Im Video zur Single "Bad Love" sieht man Elizabeth Sankey und Jeremy Warmsley während der Dreharbeiten z...
























Im Video zur Single "Bad Love" sieht man Elizabeth Sankey und Jeremy Warmsley während der Dreharbeiten zu einem Teenie-Horror Film im Stile von "Scream". Also ein Sujet, bei dem sich das verheiratete Duo auskennen sollte, denn zum einen haben sie im letzten Jahr den Soundtrack zur "Teen Movie" Dokumentation  "Beyond Clueless" beigesteuert, zum anderen schreit die Musik von Summer Camp nach der Verwendung in einem ebensolchen Film im Stile von John Hughes. Daran hat sich seit ihrem letzten regulären Album "Summer Camp" (2013) nicht viel geändert.

Und so verbinden sich auf "Bad Love" erneut leichtfüßiger Indiepop mit Hang zu 60s Girlgroups und zuckersüßer Synth-Pop mit deutlicher 80er-Jahre Färbung, der seine Höhepunkte in "Beautiful" und "Bad Love" findet. Damit nicht, wie auf dem Plattencover, die Pastelltöne zu sehr dominieren ("Run Away"), darf neben Sankey auch Warmsley gelegentlich mitsingen und betonen sie zeitweise die Gitarrenparts ("You're Gone"), so dass man fast das Wörtchen Shoegaze in den Mund nehmen möchte. Davon hätte es ruhig noch etwas mehr sein können.   


The best love songs are the ones that make you want to dance and cry all at once; and Bad Love has them in spades.
(Drowned in Sound)




Handclaps und stolpernder Drum-Computer, seltsame Seifenkeyboards von Multiinstrumentalist Jeremy Warmsley im Hintergrund und Sängerin/Songwriterin Elizabeth Sankey auf den Spuren von Bananarama. Ursprünglich ging die Musik von Summer Camp mal als Kombination aus 80s-Revival und Chillwave durch, der „NME“ bezeichnete ihn als „21st-century alt.pop“; heute ist dieser Sound so präsent, dass man vom typischen Wohnzimmer-Indie der 2010er-Jahre sprechen kann. In ihren besten Momenten eiern die stark von 60s-Girlgroups und Synthie-Pop beeinflussten Summer Camp mehr herum als ihre Konkurrenz. Sie klingen dann jünger, naiver, betrunkener, orientierungsloser, erwartungsfroher. Das Herzstück der Platte, „Beautiful“, ist hierfür ein gutes Beispiel, eine torkelnde Liebeserklärung an eine Zeltplatzliebe, zu der man sicher sehr gut knutschen kann.
(Musikexpress)


popsongs sind doch schlicht am schönsten, wenn diese auf das notwendigste reduziert werden. hier ein paar hypnotisierende trommelschläge, da ein bisschen effekthascherei und zusammen mit eingängigen melodien ist ein leistungsfähiger track geboren. summer camp haben auf ihrem neuen album ‘ bad love ‘ zwei davon. diesen heißen ‘ sleepwalking ‘ und ‘ if you hate me ‘ und erfüllen eben diese genannten ansprüche. die herrlich warmen melodien entschwirren einem synthesizer und zelebrieren den leichtfüßigen musikalischen popappeal von summer camp.
‘ run away ‘ ist ebenfalls ein besonders zarter und hübscher moment auf dem album. abseits davon und unabhängig der echo-geladenen synths der achziger jahre, ist auf ‘ bad love ‘ nicht mehr viel geboten. das problem ist aber keinesfalls mangelnder einfallsreichtum, vielmehr quetschen summer camp viel zu viele ideen in ihre neuen songs und hätten besser daran getan, einiges davon zu streichen und für später aufzuheben. textlich ist es dagegen ein album rund um die lieben beziehungen mit den mitmenschen. “this is real in the way that a dream feels” oder “i think sometimes you cradle that empty hole in your heart” könnte als aufzählung der zitierfähigen texte endlos so weitergehen.
‘ bad love ‘ ist letztlich ein überangebot an kreationen für zahlreiche weitere alben und auch wenn es dieses mal noch zu viel des guten war – summer camp werden ihren weg finden.
(oh fancy)

10 Fakten zum neuen Album von Florence + The Machine : 1. Studioalbum Nummer 3, dazu 2 Live-Alben, 4 EPs und 21 ...
























10 Fakten zum neuen Album von Florence + The Machine:

1. Studioalbum Nummer 3, dazu 2 Live-Alben, 4 EPs und 21 Singles - doch erstmals fehlt auf einem Plattencover von Florence Welch der Zusatz "+ The Machine". "How Big, How Blue, How Beautiful" erscheint fast vier Jahre nach "Ceremonials" und hat 11 neue Songs zu bieten. 

2. "How Big, How Blue, How Beautiful" entpuppt sich recht schnell als ein Glücksfall für Bonus-Track-Jäger und Sammler, denn 6 weitere Titel und 2 Demo-Versionen gilt es aufzuspüren: "As Far As I Could Get" (Vinyl Box), "Pure Feeling" und "Conductor" (Target Bonus) sowie "Hiding", "Make Up Your Mind", Which Witch", "Third Eye (Demo)" und "How Big, How Blue, How Beautiful (Demo)" auf der Deluxe Edition. 




