Die Island-Begeisterung der Menschen hinter Morr Music geht so weit, dass sie nicht zahlreiche dort ansässige Küns...























Die Island-Begeisterung der Menschen hinter Morr Music geht so weit, dass sie nicht zahlreiche dort ansässige Künstler unter Vertrag haben (Múm, Sin Fang, FM Belfast, Sóley, Benni Hemm Hemm), sondern auch Trikotsponsor des Fußballvereins KF MJöóm sind. 

Auch Ásthildur und Jófríður Ákadóttir zählen zu den Morr Music Künstlern und "Sundur" stellt bereits die dritte Platte der isländischen Zwillinge dar. Jedoch muss hier von einer kleinen Zäsur gesprochen werden, fast so als hätte Pasqual Piñón, der Namensgeber des Duos, der als "The Two-Headed Mexican" Zirkus-Berühmtheit erlangte, sich im 19. Jahrhundert einem operativen Eingriff unterzogen. Denn Ásthildur und Jófríður schlugen, geographisch gesehen, unterschiedliche Wege ein: Während Ásthildur ein Studium in Amsterdam begann (Klavier- und Komposition), zog Jófríður mit ihrer anderen Band, Samaris, um die Welt. Konsequent also, dass der Nachfolger von "Twosomeness" nun "Sundur", also "getrennt" heißt.

Die elf, teils auf Englisch, teils auf Isländisch gesungenen "Sundur"-Titel sind noch minimalistischer, rauer, reduzierter und zerbrechlicher geraten, als man es bisher von Pascal Pinon gewohnt war. Mehrmaliges Hinhören lohnt sich! Da die tatsächlichen Aufnahmen innerhalb von zwei Tagen stattfinden mussten, verzichteten die Schwestern auf einen Produzenten, suchten jedoch Unterstützung bei ihrem Vater, dem Komponisten Áki Ásgeirsson. Dieser steuerte nicht nur tontechnisches Fachwissen bei, sondern sorgte auch für perkussive Elemente auf Altmetallstücken. Diese sind jedoch so dezent, dass sogar ich sie, im Gegenzug für ein Trikot des KF MJöóm, hätte beisteuern können.


Das hier ist alles roh und spontan aufgenommen, mit der Energie von Künstlerinnen, die sich gerade wieder finden müssen. Das tut »Sundur« wirklich gut: Die LP klingt in weiten Teilen wie nackte Versionen früher Joanna-Newsom-Stücke. Ziemlich großartig also!
(intro)




(...) Mehr Kraft legt das Schwesternduo in "Orange", welches das Piano wiederaufnimmt und dabei auf sämtliche sonstige Instrumentierung verzichtet. Einzig ein dünnes Rauschen im Hintergrund lässt sich nicht bezwingen. Der Gesang ist herzzerreißend. Ähnlich in "Babies", welches mit Synthies und lautem Akkordeon aufwartet. Akkordeon? Keine Sorge, Schunkelmusik ist auch das keineswegs. Stattdessen stürmen arhythmische Drums und eine verbogene Zweitstimme das Geschehen. Ein musikalischer Tumult entsteht, der freilich trotzdem nie die Grenzen sprengt. Übertroffen wird jener nur vom isländischen "Ást": Abermals steht ein Pianothema im Vordergrund, ganz sanft schreitet der Song voran, aber Turbulenzen drohen. Tempiwechsel und wilde Percussion lassen das Stück aber auch nicht zerschellen, sodass es einen leisen Ausklang findet.
(Plattentests)


Pascal Pinon in Deutschland:

09.11.16 Hamburg, Häkken
11.11.16 Berlin, Monarch
12.11.16 Hannover,  Feinkost Lampe
13.11.16 Tecklenburg, Landpartie
14.11.16 Leipzig, UT Connewitz



Stopfen wir das Sommerloch noch schnell mit einem einem Doppelschlag aus dem Hause Morr Music , denn das fünfte Alb...























Stopfen wir das Sommerloch noch schnell mit einem einem Doppelschlag aus dem Hause Morr Music, denn das fünfte Album von Mariana Kurella, dessen Release schon ein wenig zurück liegt, darf hier nicht unerwähnt bleiben. 

Mit "Keys" öffnet die Berlinerin, die man vielleicht auch von den Instrumentalbands Mina und Contriva kennt und die ihre eigenen Alben unter dem Namen Masha Qrella veröffentlicht, einen Verbindungstür zwischen intimen, analogen Singer/Songwriter-Pop ("Keys", "Why") und Ergänzung für die heimische Wohnzimmertanzflächen-Playlist ("Pale Days", "Bogota", "DJ"), einzufügen zwischen Saint Etienne und Club 8. Da kann es auch einmal passieren, dass die Türangeln lautstark quietschen ("Girl") und der Straßenlärm durchdringt ("Keys").

