Seine traurigsten Momente hatte das Musikjahr 2016 an den beiden Tagen, als David Bowie und Prince starben. Das sehe...

Two Door Cinema Club - Gameshow






















Seine traurigsten Momente hatte das Musikjahr 2016 an den beiden Tagen, als David Bowie und Prince starben. Das sehen Two Door Cinema Club wohl ähnlich, denn Sänger Alex Trimble berichtet, dass Prince und Bowie die größten Einflüsse für „Gameshow“ darstellten, da sie die Grenze zwischen „out-there pop and avant garde craziness“ gespreizt hätten. Darf man dies nun vom dritten Album des nordirischen Trios auch erhoffen?

Nein. Der Opener des von Jacknife Lee (Snow Patrol, The Wombats, Bloc Party) produzierten Albums, „Are We Ready? (Wreck)“, setzt stilistisch genau das fort, was Two Door Cinema Club bei den guten Singles von „Tourist History“ (2010) und „Beacon“ (2010) zu bieten hatten: eingängiger, tanzbarer Indierock. Würde es doch so weitergehen...

Doch dann hören wir auf „Bad Decisions“ das, was die Band wohl für Prince-Einflüsse hält, nämlich nervenden Falsettgesang, schlimmen Funk für die Tanzfläche und zumindest ein Gitarrensolo, das vom Meister aus Minneapolis hätte stammen können. „Fever“ etwas später ist ähnlich, nur ohne Gitarrensolo. „Ordinary“ könnte dann der David Bowie-Song sein, so 80er Jahre Synthie-Disco, den dieser noch nicht einmal auf einer B-Seite zu einer Single aus „Let’s Dance“ (1983)  veröffentlicht hätte. Zu „Lavender“ fällt mir nicht viel ein, ging der Band aber genauso. 

„Gameshow“ läuft danach noch weiter, bietet insgesamt 10 Songs (zwei weitere sowie Remixe in der Deluxe Version) und man muss schon einiges an Durchhaltevermögen aufbringen, um das Ende des bisher schwächsten Albums vom Two Door Cinema Club zu erreichen. Menschen empfohlen, die dieses Jahr Spaß an den neuen Alben von Bastille und The 1975 hatten. 




Doch in diesem Eröffnungssong tritt bereits das grundsätzliche Dilemma von Gameshow offen zutage: Die Iren wollen weiter als Indierock-Band ernst genommen werden, aber auch in der Disco Spaß mit Falsettgesang haben. An dem Spagat sind schon ganz andere gescheitert, auch GAMESHOW gelingt weder das eine noch das andere wirklich überzeugend. Der Zwitter wächst sich zum eher ungeliebten Bastard aus, weil zu viele Songs beliebig und blutleer dahindudeln. So wie „Lavender“, in dem es darum geht, dass man sich nicht einmal mehr auf die Schwerkraft verlassen kann. Das allerdings wäre tatsächlich noch schlimmer als GAMESHOW.
(musikexpress)




Aber diese schlechte 1980er-Mainstream-Persiflage, in die TDCC mittlerweile mutiert sind, lässt sich auf Albumlänge wirklich nicht ertragen. Klischeehafteste Chorus-Refrain-Bridgewechsel, eine immer wieder schiefe Tonlage von Leadsänger Alex Trimble und Texte, die jeden Intellekt beleidigen. Noch nicht mal vernünftig abgemischt ist das Ganze, sondern zeigt immer wieder starke Verzerrungen, Übersteuerungen und Clipping, zumindest in der Vorabversion. Möglicherweise ist der letzte Song auf dem Album ganz toll. Akutes metaphorisches Ohrenbluten hat das Durchhören hier leider unmöglich gemacht.
(intro)




Nach den ersten vier gelungenen Tracks verliert die Platte viel vom anfänglichen Reiz. "Lavender" ist maximal C-Ware, die stark nach Hot Chip klingt, aber auf deren Alben kein Stück Land gesehen hätte. Und danach wird es erst richtig schwer, überhaupt die Titel auseinanderzuhalten: Fast jeder Song der zweiten Hälfte verwendet den gleichen Disco-Stampfrhythmus, Alex Trimble heult im Falsett und die Synthies schmieren eine Ladung Kitsch darüber. Die Eingängigkeit und der Schmiss der Hits vom Anfang wird zu keinem Zeitpunkt mehr erreicht, "Gameshow" ist wie ein Hürdenläufer, dem schon viel zu früh die Puste ausgeht. Schade eigentlich, da das zaghaft erneuerte Sounddesign dem Trio nicht unbedingt schlecht zu Gesicht steht. Aber das größtenteils generische und wie schon mehrfach durchgekaut wirkende Songmaterial trübt die Stimmung. Eine "Gameshow" hat eben nicht nur Gewinner.
(Plattentests)


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