Im letzten Jahr führten mich meine weitesten Konzertreisen nach Göteborg (Hello Saferide), Mailand (Noel Gallagh...

Suede - Night Thoughts


























Im letzten Jahr führten mich meine weitesten Konzertreisen nach Göteborg (Hello Saferide), Mailand (Noel Gallagher), Brüssel (Noel Gallagher) und Tilburg (Morrissey). Dieses Jahr steht vor dem ersten Auslandstrip (Lush in London) zunächst eine Inlandsreise an: Suede stellen in Hamburg in neues Album "Night Thoughts" vor.

Bei Konzerten in England haben es Brett Anderson & Co. zuletzt so gehandhabt, dass sie zunächst "Night Thoughts" in seiner Gänze (12 Songs, knapp 48 Minuten) und anschließend ein wechselndes Best of-Set mit bis zu 16 weiteren Titeln gespielt haben. Das könnten sie, wenn es nach mir ginge, in Hamburg so gerne wiederholen, denn "Night Thoughts" ist ein in sich geschlossenes Album geworden, was nicht nur an dem übergreifenden, textlichen Konzept oder den fließenden (oder pausenlosen) Übergängen zwischen den einzelnen Titeln liegt. Müsste ich es stilistisch mit den anderen sechs Alben von Suede vergleichen, so würde ich es als kleine Schwester des düsteren "Dog Man Star" bezeichnen.

"Outsiders", "No Tomorrow" und das starke "What I'm Trying To Tell You" folgen der Tradition, der rockigen, schnellen Singles, auch wenn die Güteklasse von "Animal Nitrate" oder "Beautiful Ones" nicht erreicht werden kann. "Like Kids", was tatsächlich als Single ausgewählt wurde, fällt im Vergleich zu den drei genannten Songs etwas ab. 
"When You Are Young", "I Can't Give Her What She Wants" und das opulente, orchestrale "The Fur & The Feathers" können auf der balladesken Habenseite verbucht werden. Erwähnenswert ist, neben den oftmals cinematographischen Arrangements, das auffallende Gitarrenspiel von Richard Oakes - ob er Nachhilfe bei Bernard Butler genommen hat? 

Im internen Ranking der sieben Suede-Alben würde ich "Night Thoughts" aktuell auf Rang 3 oder 4 (vor / nach "Coming Up" (1996)) einordnen: An "Suede" (1993) und "Dog Man Star" (1994) reicht es nicht heran, und es ist besser als die Alben der Jahrgänge 1999 ("Head Music"), 2002 ("A New Morning") und 2013 ("Bloodsports").  




NIGHT THOUGHTS hat nichts mit Hans Joachim Kulenkampffs versöhnlichen „Nachtgedanken“ zu tun, sondern ist ein Konzept­album über die „Phantom Menace“, die nicht greifbare Angst, die einen überfällt, wenn man nachts spontan aufwacht und „die Wände über einem zusammenbrechen“, wie Anderson sagt. Diese Hysterie,die Kollege Noel Galla gher so treffend in „Gas Panic!“ beschrieb: „What tongueless ghost of sin crept through my curtains? Sailing on a sea of sweat on a stormy night“. Leider ertrinkt dieser vielversprechende Ansatz im für Anderson immer typischer werdenden Schwulst – wie die junge Frau auf dem Cover, das übrigens fast so aussieht wie das von Chelsea Wolfes ABYSS. Immerhin: Am Ende von „Tightrope“ wartet ein himmlisches Streicher-Arrangement, auf „What I’m Trying To Tell You“ spielt Richard Oakes so catchy Gitarre wie seit dem Glam-Pop von COMING UP nicht mehr.
Das Schlagzeug-lose „Learning To Be“ mit seinen Ambient-Flächen und Klang-Collagen erinnert daran, dass Suede auch mal als experimentierfreudig galten (das gloriose „Introducing The Band“, das gescheiterte HEAD MUSIC). Und was für ein potenter Sänger Anderson mit seinen bald fuffzich Jahren doch immer noch ist! Die Band gibt sich redlich Mühe. NIGHT THOUGHTS ist bestimmt keins ihrer Selbstverstümmelungs-Alben, wird in ihre Geschichte aber als weiteres Übergangskapitel zum würdevollen Finale eingehen, mit dem sich der Kreis schließen wird. Hoffentlich.
(musikexpress)




But Anderson has talked about viewing his younger self through the prism of his older self here, his relationship with his father through his own fatherhood. And so Night Thoughts finds Anderson fretting and regretting at the darkest, most yin hour of the clock. Tightrope is full of fear, but not the kind that is half-thrill.

There is a string section – often the last refuge of the pedestrian indie band trying to sound grandiose – but here, Suede pull it off, and it brings lashings of romance to Anderson’s angst. Every passage of guitar band music is more ruminative than of old, balanced out by something a little more imaginative, such as the stately string intro to When You Are Young, later reprised as When You Were Young.

The excellent What I Am Trying to Tell You is a list of Anderson’s personal failings, whose soured glam shimmy sounds like the arrogant Suede in their pomp, but with a much higher emotional intelligence score. I Can’t Give Her What She Wants packs in more self-flagellation, undercut with something more sinister, as Anderson’s protagonist regards the woman he is singing about with intriguing ambivalence.

Youth – a key ingredient in Suede’s lubricous dramas, all “battle plans and distant drums” – is gone. The overblown exaggerations of greenhorns has been replaced by a twilit dread based on lived mistakes and real perdition.

The dark nights of the soul only get darker with time, and Night Thoughts proves an unexpectedly congenial companion volume.
(The Guardian)


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