Egal, wo man im März / April auch nachlas, "Keys" erhielt tolle Besprechungen. Beispiele gefällig? Hier kommen Spex, intro und Spiegel zu Wort, dazwischen Masha Qrella mit "Keys", "DJ" und "Ticket To My Heart": 


Zwischen den Zeilen gibt es viel zu entdecken, Percussion-Details oder historisch präzise markierte Synthieklänge. In die intime Konstellation, die auch das Video zu »DJ« zeigt, schleichen sich auf Keys starke Zeichen des öffentlichen Lebens ein: Die Stadt, die Straße, der Club klingen mit. Besonders markant geschieht dies im Titelstück, in dem Straßenlärm, Geklapper und Geplapper zu hören sind, dazwischen eine Hupe, die Augustus Pablos Melodica sein könnte. Am Ende ertönt das Summen eines Türöffners, ein gebietendes Analoggeräusch, das den Übergang zwischen privatem und öffentlichem Raum anzeigt. Soll das ein Sinnbild sein? Jedenfalls übt sich Qrella in Geduld, anstatt mit der Tür ins Haus zu fallen. Umso nachhaltiger füllen ihre Songs die Innenwelt der Außenwelt der Innenwelt.
(Spex)




(...) dass ihre wirklich schöne Stimme bis heute immer mehr in den Vordergrund getreten ist und das Verwaschene und die flächigen Texturen immer klareren Sounds und Gesangslinien gewichen sind. Auch die Beats scheinen immer gerader und damit tanzbarer zu werden. Und selbst die Melancholie erscheint unmittelbarer, greifbarer. Das ist natürlich ein Pop-Entwurf, der mehr Vordergrund, mehr Glanz, mehr Catchiness bedeutet. Eine Gegenposition stellen die Texte zum Leben zwischen Lieblosigkeit und Zeitgeist dar, unterstützt von Baustellenlärm hier und Distortion da. Dass die Revolution tanzbar ist, heißt noch lange nicht, dass sie auch einfach zu verfilmen wäre. Masha Qrella weiß das und schafft mit »Keys« einen Soundtrack zu den ersten richtig warmen Regentagen dieses Jahres.
(intro)




Keine komplizierte Geräuschkulisse stört, die Arrangements sind einfach, aber alles andere als simpel, wie ein Songtitel wie "Simple Song" suggerieren könnte, der über sparsamem Instrumentarium (Orgel, Bass, Drums, Gitarrensolo) und kleiner Melodie dann jedoch eine äußerst komplexe Beziehungslage auffächert.

Qrellas Sound ist auffällig unaufdringlich, aber konzentriert. Man hört Vorbilder wie Air, The Whitest Boy Alive und Saint Etienne heraus, viel eleganten Achtzigerjahrepop, von Grace Jones ("Girls") bis Laid Back oder Double ("White Horses") bis Bryan Ferry ("DJ"), Kitschmusik, für die man den richtigen Ton treffen muss. Qrella ist klug genug, nahezu jeden ihrer eigentlich balladesken, träumerischen Tunes durch gemächliche Klub-Beats und Disco-Rhythmen abzufedern. Das betörte Tocotronic-Chef Dirk von Lowtzow so sehr, dass er "Keys" in einem Blog als "fast perfektes Popkunstwerk" adelte und zu "DJ" allein in seiner Wohnung herumtanzte: "Und jetzt die Handclaps".
(Spiegel)




Schon entzückt, dass Placebo Anfang Oktober ein neues Album veröffentlichen werden? Zu früh gefreut, denn "A P...























Schon entzückt, dass Placebo Anfang Oktober ein neues Album veröffentlichen werden? Zu früh gefreut, denn "A Place For Us To Dream" wird eine 36 Songs starke Werkschau sein, die sich hauptsächlich auf Singles in alternativen Versionen konzentriert und mit "Jesus' Son" nur ein neues Lied präsentieren wird.

Wer jetzt enttäuscht ist, dem sei "Everything's Amazing And Nobody Is Happy" ans Herz gelegt. Hinter Abay stecken Aydo Abay, den man von Ken oder Blackmail kennt, und Jonas Pfetzing, der eigentlich für Juli Songs schreibt und Gitarre spielt. 