3. Die lange Wartezeit ist u.a. mit einem Jahr Auszeit zu erklären, dass sich Florence Welsh gönnte: "There's a big 'take a year off' plan. The record company have put no pressure on me for the next album. They've said I can have as long as I want." In einem Interview berichtet sie von "a bit of a nervous breakdown" und den Auswirkungen auf das neue Album: "It was a really vulnerable time for me when we first started making the record and because of that it's the most personal record I've ever made." Vielleicht erklärt sich auch so der fehlende Bandzusatz auf dem Plattencover.


„Ship To Wreck“ ist mit akustischer Gitarre, Rasseln und kaum zu überbietender Eingängigkeit so beeindruckend wie klassisch aufgebaut. Das wütende „What Kind Of Man“ beherbergt E-Gitarren, Fanfaren und eine sehr präsente Bassdrum, „Third Eye“ gar einen ABBA-Moment. Der Titeltrack mit seinem Interlude-Intro und den Trompeten wäre auch ein guter Opener sowie Schlussakzent gewesen. Und es stimmt: Von Wasser singt Florence kaum noch. Dass es stattdessen naturgemäß um Liebe, Beziehungsstress und andere Verwirrungen geht – geschenkt. „Maybe I was more comfortable in chaos“ heißt es in „St. Jude“, und das trifft den Kern- und einzigen Kritikpunkt doch recht gut: Früher war Florence ergreifender, ja langlebiger. Heute bleibt ein Beigeschmack von Gefälligkeit. Produziert hat nicht mehr Paul Epworth, sondern Marcus Dravs, der schon Björk und Arcade Fire den letzten Schliff Erhabenheit verpasste. Eine Credit-Fußnote, die beweist, dass Florence bei aller Introspektive weder den Song noch ihr Publikum aus den Augen verliert. Und überhaupt: Wer im Popzirkus allein mit seiner Musik und seiner bloßen Existenz solch eine Aura und Momente des Innehaltens und der Entschleunigung schaffen kann, hat die Headliner-Slots auf den größten diesjährigen Festivals verdient.
(Musikexpress)


4. Florence Welsh wählte Markus Dravs (Arcade Fire, Mumford & Sons) als Produzenten aus, da er Björks "Homogenic" (1997) produziert hatte: "I felt he had that balance of organic and electronic capabilities, managing those two worlds. And, you know, he's good with big sounds. And I like big sounds. And he's good with trumpets, and I knew I wanted a brass section on this record. With Markus, I wanted to make something that was big but that had a gentleness to it, that had a warmth, that was rooted. I think that's why we went back more to the live instruments. Something that was band-led almost."

5. Obwohl Markus Dravs ihr untersagt hatte nach "Ceremonials" weitere Songs über das Thema Wasser zuschreiben, schaffte es "Ship To Wreck" als Opener dennoch aufs Album. Der letzte Song der Platte, "Mother", wurde als einziger übrigens nicht von Dravs produziert, sondern von Paul Epworth (U2, Adele, Maximo Park, Bloc Party). 




6. Zahlreiche Songs entstanden in Zusammenarbeit mit anderen Songwritern, wie Kid Harpoon, John Hill oder James Ford von Simian. Für die Arrangements der Bläser zeichnet sich Will Gregory von Goldfrapp aus. "The trumpets at the end of that song —that's what love feels like to me: an endless brass section that goes off into space. And it takes you with it. You're so up there. And that's what music feels like to me. You want it just to pour out endlessly, and it's the most amazing feeling," sagt Florence Welch. Hier ist der angesprochene Titelsong:




7. Die Singles: Seit Februar wurden mit "What Kind Of Man", "St Jude", "Ship To Wreck" und "Delilah" bereits vier Singles veröffentlicht. An die Erfolge von "You've Got To Love" (#5) oder "Spectrum" (#1) konnten sie nicht heranreichen und verzeichneten Platz 37 als höchste Positionierung in den englischen Charts.

8. Die Videos: Sie wurden jeweils von Vincent Haycock gedreht und von Ryan Heffington choreografiert. Der Clip zu "St Jude" schließt sich an den von "What Kind Of Man" an. Das Video zu "Ship To Wreck" wurde im Haus von Florence Welch gedreht. 




9. Die Kritiken: Der Metascore von Metacritic steht aktuell (bei 6 berücksichtigten Reviews) bei 74/100 Punkten.

Overflowing with stately songwriting and lyrical craftsmanship, How Big, How Blue, How Beautiful makes for a restrained but joyful return, and a collection that will last long after Welch’s broken bones are mended. (NME)

On How Big How Blue How Beautiful, Welch refines a successful formula in a way that plays to her strengths without it being too familiar. Despite trying out new things, the songs remain huge – the kind of power that is only truly effective when pumped out to thousands of people in a field somewhere. It makes for her best album to date, with some of the catchiest hooks and melodies she’s ever conjured up. How brilliant. (musicOMH)


10. Das Live-Erlebnis: Möchte man Florence + The Machine live sehen, so ist dies in Deutschland bisher nur auf dem Hurricane bzw. Southside Festival möglich.


Die Ärzte sind "die beste Band der Welt" und Yachten sind "die größte Band Deutschlands" - zu...
























