Schmalz, Pathos, Kitsch, Schlager - man mag sich gar nicht vorstellen, mit welchen Begriffen die Weeping Willows ...

Weeping Willows - Tomorrow Became Today
























Schmalz, Pathos, Kitsch, Schlager - man mag sich gar nicht vorstellen, mit welchen Begriffen die Weeping Willows bedacht werden könnten, wenn man böswillig wäre und noch nie etwas von Roy Orbison, The Walker Brothers oder Nick Cave And The Bad Seeds gehört hätte. Und vermutlich, das muss ich als langjähriger Fan eingestehen, hätte man damit gar nicht so Unrecht, denn wenn die Streicher schwelgen, dann tropft und trieft es nur so aus den Lautsprechern ("Tomorrow Became Today") und wenn sich Magnus Carlssons auf "I Wonder Where You Are" mit den Worten "Somewhere in this universe, there is one special girl, I wonder where you are" schnulzig nach der großen Liebe sehnt, dann würde der Song doch ziemlich gut auf eine Musical-Bühne oder in einen Disney-Zeichentrickfilm passen. 

Aber auf ihrem siebten regulären Album, das in den Berliner Hansa Studios aufgenommen wurde, haben die Weeping Willows noch mehr zu bieten: Sie huldigen sowohl dem Rock als auch dem Soul,  indem "Angels Sing For Us" als eine Hommage an "Waiting For My Man" von The Velvet Underground verstanden werden kann und "Wait For Love To Grow" darauf schließen lässt, dass sie auch das Werk von The Style Council zu schätzen wissen. Für Abwechslung sorgen zwischendurch Bläser ("My Love Is Not Blind", "My Last Love"), Saxophon ("I'd Do Anything For You") oder Steel Guitar ("Every Haunted Night"), die das Klangspektrum geschickt pointieren.

"Tomorrow Became Today" wird wieder alle Freunde der Weeping Willows erfreuen, hat aber zwei Nachteile: Nach nur 10 Songs und 36 Minuten hat das Schmachten bereits ein Ende und die LP muss aktuell noch in Schweden bestellt werden. 




Was wir hier also vor uns haben, ist eine erfahrene Band aus Ausnahmemusikern, die vielschichtige Arrangements, wie man sie heute oft nur noch in Las Vegas-Shows hört, aus dem Ärmel schüttelt. Eine Band, die ihr Können auch einsetzt, um Musikliebenden kleine Referenzen zu präsentieren, mit dem sie dem Kenner quasi zuzwinkert: „Hey, wir beide wissen, wem wir hier huldigen.“ Erwähnt werden muss auch einmal mehr Frontmann Magnus Carlson – der Mann hat einfach Gold in der Kehle. Das alles macht „Tomorrow Became Today“ zu einer Platte, die für den Musikfreund einen wunderbaren Ohrenschmaus darstellen sollte – solange er kein grundsätzliches Problem hat mit dem schwermütigen Pathos, der immer die erste Grundeigenschaft der Weeping Willows bleiben wird.
(Best Ditches)




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