Die Ähnlichkeit zwischen beiden Bands ergibt sich in erster Linie durch Aydo Abays Stimme, die der von Brian Molko ziemlich ähnlich ist. Für eine größere musikalische Nähe müssten Placebo sich deutlich mehr dem Pop zuwenden ("Easy Ease"), mehr mit den wuchtigen Laut/Leise-Elemeneten  des Prog-Rock arbeiten ("The Queen Is Dead", "Different Beds"), dem Piano als Instrument mehr Raum geben ("The Queen Is Dead"), die typischen Songstrukturen aufbrechen und ausweiten ("Everything's Amazing And Nobody Is Happy") und sich mal wieder von einem bekannten The Cure-Titel inspirieren lassen ("1997 (Exit A)". 

Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, dass kein neues Placebo-Album ansteht, wenn man "Everything's Amazing And Nobody Is Happy" besitzt.




Das Songwriting ist dementsprechend zwischen Pop und Indie-Rock angesiedelt, aber nicht zu glattgeschliffen. Der Name des Albums ist einer Louis CK-Comedy-Routine über ungerechtfertigte Unzufriedenheit entliehen. Dabei klingt Abays Weltsicht gar nicht so richtig amazing und alles andere als happy, erzählen die Lyrics doch von Umweltzerstörung und zwischenmenschlichen Enttäuschungen. Exemplarisch zeigt sich der Stil-Spagat von Abay im episch langen Titeltrack, der nach fünf Minuten in eine Gitarreneffekt-Kakophonie ausbricht und dann etwa zwei Minuten lang denken lässt »Ok, jetzt ist der Song aber wirklich vorbei«, um dann bei Minute Sieben doch nochmal die Kurve zu kriegen. Auch wenn allein die Stimme dazu zwingt, immer wieder an Blackmail zu denken und auch Pfetzings Songwriting ihn als Fan der Band ausweist, ist »Everything’s Amazing And Nobody’s Happy« alles andere als ein Aufguss des alten Sounds, sondern findet neue, interessante Facetten.
(intro)




Schönklang und leichte Brachialität treffen sich in diesen knapp 50 Minuten immer wieder zum zärtlichen Nahkampf, wobei sich letztlich in der Regel die Melodieseligkeit durchsetzt. Besonders schön geschieht ebendies in "1997 (Exit A)", einer flotten Gitarrenpop-Nummer, die perfekt zu den wärmsten Tagen des Jahres passt. Der Titelsong hingegen nimmt sich achteinhalb Minuten Zeit, um ein Panorama aufzuspannen, das beständig mit Licht, Schatten und den Wechselwirkungen dazwischen spielt. Im melancholischen "A boat" stehen dann wieder die Vocals und ein einsames Piano im Fokus, melodramatisch wiegt diese doch sehr klassische Halbballade im Wind, das drohende Gewitter bleibt aus. Und doch ist diese Nummer die vermutlich überzeugendste, dringlichste, gerade weil sie so nackt und minimalistisch daherkommt. Es ist schon eindrucksvoll, wie pointiert und schlüssig Abay auf ihrem Debüt-Album klingen. In Pfetzing scheint Aydo Abay einen neuen Kompagnon gefunden zu haben, mit dem er auf einer Wellenlänge liegt. Und auch wenn diese Band gerade erst in See sticht, so weiß man doch, dass in ihnen und durch sie ein wenig die früheren Blackmail weiterleben. Ahoi!
(plattentests)


Abay unterwegs:

13.09.16 Berlin, Privatclub
14.09.16 Hannover, LUX
15.09.16 Leipzig, Felsenkeller
16.09.16 München, Kranhalle
17.09.16 Bern, Rössli
18.09.16 Augsburg, Soho Stage
19.09.16 Wien, Chelsea
20.09.16 Stuttgart, Goldmarks
21.09.16 Frankfurt, Nachtleben


In den letzten Wochen habe ich hier unverhältnismäßig viel Electro-Musik erwähnt. Da brauche ich keine Entschuldigun...






















In den letzten Wochen habe ich hier unverhältnismäßig viel Electro-Musik erwähnt. Da brauche ich keine Entschuldigung dafür, mal wieder Lust auf "Rock" zu haben. So kommt es mir sehr gelegen, dass Apologies, I Have None auf deren Zweitwerk "Pharmacie" eine Rock-Breitseite aus Punk-Rock, Post-Hardcore, Post-Rock und Indierock abfeuern.

Anfangs störte mich der Gesangt auf "Pharmacie", sobald er zu sehr nach Punk-Gegröle klang. Nach und nach wuchs in mir aber die Wertschätzung der Entwicklung der Band in Richtung Post-Rock und Indierock. Da erschien eben das Gegröle mehr als gelegentlicher Ausbruch. Und bei Themen wie Depressionen oder mentalen Krankheiten kann man ja auch mal losbrüllen...