Die Ärzte sind "die beste Band der Welt" und Yachten sind "die größte Band Deutschlands" - zumindest nach eigenen Angaben und bei Yachten bezogen auf eine Durchschnittsgröße von 1,96 Metern. Ist ihr Album "Zweite Luft" denn auch groß, Joerg?

Yachten ist eine vierköpfige “Emo-Band“ (das stammt nicht von mir – das steht so im Presseinfo!)  aus Hamburg und beruft sich auf geografisch wie musikalisch nicht allzu weit entfernte Bands wie Turbostaat und die mittlerweile aufgelösten Escapado. 

Rezensenten haarscharf unterhalb der 40 lassen solche Referenzen erstmal beim gemütlichen Wiederkäuen einhalten und aufhorchen: Sind doch Musiker, an denen sich andere Musiker orientieren im Regelfall nicht nur merklich älter sondern auch inaktiver als die auf sie Verweisenden. Steht uns also ein unerwarteter Generationswechsel im Emo/Screamo/Punkrock Business bevor? Und wenn, ist das dann überhaupt wichtig? Und was sagen Turbostaat dazu? Aber dazu kommen wir später noch. 

Yachten auf jeden Fall liefern auf “Zweite Luft“ neun weitestgehend eingängige Stücke ab, mit denen die Band nicht uneindrucksvoll beweist, dass sie sich auf das gute alte laut-leise/unverzerrt-verzerrt -Spiel ebenso gut versteht, wie auf das Stricken emotionsbeladener Texte mit einer Claim-Dichte, für die man bei Jung von Matt vermutlich töten würde. Jeder Refrain ist ein wütender Ausbruchsversuch, der letztendlich wieder in einer verzweifelten Strophe mündet. Ein weiterer Aspekt, den Yachten verstanden und verinnerlicht haben: Es gibt kein Happy End. 

Am Ende kommt die Band dann zwar doch noch nicht ganz an den Bilderreichtum und die packenden Momente ihrer Flensburger Vorbilder heran, bewegt sich aber trotzdem sicher auf dem abgesteckten Screamo-Terrain. Das Ergebnis ist wenig überraschend, dabei aber immer solide, mitreißend und vor allen Dingen angenehm unprollig.  

Die Produktion von “Zweite Luft“ schafft es, den schmalen Grat zwischen Druck und Dynamik nicht zu überschreiten. Keine zu Tode komprimierten Drums, keine zwölffach gedoppelten Gitarren. Mit höchster Wahrscheinlichkeit klingt die Band live genau so gut, wie auf dieser Platte. 

Fazit: Wenn er denn ansteht, der Generationswechsel, dann braucht man sich mit jungen Bands wie Yachten nicht davor zu fürchten. 

Und Turbostaat... ja... was machen die eigentlich gerade? 




Yachten live:

29.05.15 Hamburg, Kleiner Donner
05.06.15 Halle, Reil 78
06.06.15 Osnabrück, SubstAnZ
12.06.15 Hannover, Lux
13.06.15 Erfurt, Engelsburg

So sehr ich das erste The Killers Album mochte, weder die Killers noch Brandon Flowers zeigten bislang Tendenzen, e...






















So sehr ich das erste The Killers Album mochte, weder die Killers noch Brandon Flowers zeigten bislang Tendenzen, erneut in diese Richtung zu musizieren. So reiht sich eine lange Kette enttäuschender Killers Platten aneinander. Und als Tiefpunkt kam dann 2010 mit “Flamingo” Brandon Flowers’ erstes Solo-Album heraus. 

Entsprechend niedrig waren meine Erwartungen an den Nachfolger “The desired effect”. Doch spätestens mit dem dritten Song  des Albums stellte ich mein Vorurteil in Frage: Nicht dass ich grundsätzlich finde, dass “Smalltown boy” gesampelt gehört, aber bei “I can change” funktioniert das schon ganz schön gut. Allein dieser Song und “Lonely town” machen “The desired effect” zu einem hörenswerten Album. Einige Songs gehen souverän am Totalausfall vorbei, so dass “The desired effect” durchaus als gutes Killers/Flowers Album durchgeht. So haben sich auch die zahlreichen Gäste durch ihren Beitrag nicht blamiert: Danielle Haim, Neil Tennant, Bruce Hornsby u. v. a. m..

Mit ‘The Desired Effect’ legt Brandon Flowers sein ultimatives Statement zum Pop der Achtziger Jahre ab und scheut sich nicht davor, auch gleich mit einem Bronski Beat-Sample im Track ‘I Can Change’ um die Ecke zu biegen. Die Pet Shop Boys sind auch nicht weit vom Sound der Platte weg und generell muss Flowers zugutehalten werden, dass wenn er was macht, es wirklich auf ganzer Linie durchzieht. Mehr Pop geht nicht und natürlich wird diese ordentliche Portion, die die Songs hiervon bereithalten, einige verschrecken – um nicht zu sagen: Die Killers-Fürsprecher der ersten Stunde vollends verwirren.

“Lonely town”:


Brandon Flowers live auf deutschen Bühnen:
  • 31.05. Berlin
  • 03.06. Köln

Am Wochenende sah ich Archive noch live beim Maifeld Derby und fast zeitgleich flatterte der dritte Longplayer von...
























