"They called us the Pop Kids, ’cause we loved the pop hits." Wir doch auch, Neil und Chris, wir doch a...

Pet Shop Boys - Super
























"They called us the Pop Kids, ’cause we loved the pop hits."

Wir doch auch, Neil und Chris, wir doch auch! Warum gebt ihr uns denn nicht endlich wieder Pop Hits anstatt solcher Club-Musik? "The Pop Kids" war als erste Single doch zumindest schon einmal ein Schritt in die richtige Richtung. Endlich wieder einmal ein Pet Shop Bys Song, der mit einem erinnerungswürdigen Refrain aufwarten konnte und nicht nur auf Tanzbarkeit abzielte. Mit "Twenty-Something", das trotz seiner Ententanz-Artigkeit von der den Pet Shop Boys typischen Schwermut durchzogen wird, und "The Dictator Decides" folgen auf der Hälfte von "Super" gleich noch zwei weitere Songs, die wir auf der Habenseite verbuchen können. In einem Interview war zu lesen, dass unter den 25 neu komponierten Songs auch einige deutlich in Richtung Pop tendierten, aber aussortiert wurden. DIE würde ich gerne zu hören bekommen. Die zweite Hälfte ist noch viel weniger super als die erste. Außer dem düsteren "Sad Robot World" ist dort nicht viel zu holen.

"We're gonna burn this Disco down, before the morning comes."

Hättet ihr das doch einmal getan, Chris und Neil! Aber statt dessen soll "Super" noch elektrischer werden als zuvor "Electric" und die Zusammenarbeit mit Stuart Price wurde hier nicht nur weitergeführt, sondern auch erwähnt, das es sich um eine Trilogie an von ihm produzierten Alben handeln soll. Das heißt wohl, dass wir noch mehr stupide und beat-lastige 90er Dance-Ausflüge wie "Groovy", "Inner Sanctum" oder den Italo-Disco-Song "Pazzo!", das in meinen Albträumen in Dauerrotation mit "Tutti Frutti von New Order läuft, hinnehmen müssen. 




"Happiness", der erste Track, erinnert an den wunderbaren Justus Köhncke: minimalistisch, beweglich, hoffnungsvoll. Beim zweiten Song, der Single "The Pop Kids", kriecht dann auch schon die Popkatze aus dem Sack. Es ist eine Pophymne an sich selbst, an die eigene Biografie mit viele Nostalgie und Emotions - es ist auch eine Liebeserklärung von Neil Tennant an Chris Lowe und alle Menschen, die die Pet Shop Boys mögen: "They called us the pop kids/ Cause we loved the pop hits/ And quoted the best bits/ So we were the pop kids/ I loved you/ I loved you". Am Ende werden sogar noch die Kuhglocken aus Barry Manilows "Copacabana"-Extended-Mix eingebaut: Ding, Ding, Ding, Düng, Düng , Ding, Ding, Ding Düng Düng - Ding, Ding, Ding, Düng, Düng , Ding, Ding, Ding Düng Düng."

Danach wird die Platte mit "Groovy" fast schon ein wenig Erasure-haft, bevor sie dann komplett in einen Club-Soundtrack umbricht, deep und trancig. Ohne dass ich es bemerkt hätte, finde ich mich zwischen Robinson "Ficki Ficki" Club und Berghain-Von-Schwänzen-umzingelt-Sounds wieder. Ich mag das.

"Sad Robot World" bremst die Platte mit einem an Falcos "Jeannie" erinnernden Beat und Konsolen-Geräuschen im Hintergrund sachte ab, die Mood so eher 10cc, "I'm not in love". Eighties-housig, man denke: "Theme from S Express", wird's dann zum Abschluss der Platte mit "Into thin Air". Dünne Luft. Auch wenn diese Platte nicht so mögen würde, ich würd's Euch nicht verraten. "It's Because" I want to be a Pet Shop Boy.
(Spiegel)


"Super" heißt das Werk, das sich über zwölf Titel erstreckt und größtenteils leider nicht mehr als Mittelmaß verkörpert. Denn anders als bei vorangegangenen Alben, wirkt "Super" über weite Strecken ideenlos und überhaupt nicht innovativ. Im Gegenteil: Es ist seltsam rückwärtsgewandt, allerdings ohne retro zu sein.

Natürlich gibt es Highlights auf "Super", die auch das Zeug dazu haben, in ein Best of Pet Shop Boys zu finden. Allen voran das Beinahe-Instrumental "Inner Sanctum", bei dem Neill Tennant und Chris Lowe ihre Stärke ausspielen, mit Musik Atmosphäre zu schaffen. Auch der Opener "Happiness" geht in die Beine - im Kopf oder gar im Herzen bleibt er allerdings nicht haften.

Das ist das grundsätzliche Problem von "Super". Die Songs sind allesamt nicht übel, aber es fehlt einfach am gewissen Etwas. Dabei haben sich gerade die Pet Shop Boys in den vergangenen Jahren damit hervorgetan, Impulse aus dem aktuellen Musikgeschehen geschickt in ihre eigenen Werke einzubauen und so immer auch modern zu klingen.

Der englische Esprit von Tennant/Lowe klingt dennoch hier und da an. Aber er wirkt staubig. "Pazzo!" ist ein Instrumental im Stile des Achtzigerjahre-Italo-Pop. In der ersten Single-Auskopplung "The Pop Kids" blickt das Duo auf die Neunziger zurück und besingt die Zeit mit der seltsam anmutenden Zeile "They called us the pop kids, 'cause we loved the pop hits". Da war früher durchaus mehr Ironie. Immer wieder klingt der Techno der Neunziger an, allerdings niemals so richtig und niemals wirklich kraftvoll.

Die Musiker selbst sehen "Super" als Fortführung des Vorgängers "Electric", doch dessen Ausstrahlung kann das neue Album bei weitem nicht erreichen. Sie haben sicherlich ein gutes Album vorgelegt, das sich gut hören lässt. Aber um auch ein gutes Pet-Shop-Boys-Album zu sein, fehlt der Scheibe ein ganzes Stück.
(WAZ)


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