"Wraith", "Anything chemical" und "Everybody wants to talk about mental health" sind in meinen Ohren die Höhepunkte auf "Pharmacie".

Auch alreadyheard.com hat das Album bereits gehört und geht vor allem auf den Frontman Josh Mckenzie ein:
But for all the grace and sensitivity that flows through the music, ‘Pharmacie’ is a harsh record which feels as real as you can make it. Mckenzie is a man haunted by his past, and recording this album feels like it was necessary for the band to make so he could vent his worries and melancholy.  

Das Video zu "Love & medication":



Und die Fortsetzung dazu mit "Everybody wants to talk about mental health":



Im Herbst bieten sich viele Gelegenheiten, die Band live zu erleben:
  • 23.09. Münster (Festival)
  • 24.09. Bremen
  • 25.09. Hamburg - Hafenklang*
  • 26.09. Berlin - Musik & Frieden*
  • 28.09. Leipzig - Conne Island*
  • 29.09. Wien (AT) - Arena*
  • 30.09. Luzern (CH) 
  • 03.10. Genf (CH)
  • 04.10. Bern (CH) 
  • 05.10. Rorschach (CH) 
  • 06.10. München 
  • 07.10. Lindau 
  • 08.10. Karlsruhe 
  • 09.10. Wiesbaden 
  • 11.10. Trier 
  • 12.10. Koblenz 
  • 13.10. Hannover 
  • 14.10. Köln

10. New Order – Singles (Limited Edition 180g, 4 LPs) (09.09.)   9...


























10. New Order – Singles (Limited Edition 180g, 4 LPs) (09.09.)

 



















9. Spearmint – It’s Time To Vanish (23.09.)

 



















8. Andrea Schroeder - Void (26.08.)

 


















7. Teenage Fanclub - Here (09.09.)

 


















6. Nick Cave & The Bad Seeds – Skeleton Tree (09.09.)

 



















5. Bon Iver – 22, A Million (30.09.)

 



















4. Wilco - Schmilco (09.09.)

 



















3. The Divine Comedy - Foreverland (02.09.)

 


















2. The Slow Show - Dream Darling (30.09.)

 


















1. Pixies – Head Carrier (180g, Pink Vinyl) (30.09.)

 




















Heute steht die insgesamt sechste Platte von The Album Leaf in den Läden und seit der Veröffentlichung von "A ...























Heute steht die insgesamt sechste Platte von The Album Leaf in den Läden und seit der Veröffentlichung von "A Chorus Of Storytellers" (2010) hat sich einiges getan beim ehemaligen Soloprojekt von Jimmy LaValle. Mittlerweile ist aus The Album Leaf ein Quartett geworden, das die Songs gemeinsam komponiert, aufgenommen und produziert hat. Vorbei sind also die einsamen Zeiten des Laptop-Fricklers LaValle!

Zwar ist "Between Waves" immer noch als ein von The Album Leaf stammendes Werk - epische, melancholische Ambient-Welten mit Post-Rock-Erhebungen und Krautrock-Weiten, teils instrumental, teils mit gehauchtem Gesang - zu identifizieren, jedoch wirken die Songs weniger zerbrechlich und filigran, denn es gibt ein Mehr an Gitarren, Bläsern und eine deutliche Akzentuierung der Beats, die nicht mehr nur aus dem Klapprechner stammen.   

Die Zusammenarbeit zwischen Jimmy LaValle, Matt Resovich, Brad Lee und David LeBleu war offenbar so kreativ, dass man aus 30 Kompositionen letztendlich 8 für "Between Waves" auswählen konnte. 
Wer noch mehr hören möchte, geht auf die Bandcamp-Seite und bestellt sich das Album in der Deluxe Version: diese kommt auf blauem statt schwarzem Vinyl, und eine zweite, silberne Platte bietet vier weitere Lieder sowie fünf Remixe.




The thing is, while the album has a low-key sound, there’s an insistent undercurrent. The melodies, the lush, moody keyboards, the heavily syncopated drumming—it gets in there.  Like a lot of (mostly) instrumental music, it works well as reading music, and while I would occasionally find myself listening on headphones on the train while reading, a riff or beat would grab my attention, causing me to play it back, repeatedly. That’s the secret power of Between Waves—on the surface, it appears innocuous, but it can often be gorgeous and damn near impossible to get out of your brain.
(PopMatters)


It is immediately noticeable how the lithe and jittery “False Dawn” opens Between Waves in a starkly different mood a decade on from how Into the Blue Again awoke delicately with “The Light” (a song now permanently etched into the brains of fans of the US television show Scandal). “False Dawn”, like many of the songs on the record, emphasizes pulsing percussion, building momentum in tandem with atmospheric layers. The muscular meditation “New Soul” introduces an unhurried hip hop beat to their tried-and-true Rhodes piano and synth-led ambience. Twin centerpieces “Back to the Start” and “Wandering Still” show melodic flashes of The Album Leaf’s earliest promise without the feeling of looking back.