Am Wochenende sah ich Archive noch live beim Maifeld Derby und fast zeitgleich flatterte der dritte Longplayer von Birdpen ins Haus. Den Zusammenhang muss man Fans von Archive sicherlich nicht erklären, denn sie wissen, dass Dave Pen beiden Projekten seine Stimme leiht und werden sich dieses Jahr sicherlich nicht nur "Restriction", sondern auch "In The Company Of Imaginary Friends" gönnen.

Zumindest, wenn sie sich Archive ohne weiblichen Gesang, mit weniger Tempo und nicht so dominierenden Beats vorstellen können. Auf 11 Songs mäandern Birdpen durch getragenen, düsternen Indierock, der sich gelegentlich, wie im fast 10-minütigen, epischen "No Place Like Drone" viel Zeit nimmt und sich an den cineastischen Soundlandschaften ergötzt. Auf dem letzten Album von Pink Floyd gab es so etwas leider nicht zu hören. Songs wie "Alive" oder "Equal Parts Hope And Dread" verhindern mit ihren aufbrausenden Gitarren, dass es zu somnambul wird ("Cell Song") und lassen Birdpen auch zu einer Alternative für Fans des progressiven Rocks werden.  

"In The Company Of Imaginary Friends" wurde über PledgeMusic finanziert und ist nach “On/Off/Safety/Danger” (2009) und “Global Lows” (2012) bereits das dritte Album von Birdpen, bei denen  Mike Bird die erste Hälfte des Bandnamens beisteuert. 


Der Opener „Like A Mountain“ führt uns minutenlang instrumental in die Klangwelt ein, bevor überhaupt das erste Mal Gesang zu hören ist. Geprägt wird der Klang der Briten durch viele Soundflächen, Backgroundchöre in verhallten Räumen und traurig-getragenen Vocals, gemischt mit einigen Elektro-Einflüssen. Damit bewegen sie sich vorsichtig ein wenig in der Nähe von Dave Pens Hauptband Archive und wenn das Tempo und der Beat etwas in Richtung Indie-Rock angezogen werden, geht der Blick rüber zu British Sea Power. Das finale „Equal Parts Hope And Dread“ klingt dann wie die psychedelische Mischung einer Post-Rock-Band, die einen U2 Song spielt. Insgesamt lassen Birdpen so eine Mischung aus Art-Rock und Electro-Pop, der interessante Arrangements und Ideen für den aufgeschlossenen Hörer bereithält.
(Plattenladentipps)




Zwar klingt deren drittes Album »In The Company Of Imaginary Friends« softer, harte Gitarren fehlen völlig, aber die starke, herausgestellte Atmosphäre von dunkler Gedankenverlorenheit ist durchaus vergleichbar. Aufsehenerregende Elemente besitzt das Album erwartungsgemäß nicht, stattdessen schaffen Birdpen eine Stimmung von vollumfassendem, zeitweise etwas theatralischem Shoegazing, das manchmal in Richtung eines elektrifizierten Chris Isaak, manchmal in Richtung Sigur Rós schielt: Hier gibt es keine Hits, dafür aber Musik, die versucht, Emotionen mit abstrakter Wahrheit auszumalen.
(intro)

10 Fakten zum neuen Album von The Vaccines : 1. Justin Hayward-Young (Gesang, Gitarre), Freddie Cowan (Gitarre...
























10 Fakten zum neuen Album von The Vaccines:

1. Justin Hayward-Young (Gesang, Gitarre), Freddie Cowan (Gitarre), Árni Árnason (Bass) und Pete Robertson (Schlagzeug) ließen sich erstmals richtig Zeit für ihr Album, denn lagen zwischen "What Did You Expect From The Vaccines?" und "Come Of Age" nur 18 Monate, so mussten die Fans nun 32 Monate auf "English Graffiti" warten.

2. Zwischendurch waren The Vaccines aber nicht untätig und veröffentlichten im Sommer 2013 die "Melody Calling" EP, deren 3 neue Titel sich nicht auf dem neuen Album wieder finden.

3. Glaubt man Metacritic, die Plattenkritiken sammeln und aus deren Bewertungen einen durchschnittlichen Metascore berechnen, so ist "English Graffiti" das beste Album von The Vaccines. "What Did You Expect From The Vaccines?" (2011) wird mit 67/100 Punkten gelistet und "Come Of Age" (2012) mit 66/100. Das aktuelle Album steht bei 79/100 Punkten, aber auch erst vier berücksichtigten Bewertungen.


If lead single ‘Handsome’ (or what The Vaccines might sound like if they guest-starred on an episode of Scooby Doo) didn’t make it sufficiently clear, their third record is all over the map. This isn’t quite the same band you remember and it may not even be the band they ultimately become, but it’s the one that works best right now. 
Even when ‘English Graffiti’ sounds like The Vaccines, it’s a kitschier, more colourful, hyper-stylised version. ’20/20’ feeds bits and pieces from The Jam, The Beach Boys and Teenage Fanclub through Dave Fridmann’s sonic wheelhouse, with The Flaming Lips producer given far greater license to colour outside the lines than either of his predecessors (Dan Grech on 2011 debut ‘What Did You Expect From The Vaccines?’ and Ethan Johns on 2012’s ‘Come Of Age’), who seemed content to let them plug in and play. He outdoes himself further on ‘Dream Lover’ by making Freddie Cowan’s five-note guitar riff sound like a lumbering Godzilla coming into view against a backdrop of red skies, wailing sirens and B-movie synths. The result is possibly the best - and certainly the biggest - thing they’ve ever recorded. 
(NME)


4. Als Produzenten verpflichten The Vaccines Dave Fridman, da sich nicht nur generell dessen Arbeit schätzen (The Flaming Lips, MGMT, Mercury Rev, Weezer), sondern gezielt den Sound von Sleater Kinneys "The Woods" nacheifern wollten. 

