Die Laune des einen oder anderen Karnevalisten dürfte sich derzeit, also noch vor Aschermittwoch, auf dem Tiefstst...

Money - Suicide Songs
























Die Laune des einen oder anderen Karnevalisten dürfte sich derzeit, also noch vor Aschermittwoch, auf dem Tiefststand befinden. Warum dem Regen und Sturm nicht einfach vorm Kaminfeuer sitzend zusehen und - passend zur Stimmung - "Suicide Songs" auflegen?

Ja, "Suicide Songs" dreht sich textlich um die Todessehnsucht, den Weltschmerz, Depressionen und Traurigkeit. Dazu singt und jammert sich Jamie Lee die Seele aus dem Leib, mal ganz spartanisch zur akustischen Gitarre, mal zu düsteren Streicher- oder dramatischen Bläsereinsätzen und hin und wieder öffnet er mit seinen Bandkollegen Charlie Cocksedge und Billy Byron den bunt schillernden Psychedelic Rock Baukasten und entnimmt diesem zum Beispiel eine Sitar oder die Anleitung für epische, scheinbar nie enden wollende Songs. 

Man denkt an die frühen Alben von The Verve, an Zeiten, als Conor Oberst auf seinen Platten noch qualvoll jammerte, oder an die intimen, berührenden Momente der letzten Villagers-Platte. 
Oder an den zuvor vorgestellten King Charles, denn genau wie dieser nehmen Money einen bereits zuvor veröffentlichten Song ("I'll Be The Night", das 2012 auf der Single-B-Seite von "So Long (God Is Dead)" erschienen war) neu auf, um den musikalischen Richtungswechsel im Vergleich zum Debüt ("The Shadow Of Heaven", 2013) zu manifestieren. 





Im Zentrum der neuen Stücke steht aber die Stimme des Frontmanns. Sein Vortrag ist intensiv; kraftvoll und verletzlich zugleich. Um diese Intensität nachzuvollziehen, muss man ein wenig seine Geschichte kennen: während des Aufnahmeprozesses zog er zurück nach London, denn in Manchester zogen ihn Selbstzweifel und Alkohol in eine ungesunde Spirale.

„Suicide Songs“ wirkt wie ein Befreiungsschlag. Jamie Lee schwankt und leidet, aber er singt gegen die üppige Instrumentierung an und geht am Ende als zitternder Sieger aus diesem Kraftakt hervor.

Aus diesem Grund ist „Suicide Songs“ nicht einfach nur ein weiteres melancholisches Gitarrenalbum; es ist vielmehr eine emotionale Achterbahnfahrt, an dessen Ende der Hörer überwältigt und geläutert aussteigt. Ein zerbrechliches und strahlendes kleines Wunder, welches noch lange nachwirkt und das Zeug zu einem Klassiker hat.
(Nicorola)


Jahres-Listen-Kandidat in spe bleibt das hymnisch-verträumte„You Look Like A Sad Painting (…)“, welches spätestens beim Einsatz der Streicher verzweifelt den Weltschmerz-Schalter sucht. Aber wie gut das alles ist! Zwischen dem Vorgänger The Shadow of Heaven und der Arbeit an SUICIDE SONGS lag ein Jahr der Selbstzerstörung und der erneuten Frage nach Sinn und Unsinn des Lebens – ein Thema, welches die Platte in seinen besten Momenten an die traurig-schöne Welt des Albums YOU & ME von The Walkmen erinnern lässt, das dieses Gefühl von versoffen-taumelnder-Rummelboxer-Welt am passendsten in Sound kleidete.

Drum kauft wie hört dieses Album und seid nicht der Typ, den Jamie in „All My Life“ mit den Worten „I don’t wanna be the guy on the bench without money“ besingt. Habt Money, habt diese Platte!
(musikexpress)


Düster und morbide sollen diese sein. Was im Angesicht der überbordenden Geste der Stücke – genauso wie der löblichen Naturbelassenheit der meisten Klänge – ein wenig Gefahr läuft, unterzugehen. Jamie Lee stürzt sich theatralisch in seine Indie-Arien, behängt deren Verästelungen mit Lametta und singt dann Dinge wie »I’m married to the sky, I’m a servant of the hour. I’m open as time, and I’m perfect without power«. Die organische Detailarbeit fasziniert, die Streicher beflügeln, anstatt zu verleimen, und so ausgiebig ins Blech gepustet wurde im Indie seit The Antlers’ wunderbarem »Familiars« nicht mehr. Ein Songtitel wie »You Look Like A Sad Painting On Both Sides Of The Sky« erscheint wie ein Relikt aus der Blütezeit des Emo. Weil aber nichts so traurig gehört wird, wie es komponiert wurde, ist aus der Henkersmahlzeit dann doch noch ein unverhoffter Ohrenschmaus geworden. Höchste Zeit also, das Küchenmesser aus der Stirn zu ziehen und sich wieder mit dem Leben zu vertragen.
(intro)


Money in Deutschland:

29.02.16, Hamburg, Molotow
05.03.16, Berlin, Kantine am Berghain


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