Though it is too easy to pin descriptors like “reenergized” on artists who have been around long enough to grow and diversify with time, the sense of focus and physicality on Between Waves is clear enough. This incarnation of The Album Leaf asserts the resilience that has always held up their sentimental exterior.   
(The Line Of Best Fit)




Manchmal ist weniger eben doch mehr. Schade, dass Joel Stoker (Gesang, Gitarre), Lucas Crowther (Gitarre, Gesang), ...























Manchmal ist weniger eben doch mehr. Schade, dass Joel Stoker (Gesang, Gitarre), Lucas Crowther (Gitarre, Gesang), Robert Pyne (Bass), Grant Marsh (Schlagzeug) und Dean Mumford (Keyboard) diese Tatsache nicht bewusst ist, denn sonst hätten sie ihr fünftes Album nicht so voll gepackt.

"Big Life" macht seinem Namen alle Ehre, ist als Doppelalbum konzipiert, läuft eine Stunde, bietet 18 Songs und damit den ein oder anderen zu viel. Aber The Rifles wollten oder konnten sich von keinem der Titel trennen und ihren Fans eine besonders üppige Freude bereiten. 

Bei der Streichliste hätte ich ihnen aber auch nicht helfen wollen, denn die Qualität der Britpop-Songs variiert nur leicht, dies jedoch auf einem eher mediokren Niveau. So wuchtig, ungestüm und einprägsam wie auf "No Love Lost" (2006) präsentierten sich The Rifles leider nie wieder. "Groundhog Day", "Turtle Dove" und "Wall Around Your Heart" kommen diesem Standard noch am nächsten. Das sanfte, mit einem Kinderchor ausgestattete "Young For A Day" und die Madness-Kopie "Johnny Was A Friend Of Mine" sorgen für etwas Abwechslung im ansonsten sehr einheitlichen Soundbild. Beim von Keyboard-Klängen durchzogene "Independent" hätte man sich noch etwas mehr Experimentierfreude gewünscht. Mit "Victoria" hat es ein Song gleich doppelt auf das Album geschafft, warum weiß nur die Band. Die akustische Version wäre, im Sinne einer höheren Varianz, vollkommen ausreichend gewesen.    




Die Freiheit hört man den Kompositionen an: Da glänzen dezente Bläser bei "Big big life", lässt maßgeschneiderter Keyboardeinsatz das schöne "Independent" Luft schnappen, zaubern Stampf-Takt und Stromgitarren dem passend betitelten "Motorway" beinahe einen Cadillac unter den Classic-Rock-Arsch. Klar ist auch, dass bei einem solch üppigen Paket zuweilen weniger Spannendes zutage tritt. "Caught in the summer rain" und "Numero uno" bilden die leicht ausgelutschte Talsohle der ersten Hälfte, während Teil zwei von "Big life" hinten raus merklich schwächelt. Immerhin klanglich unterscheiden sich erster und zweiter Tonträger kaum, und so hauen The Rifles mit "Big life" einfach mal ihr Haribo-Color-Rado XL heraus, inklusive Überraschungen wie "Jonny was a friend of mine", einer tollen, von Piano und Basslauf getragenen Hommage an einen alten Freund und an gute Zeiten. Die hat man mit "Big life" ähnlich wie mit einer großen Tüte Gummibonbons – ist der Inhalt ein bisschen zu viel des Guten, pickt man sich eben das heraus, was gefällt.
(Plattentests)


Nun folgen mit BIG LIFE neue Songs – und zwar gleich 18 Stück, verteilt auf zwei CDs oder vier LP-Seiten. Die Ausrede fürs Überformat war zu erwarten: Man habe aus den 18 kein Dutzend machen wollen. Selten ein Beleg für kreativen Rausch, eher für fehlende Qualitätskontrolle. Totale Ausfälle gibt es jedoch nicht. Echte Höhepunkte aber auch nicht. Die Ausnahme: das süß lärmende „Caught In The Summer Rain“, denn Songs, die einen so schönen Titel haben, müssen auch gut sein – alte Britpop- Regel. Ansonsten ist die Musik der Rifles arg gemütlich geworden, die Wut oder Mod-Affinität der frühen Phase ist verschwunden. Weniger The Jam, mehr Eddie & The Hot Rods. Wird das Alter sein.
(musikexpress)


The Rifles in Deutschland:

03.10.16 München – Backstage
04.10.16 Aschaffenburg – Colos-Saal
05.10.16 Berlin – Lido
06.10.16 Hamburg – Logo
08.10.16 Köln – Udderground



Endlich wieder einmal eine überzeugende Indiepop-Platte!  Das Spektrum von Kid Canaveral reicht auf ihrem drit...