5. Als Co-Produzent war in Fridmans Sudio in New York Cole M. Greif-Neill tätig, der zuvor bereits mit Künstlern wie Beck, Juia Holter oder Ariel Pink's Haunted Graffiti, bei denen er auch Mitglied war, arbeitete.

6. "Handsome" wurde als erste Single ausgewählt und Anfang März veröffentlicht. Auf der B-Seite befindet sich "Handsome (Reimagined)", der Dave Fridman Edit des gleichen Songs. Das vom kanadischen Regisseur Gerson Aguerri gedrehte Video sieht so aus: 




7. Während sich zuvor die ersten Singles aus den Alben der Vaccines in den 30er Rängen der britischen Charts tummelten ("Post Break-Up Sex" #32, "If You Wanna" #35, "No Hope" #37, "Teenage Icon" #39), kam "Handsome" nur auf Platz 74. 

8. "Dream Lover" soll im Mai als zweite Single folgen. Dazu Sänger Justin Hayward-Young: "I think that's the biggest song we've ever written. It's like a monster to me in my head."


Die Vaccines schießen auch heute noch gerne über das Ziel hinaus, tragen in manchen Momenten ein wenig zu dick auf und sind auch keine Kostverächter, wenn es darum geht, sich hier und da ein originelles Zitat auszuleihen. Doch ihr ungestümes Drängeln führt im Fall von Songs wie dem Opener „Handsome“ oder dem am Noise-Pop der 80er-Jahre geschulten Titel „20/20“ oft zu den schönsten Ergebnissen. Und auch wenn einmal nicht alle Regler auf Anschlag stehen, wie zum Beispiel bei der entzückenden Midtempo-Ballade „(All Afternoon) In Love“, widersteht die Band um Sänger und Gitarrist Justin Young erfolgreich der Versuchung, es sich zu gemütlich zu machen. (...)
Aus 50 fertigen Songs, die der Band zur Auswahl standen, haben es am Ende gerade mal elf Nummern auf English Graffiti geschafft, was für einen harten und kompromisslosen Ausleseprozess spricht. Entsprechend wenige Ausfälle gibt es auf dem Album zu vermelden, mit dem es den Vaccines trotz ihrer fortgeschrittenen Zitierkunst gelungen ist, eine Punktlandung im Hier und Jetzt hinzulegen.
(Musikexpress)


9. Den Titelsong sucht man auf "English Graffiti" vergeblich. Er befindet sich nur auf der Deluxe Edition des Albums. Letztendlich schafften es 11 der angeblich 50 Songs auf das Album, das 35 Minuten läuft.

10. Die Deluxe Ausgabe hat neben dem Titelsong noch zwei weitere neue Lieder ("Stranger" und "Miracle") sowie 4 unter dem Reimagined-Zeichen stehende Songs des Albums zu bieten. 


Alles neu macht der Mai. Das Sprichwort könnte gut zu Stéphanie Sokolinskis neuem Album passen – wenn es nicht bereits im Februar erschien...



Alles neu macht der Mai. Das Sprichwort könnte gut zu Stéphanie Sokolinskis neuem Album passen – wenn es nicht bereits im Februar erschienen wäre. Dass es bei uns erst in diesem Monat besprochen wird, liegt allein an der Trägheit des Autors dieser Zeilen.

Alles neu also bei SoKo. Fast zumindest. Herrschten beim Vorgängeralbum noch ruhige Gitarrenparts und Stéphanies brüchige Stimme vor, klingt ihr aktuelles Album wie der Soundtrack zu einem 80er Jahre Coming Of Age-Film, dessen Protagonistin, ein Goth-Mädchen, gegen die fiese High School-Welt rebelliert und auf der Suche nach ein wenig Nestwärme ist. Pretty in Black sozusagen. Die Melancholie in ihren Songs hat sich SoKo allerdings meistens behalten.

Soko steuert ihr Album genau dorthin, wo sie sich in puncto Inspiration am wohlsten fühlt: mitten in den Achtziger. Und so stehen gewohnt balladesken Atmo-Perlen wie "I Come In Peace", "Bad Poetry" oder dem mystischen Ariel Pink-Duett "Lovetrap" rotzfreche Pop-meets-Goth-meets-Punk-Stücke zur Seite, die sich vor einer Vielzahl von mittlerweile über 30 Jahre alten Großtaten aus dem Synthie-Punk-Genre nicht zu verstecken brauchen. (laut.de)



There seems to be a big debt of gratitude to The Cure, and early to mid ’80s alternative rock in general, on My Dreams Dictate My Reality – in fact, so gloomy and claustrophobic does it become at times that you fully expect Robert Smith to hove into view. The reverb-heavy guitar that introduces opening track I Come In Peace becomes a familar staple through the album, and it’s a sound that suits Soko’s voice. It’s the title track that really ramps up the Cure comparisons though: the sombre, gothic atmosphere of the track making it sound for all the world like an out-take from Disintegration. (musicomh.com)



Und wenn hier schon The Cure erwähnt werden: Produziert wurde das Album von Ross Robinson, der unter anderem auch für das Album 'The Cure' aus dem Jahr 2004 an den Reglern saß. Aber das ist nur eine Fußnote.

