischung aus modernem Soul-Ballade und dramatischem James Bond-Titellied und „Bad Habit“ überrascht als letzter Song mit dem Gesangspartner Drangsal. 

Am Ende kam „Purple“ nur auf Platz 64 in Deutschland, aber ich möchte wetten, dass die Punktezahl bei Platten vor Gericht am Ende höher sein wird als bei den Vorgängern. Das dürfte Leslie Clio, wie auf dem Plattencover zu sehen, etwas zwiespältig zurück lassen…


Um auf „Purple“ auf eine gänzlich fröhliche Nummer zu stoßen, muss man sich bis zum siebten Song durchhören, „In And Out“. Das ist auch die einzige. Allerdings schimmert hier und da ein Refrain durch, eine Bridge, die nicht so ganz zu Leslie Clios neu erfundener Identität passen will („Sad Games“, „And I’m Leaving“, „In And Out“).Auf „Purple“ sind nur noch wenige tanzbare Tracks zu finden, wie der slightly 80er-Jahre geprägte Song „Aquarius“ zum Beispiel. Ein Song wie das Gefühl, betrunken im Club jede Sorge und allen Herzschmerz wegzutanzen – insbesondere zum starken Ende, wenn sich die Sound-Schichten dissonant übereinander legen.Auf ähnliche Art und Weise verschwimmen auch die visuellen Bilder und Aufnahmen der Sängerin in ihren Musikvideos zu „Darkness Is A Filler“ und „And I’m Leaving“ sowie auf ihrem Album-Artwork. Es hat hier fast den Anschein, als oszilliere Leslie Clio zwischen den Identitäten.Und so ist ihr auch der Imagewechsel noch nicht vollends, aber schon fast gelungen.(musikblog)




„Lies Are Gold“ heißt der Opener des Albums, und er baut eher auf perkussive Patterns als auf Melodien. Sie werden früh gesetzt, rasch akzentuiert und bis zum Ende in wechselnder Intensität durchgehalten. Ein Spiel, das man kennt aus dem kontemporären Mainstream und das sich im Lauf der Platte einige Male wiederholt, etwa in „Riot“, dessen Refrain vielleicht einen Zacken zu viel aus der Pathoskelle abbekommen hat. Aber prinzipiell gilt: Das Paukige wird an den richtigen Stellen aufgebrochen. Balladen wie das Anker zu Größen des Soul werfende „Game Changer“ oder das flächige „Aquarius“ verstehen es sehr genau, dem Wumms auch eine atmosphärische Grundierung mitzugeben. Am Ende des Albums kommt es zu einer interessanten Begegnung: In „Bad Habit“ erhebt plötzlich Drangsal seine Stimme. Gemeinsam kleiden die beiden alle Räume in dunkelgrau aus. Schön.(musikexpress)




Es gibt fett produzierte Hits (»And I’m Leaving«, »Sad Games«), düstere Klänge (»Darkness Is A Filler«), vertrackte Balladen (»Game Changer«) und zarte Nummern wie »Fragile« und »Bad Habit«. Das letztgenannte zauberhafte Duett mit Drangsal hat das Potenzial und Recht, zukünftig auf jedem Soundtrack der Welt zu landen. »Ihre ersten beiden Alben waren am besten«, wird man sich über Leslie Clio daher nie erzählen. Fick dich ins Knie, Nostalgie. (intro)


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