Endlich wieder einmal eine überzeugende Indiepop-Platte! 

Das Spektrum von Kid Canaveral reicht auf ihrem dritten Album von elektronisch geprägten Sounds, die Freunde von The Postal Service und Stars gefallen werden ("Gun Fhaireachdain", "Listen To Me"), bis hin zu gitarrenlastigem Indierock im Stile von The Twilight Sad ("Tragic Satellite", "Lives Never Lived"). Zudem besitzt das Quintett, zu dem noch Rose McConnachie (Bass), Scott McMaster (Schlagzeug) und neuerdings Michael Craig (Keyboard, Laptop) zählen, mit David Mac Gregor (Gitarre) und Kate Lazda (Gitarre, Synthesizer) zwei Sänger, die entweder einzeln oder gemeinsam die Aufgabe am Mikrofon übernehmen.

"Faulty Inner Dialogue" kann über die Bandcamp-Seite auf gelbem Vinyl bestellt werden. Vor einigen lobenden Worten noch das Video zu "First We Take Dumbarton": 




(...) new album Faulty Inner Dialogue hides sensitive songwriting about selfies and self-doubt behind a shimmering façade of catchy riffs and glitchy beats.

Three albums in, the band have established an identifiable and unique sound while still keeping the courage to play around with genre, appropriating slacker rock on ‘Tragic Satellite’ and recalling the synth pop of Klaxons on ‘Lifelong Crisis of Confidence.’ New recruit Michael Craig, joining on keys and laptop, helps build upon the electronic elements which were scattered around the edges of 2013’s Now That You are a Dancer, adding melodic depth to tracks like ‘Callous Parting Gift’ which would have come off sounding a little shallow with the band’s previous setup but which is presented as a fully realised example of Kid Canaveral’s magpie approach to pop song construction.

Lead single ‘First We Take Dumbarton’, is a ready-made radio hit (or would be, if there were any justice in the world) concealing cynical observations on social media saturation and virtue signalling behind a melodic, sing-alongable smokescreen. Despite the new developments, the new record retains the core of mischievous guitar pop that defined their debut Shouting at Wildlife. David Macgregor’s wry songwriting – always sharp without being sharp-elbowed, witty without being whimsical – has matured well, though his choice of subject (breakups and quarter-life crises), is perhaps a little more embittered than it used to be.
(The List)


Opener ‘Gun Fhaireachdain’ blatantly serves as an introduction to the album, featuring half-sung, half-spoken vocals alongside heavy use of electronic sounds that rise and fall, adding to the intensity of this introduction.

However, the following track, ‘First We Take Dumbarton’ introduces us to the more traditional, indie style, which is displayed throughout the album, with constant bass, and guitar notes, adding to the repetitive musical style of the track.

‘Tragic Satellite’, ‘Lifelong Crisis of Confidence’ and ‘Lives Never Lived’ display recognisable heavy guitars and melodic vocals, which add up to create archetypal indie tracks.

There are tracks on the album, that display a more electronic sound; ‘Callous Parting Gift’, ‘Pale White Flower’ and ‘From Your Bright Room’ experiment with this underlying electronic style, complementing the more traditional indie style flowing throughout.

‘Ten Milligrams’ and ‘Twenty Milligrams’ feature as purely spacious, experimental, instrumental efforts offering an opportunity for the band to display their musical ability outside their usual lyrical focused style.

Faulty Inner Dialogue is a strong and confident album, which uses space to experiment freely and maintain Kid Canaveral’s obvious talent in creating memorable indie tracks.
(Ravechild)


Thom Sonny Green   ist Alt-Js Schlagzeuger. Mit der Erfolg der Indierock-Band hat er sich offensichtlich die Mittel...






















Thom Sonny Green ist Alt-Js Schlagzeuger. Mit der Erfolg der Indierock-Band hat er sich offensichtlich die Mittel und Freiheiten geschaffen, ein Solo-Album aufzunehmen. Dieses klingt ein wenig so, als würde eben der Alt-J-Schlagzeuger seine Spuren für die Band aufnehmen. Die verbleibenden Freiräume füllt er vornehmlich mit sphärischen Synthie-Klängen. Diese erzeugen esoterische bis beklemmende Stimmungen. Bis auf wenige Schnipsel handelt es sich bei "High anxiety" um ein Instumentalalbum. 