Tourdaten (ohne Gewähr):
12. Juli Berlin (Gretchen)

Deutsches Pop- Fräuleinwunder (III) Strategisches Marketing nennt man das wohl, wenn ein neues Album von Lena, G...
























Deutsches Pop-Fräuleinwunder (III)

Strategisches Marketing nennt man das wohl, wenn ein neues Album von Lena, Gewinnerin des ESC 2010, kurz vor dem alljährlichen Eurovision Song Contest veröffentlicht wird. Diese Idee hatten ihre Manager jedoch nicht exklusiv: Auch Conchita Wurst, amtierende ESC-Queen, und Ann Sophie, Deutschlands Vertreterin 2015, die nach dem Vorentscheid hier nur wieder gewinnen kann, wenn der Sieger erneut zurücktritt (und das dann mindestens 19 mal), brachten soeben neue Alben heraus. Und vielleicht haben ja auch Johnny Logan, Lordi und Dana International neue Platten draußen! Wer weiß oder besser: Wer will es wissen?

Zurück zu Lena, die heute ihren 24. Geburtstag feiert, und uns mit "Crystal Sky" nicht wirklich beschenkte. Die Vorab-Single "Traffic Light" tendiert noch in Richtung des Vorgängers "Stardust" (2012). Doch über die Vielzahl der 14 Songs des Fräuleins darf man sich wundern, denn wo ist der charmante Pop mit Indie- und Schwedeneinschlag des Vorgängers geblieben? Statt dessen gibt es glatt polierten, elektronischen, basslastigen und tanzbaren Pop. Hier ein wenig Dubstep ("Invisible"), dort die offensichtlich unvermeidbaren Stimmeffekte ("4 Sleeps") und Sprechgesang-Einlagen ("Catapult") und die schmachtende Ballade ("Sleep Now", "Home") wurde auch nicht vergessen. Da haben die zahlreichen internationalen Songwriter und Produzenten ganze Arbeit geleistet. "Crystal Sky" ist, kurz zusammengefasst, austauschbar und belanglos. 
Ist das nun Lena oder Ellie Goulding, darf man sich zukünftig fragen, wenn ein Song von "Crystal Sky" im Radio läuft. Die Antwort lautet: eigentlich vollkommen egal.    




14 Songs hat Lena mit namhaften Produzenten und Songschreibern wie Jonny Coffer und Kat Vinter aufgenommen. Zugespitzt ausgedrückt: Sie hat einen Song 14 Mal eingespielt, von "The Girl" bis "Home" klingt alles verwechselbar. Der Sound ist ein Amalgam aus elektronischen, basslastigen, experimentellen und tanzbaren Versatzstücken. Über den Clubsounds, Dubstep-Elementen und computergenerierten Retroeffekten liegt eine Stimme wie auf Helium. Viele Songs, sagt Lena, kommen "aus meiner Seele heraus und entsprechen dem, was ich gerade fühle". Warum klingt "Crystal Sky" dann nur so seelenlos, kalkuliert und künstlich?
Auf ein Stück wie "Taken By A Stranger" (2011) wartet man vergeblich. Von Gefahr war in dem melodielosen, aus elektronischen Klangbausteinen raffiniert konstruierten Song die Rede - und von Verführung. Das Lied von Stefan Raab und Reinhard Schaub erzählte eine spannende, anspielungsreiche Geschichte. Lenas "Crystal Sky" ist leer und ohne Leben.
(Kölnische Rundschau)


Was beim Hören von "Liquid Sky" zuerst auffällt, ist die veränderte Stimme. Diese wird diesmal in ein Meer von Hall und verdoppelten Spuren gebettet, was sich negativer anhört, als es gemeint ist. Natürlich schafft dieser voluminöse Sound auch eine gewisse Künstlichkeit und Distanz. Das ganze Album klingt sehr "produziert". Und doch erschließt sich mit jedem Song, den man hört, immer mehr ein stimmiges Gesamtbild.
Obwohl auf den 14 Songs von "Crystal Sky" mindestens ein halbes Dutzend Produzenten tätig war, ergibt sich ein durchgängiges Gefühl sanfter elektronischer Pop-Melancholie. Es handelt sich um ziemlich bombastischen, aber in den Melodien durchaus grazil geführten Mainstream-Pop. Verantwortlich zeichnen dafür Songwriter und Produzenten wie BIFCO (Ellie Goulding, Kylie Minogue), Jonny Coffer (Emili Sandé), Matty Benbrook (Faithless) oder Ryan Marrone (Lady Gaga). Und ihre Lena hat nichts Provinzielles oder "Nachgemachtes" mehr, sie steht vielmehr für einfachen State-Of-The-Art-Radiopop elektronischer Spielart.
Man kann dies mögen oder ablehnen, die Produktionsqualität ist aber kaum zu überhören. Es sind sogar einige recht gute Songs auf dem vierten Album der ESC-Siegerin von 2010 zu finden ("The Girl", "Keep On Living", "Catapult"). Lena distanziert sich von jenen Mitsing-Brettern aus ihrer Stefan-Raab-Periode. Wichtiger waren ihr Songs, die unter dem Glitzergewand eine schöne Sensibilität offenbaren. Eine Feinfühligkeit, die in den besten Momenten an die wunderbare englische 80er-Avantgarde-Popband Cocteau Twins erinnert.
(Mittelbayerische)