21 Tracks erscheinen auf den ersten Blick als abschreckend große Zahl, 71 Minuten Spieldauer relativieren die Erwartungshaltung ein Stück weit. Trotz der beschränkten musikalischen Mittel ist "High anxiety" recht abwechslungsreich geraten. Mit gefallen vor allem die düstereren Soundcollagen des Herrn Green. Namentlich sind das "System", "Ping", "Oakland" und "Grounds".

Alt-J Fans qualifizieren sich nicht automatisch als dankbare Hörer für "High anxiety". Dazu bedarf es schon einer Vorliebe für elektronische Musikspielereien oder eines Gemütszustands, in dem dem Konsumenten vieles egal ist. Zu allen Tracks des Albums gibt es auch Videos, welche die jeweiligen Stimmungen verstärken sollen.

"Ping":

"System":


Spaß machen die Spielereien auf Greens Website: Dort kann man selbst an einigen Tracks "rumschrauben".

Intro.de:
Musikalisch paaren sich Drones, Clicks & Cuts und sphärische Synthie-Flächen mit Schlagzeug-Samples und Field Recordings. Die Stimmung wabert von hoffnungsvoll zu bedrohlich, von gespenstisch zu vertraut. Das Kopfkino läuft derweil auf Hochtouren. Es zeigt einen Film, der nur im Entfernten mit Alt-J zu tun hat. Und das ist auch gut so.

Da lange ich doch schon wieder bei einem Retro-Cover und Retro-Musik. Doch während ich bei   Bear's Den   enttä...






















Da lange ich doch schon wieder bei einem Retro-Cover und Retro-Musik. Doch während ich bei Bear's Den enttäuscht war, kann ich Roosevelt bzw. seinem gleichnamigen Debüt unvoreingenommen begegnen. 

Roosevelt ist Marius Lauber, 25 Jahre jung und ursprünglich aus Viersen. Außer Till Brönner gab es bislang nicht viele Musiker aus dieser Stadt, deren Ruf auch über den Ozean hallte.

Pitchfork.com:
Roosevelt's debut is a cocktail of disco, French touch, Ibiza house, yacht rock, and electropop that evokes some crowded Tiki-torch dancefloor lost on the Mediterranean coast. The fact that Roosevelt is being released on Joe Goddard’s Greco-Roman label is no surprise, as it shares a sort of spiritual kinship with some of Hot Chip’s more bombastic moments, while mimicking some of their nerdy charm. Every song on the record contributes to this air of reverie, a testament to Roosevelt’s strength as a producer, as one track languidly slips into the next. If anything, it can get a little too laid back—it’s the kind of record that's so uniform it ends before you realize it.

Schon mit Beat!Beat!Beat! verschaffte er sich musikalisch Gehör, dort noch am Schlagzeug. Als Roosevelt macht er der Band wahrlich keine Konkurrenz, tritt er doch in einem gänzlich anderen Genre auf: Lauber hat seinen sweet spot zwischen Disco und (Synth-)Pop gefunden. Als Einfluss nennt er u.a. Caribou, mit Hot Chip war er bereits auf Tour und auf deren Label fand er auch Unterschlupf. Ich bin üblicherweise nicht besonders anfällig für Disco-Pop, aber Roosevelt klingt aktuell und das Retro-Feeling vermittelt er mit einem Augenzwinkern. Das klingt schon ganz schön souverän für ein Debüt. Vielleicht liegt das auch ein Stück weit an Chris Coadys Mix-Künsten, den auch Künstler wie !!!, Beach House, The Antlers, Yuck, Zola Jesus und TV On The Radio vertrauten.  

"Belong", "Colours" und "Fever" sind meine Empfehlungen für "Roosevelt". Disco-/Synthpop-Fans können das Album auch einfach mehrfach am Stück genießen. 

Das Doppelvideo zu "Colours / Moving on":


In den nächsten Wochen tritt Roosevelt noch auf zwei Festivals in Deutschland auf, anschließend macht er sich auf den Weg, die USA zu erobern. Im Herbst wird er dann wieder in deutschen Hallen unterwegs sein:
  • 31.08. Berlin - Pop Kultur Festival
  • 18.09. Darmstadt - Golden Leaves Festival
  • 14.10. München
  • 15.10. Leipzig
  • 17.10. Köln
  • 18.10. Hamburg
  • 29.10. Düsseldorf - New Fall Festival


Heute ein wenig Shoegaze aus Berlin: Von der ersten, als Kassette veröffentlichten EP (2012) bis zum Debütalbum hat...























Heute ein wenig Shoegaze aus Berlin: Von der ersten, als Kassette veröffentlichten EP (2012) bis zum Debütalbum hat es ein wenig gedauert und auch das Lineup der Band, die sich nach einer post-apokalyptischen Kurzgeschichte von Harlan Ellison benannte, hat sich mehrfach gewandelt.  Bastian Stein (Gesang, Gitarre) ist seit den Anfangstagen dabei und wird derzeit (wohl) von Markus Mocydlarz (Gitarre), Angy Lord (Keyboard) und Sara Neidorf (Schlagzeug) unterstützt. 

I Have No Mouth And I Must Scream bezeichnen sich selbst als Shoegaze / Post-Punk-Band und daher müssen neben den obligatorischen My Bloody Valentine und The Jesus & Mary Chain auch Joy Division und The Cure als Referenzen für die düsteren Klänge gennant werden. Bei dem Bandnamen muss man schließlich auch schwarzmalen. 

"I Have No Mouth And I Must Scream" (11 Titel, 47 Minuten) ist über die Bandcamp-Seite digital, als Kassette oder Vinyl zu beziehen.




Das auf den Pfaden von My Bloody Valentine wandelnde "Shadow" trifft trotz aller Zerstreutheit punktgenau ins Herz, während das ungestüme "Fourth wall" all jenen Feuer unterm Hintern macht, die "Warsaw" für den eigentlichen, weil besseren Joy-Division-Erstling halten. Fast schon post-rockig kommt im Vergleich dazu der Einstieg des Openers "Paint" daher, der sich zunächst gut eineinhalb Minuten aufbaut, um schließlich mithilfe schrammelnder Stromgitarren in den Post-Punk-Himmel aufzusteigen.

Währenddessen zieht das im Vergleich zu den anderen Songs geradezu poppige "Classic rock song" den imaginären Hut vor Robert Smith und macht es sich als längstes Stück genau dort richtig gemütlich, wo es für eine Weile hartnäckig bleiben wird: im Gehörgang. Dazu gesellt sich das kurz vorm Finale auch die melancholische Schwermut von "Void", bis der eigentliche Abschluss mit "YLT" endgültig dafür sorgen sollte, dass I Have No Mouth And I Must Scream demnächst der letzte Schrei auf der rabenschwarzen Post-Punk-Party sind – pun intended. 
(Plattentests)




„Paint“ öffnet das Album und zeigt gleich, wie sehr die Band instrumentelle Teile mag, die oft als Outros dienen. Der Song hat einen sehr schönen, kettenartigen Rhythmus, der zusammen mit der verträumten, melancholischen Stimme in die Welt von I Have No Mouth and I Must Scream entführt. Stark ist es, wie der Song fast wortwörtlich mit eingängigen und strammen Gitarrenriffs „explodiert“.

Am besten klingt die Band bei emotionalen, melancholischen Songs. Sehr stimmungsvoll ist „Drowing“, wo wieder besonders der Gesang zu einer intimen und zart-traurigen Atmosphäre beiträgt. Manchmal erinnert die Stimme an Dream-Pop-Bands wie DIIV und Parks, Square and Alleys. Unterschwellig bedrohlich klingt hier der Bass, als ob man wirklich in dieser wässerigen dunklen Atmosphäre ertrinken könnte. Intim und dunkel klingt auch „Shadow“, ein sehr ruhiger Song. Das Lied erweckt das Bild eines warmen Zimmers in Halbdunkelheit, wo nur das schimmernde Mondlicht durch die Gardinen hereinfließt. Diese Ruhe strahlt auch „Careless Talk“ aus. Hier verlangsamt sich der Rhythmus von den vorherigen „Bridges Behind“ und „Fourth Wall“, die von schreienden Shoegaze-Gitarren, treibenden Drums und pulsierenden, melodischen Bass-Lines gekennzeichnet sind. Dunkel und weich ist auch „Void“, die erste Single des Albums. Das Video dazu fängt die Stimmung des Tracks mit Farben und Lichterspielen perfekt ein. Dunkelblau und lila, verschwommen, mit schimmernden, glänzenden Momenten fließt der Song geschmeidig wie Seide.

Etwas überraschend wirkt die akustische Gitarre in „PKD“, die zusammen mit dem weniger hallenden Gesang dem Lied einen Hauch 90-Jahre Alternative-Rock verleihen. Auch im letzten Song des Albums sind sie zu hören. „YLT“ schließt langsam und mit einem nostalgischen Klavier-Outro das Album ab.
(Pretty In Noise)