Schon im ersten Hördurchgang werden die Stärken und Schwächen von Lena Meyer-Landruts viertem Longplayer deutlich. Für eine Popproduktion gibt es wenig zu meckern: Hier gehts um modernen Electro-Pop mit ein wenig R'n'B und Neo-Soul-Einsprengseln, zielgerecht in ein (potentiell) international vermarktbares Soundkleid hinproduziert.
So international die Platte aber auch angelegt ist, so austauschbar klingt sie in einem Meer aus ähnlichen High-Gloss-Electro-Pop-Produktionen. Eine handwerklich perfekt durchgezogene und durchaus genießbare Auftragsarbeit und auch seitens Lena Meyer-Landrut ein durchaus nachvollziehbarer Schritt nach Vorne. Für ein wirklich in Erinnerung bleibendes und eigenständiges Werk fehlt es "Crystal Sky" aber doch etwas an Substanz. 
(laut)


Lena unterwegs:
21.10.2015 Berlin, Heimathafen Neuköln
22.10.2015 Hamburg, Gruenspan
23.10.2015 Leipzig, WERK2 - Halle D
25.10.2015 Stuttgart, Im Wizemann (Halle)
26.10.2015 Frankfurt, Batschkapp
27.10.2015 Köln, Gloria-Theater

Deutsches Pop- Fräuleinwunder (II) Mit " modern Soul-Pop with a touch of retro ", so die Selbsteinschä...
























Deutsches Pop-Fräuleinwunder (II)

Mit "modern Soul-Pop with a touch of retro", so die Selbsteinschätzung der Künstlerin, landete Leslie Clio vor zwei Jahren zwei Single-Hits und knapp vor den Top Ten der Albumcharts ("Gladys" kam auf Rang 11).

Mit modernem, Gutelaune-Pop zum Mitklatschen, -trällern und -tanzen und einem Touch von Soul, so die Einschätzung des Plattenrichters, feiert Leslie Clio nun ähnliche Erfolge: "Eureka" kam auf Platz 14 der Charts und die dazugehörige Single "My Heart Ain't That Broken" dudelt eben so oft aus dem Radio wie zuvor "Told You So" und "I Couldn't Care Less". Und würde sich dort "Be With You" nicht gut hinter "Shake It Off" von Taylor Swift oder "Girls Chase Boys" von Ingrid Michaelson machen? Und klingt "Damage Done" nicht wie eine Single von Sia (also eine, die nicht "Chandelier" ist)? Eben.
Für die internationale Feinpolitur auf "Eureka" sorgten als Produzenten Dimitri Tikovoi (Placebo, Goldfrapp, Sophie Ellis-Bextor) und Lasse Mårtén (Lykke Li, Johnossi, Franz Ferdinand).




Die Berlinerin, die mit ihrem Debüt GLADYS vor zwei Jahren auf der Retro-Soul-Welle mitschwamm, hat nun keine markante Wende hingelegt, aber konzentriert sich diesmal auf die Idee, mit der Motown einst das Musikgeschäft revolutionierte: den Soul weichzuspülen für ein weißes Publikum und damit in Mainstream-Pop zu verwandeln. Das gelingt Clio mit EUREKA tatsächlich, nur dass dieser Pop sich eben nicht an den aktuellen, im Computer gesetzten Hit-Standards orientiert, sondern eine ziemlich geschickte Simulation von handgemachter Musik aufführt. Dabei sind ein paar sehr flotte, aber auch nicht so wahnsinnig aufregende Songs entstanden.
(Musikexpress)


Clios Stimme hat immer noch Soul und paart sich weiterhin mit unkomplizierten Melodien. Doch könnte es sein, dass alles irgendwie poppiger geworden ist? Oder setzt die Blondine noch stärker auf ihren Retrosound? Es mag so oder anders sein – Hauptsache, die Füße bewegen sich. Im Video zur Vorabsingle "My heart ain't that broken" macht Clio es vor, in Leggings und rotem Pullover schüttelt sie ihren Liebeskummer so zauberhaft wie keine Zweite einfach ab und schließt musikalisch mit sanft geklimperten Klavier und Ohrwurmpotenzial da an, wo sie vor zwei Jahren aufgehört hat. Die Zeile "Love can be like magic, what we had was tragic" kommt ihr dabei so leicht von den Lippen, als würde sie von Katzenbabys erzählen.
Der Titelsong schlägt in die gleiche Kerbe. Zurückhaltende Beats und ein Saxophon dienen als Rahmen für Clio, die es sich offenbar zur Aufgabe gemacht hat, überall gute Laune zu versprühen und die Welt mit Konfetti zu schmücken. Doch der Rausch der ersten Minuten ist spätestens mit "Damage done" erloschen. "We used to be so in love, now you're just pissin' me off", dichtet die Hamburgerin sich mühsam zusammen und gibt dem Sprechgesang eine Chance. "Fuck what they told ya" kann noch ein letztes Mal mit Trompeten und sorgloser Clio punkten, danach heißt es: Popballaden über Popballaden. Jazzig verpackte Klänge bei "Falling to pieces", fehlplatzierte Geigen bei "Only a fool". Hätte das wirklich sein müssen? Oder ist es schier unmöglich, Herzschmerz ausschließlich in perfekt choreografierte Tänzeleien zu verpacken? Um das Gleichgewicht wieder herzustellen, muss man zum Glück nur zurück zum Anfang von "Eureka" – dass es dort mehr Spaß macht, steht außer Frage. In Zukunft bitte mehr davon.
(Plattentests)




Leslie Clio unterwegs:
25.05.15 Essen, Pfingst Open Air
26.05.15 Stuttgart, ClubCann
28.05.15 Berlin, Postbahnhof am Ostbahnhof
29.05.15 Hamburg, Mojo Club
30.05.15 Köln, Gebäude 9
31.05.15 Frankfurt, Zoom
02.06.15 München, Strom
04.06.15 Würzburg, Posthallen


Deutsches Pop-Fräuleinwunder (I) Mit jedem phantasievollen, schicken, stylischen Video wurde der Hype um Balbina...
























Deutsches Pop-Fräuleinwunder (I)

Mit jedem phantasievollen, schicken, stylischen Video wurde der Hype um Balbina größer. Der Spiegel war seit der "Nichtstun" EP im letzten Juni in erster Reihe mit dabei und lobt seither in schöner Regelmäßigkeit die in Warschau geborene, aber seit ihrer Kindheit in Berlin lebende Sängerin über den grünen Klee. Und mehr und mehr Medien stimmten in diesen Lobgesang mit ein. Kostproben gefällig?  


Wie eine in strahlend weißes Wischundweg-Papier gekleidete Zauberfee stupst Balbina mal den Teekessel, mal den Teddybär an, stöbert nach den Lagen unter der Lebenslage. So mancher Fleck, der dabei aufs Kleid gerät, geht auch mit Seife nicht wieder weg, so sehr sie auch schrubbt. Dann rüttelt sie an den trägen Vorhängen, dann schüttelt sie den Wecker, warum er denn so leise war: Jetzt hat sie schon ihr halbes Leben mit Sinnieren versonnen.
Macht nichts. Aus diesen Tag-Träumen ist jetzt immerhin das klügste und geschmackvollste deutsche Popalbum des Jahres geworden. Hat sich doch gelohnt, die ganze Grübelei.
(Spiegel)


Habe ich schon hinreichend zum Ausdruck gebracht, dass man vor dieser Kunst lediglich niederknien kann? Es gibt in der Musik unserer Sprache nichts sonst, was ihr gegenwärtig vergleichbar ist.
(Berliner Zeitung)


Was für eine Platte! Was für eine Stimme! Was für ein sonderbarer, fremder, berückend schöner Sound! „Über das Grübeln“ heißt das neue Album von Balbina und es ist die tollste Entdeckung seit langer Zeit im deutschen Pop. 
(Rolling Stone)






Balbina singt mit tiefer Stimme zu elektronischer Popmusik, die mal knisternder R&B ist und immer wieder ihre Affinität zur Berliner Hip Hop- und Rap-Szene, in der sie in den letzten Jahren in Erscheinung trat, an die Oberfläche sickern lässt. Doch im Mittelpunkt steht weniger die Musik als die Texte:


Balbina arbeitet dramaturgisch mit Sprache, zerdehnt und verbiegt ihre oft viel zu langen Sätze und Worte in die Musik, wie es sonst nur HipHop-Künstler tun - oder Gesangs-Enigmata wie Herbert Grönemeyer und Nina Hagen. Beide gehören nicht umsonst zu ihren Vorbildern.
(Spiegel)


Denn Balbina geht so individuell und charismatisch in ihren Texten und ihrem Gesang mit der deutschen Sprache um wie Grönemeyer in seinen besten Zeiten; auch ähnelt sie ihm in der sonderbar eleganten Un-Eleganz, mit der sie, was beim ersten Hören vielleicht unbeholfen und stotternd erscheint, zu geschmeidigen Wort- und Klangflüssen zu verbinden versteht.
(Berliner Zeitung)


So zart und berührend und zugleich so erregend abweisend und kühl kündet die Berliner Sängerin darauf von den kleinsten Dingen des Alltags und von den großen Problemen, die sich daraus ergeben. Sie singt von der unwiederbringlich verrinnenden Zeit, von dem „Wecker“, den sie überhört hat und wegen dem sie nun „für Jahre verschläft“. Sie singt von ihrer eigenen Apathie, vom Nichtstun und vom Sich-nicht-entscheiden-Können, aber dies mit der kraftvollsten Entschiedenheit. Sie singt davon, dass ihr nichts einfällt („Mir fällt nix ein“), übermalt die leere Fläche des Nichts aber mit den einfallsreichsten Bildern in den buntesten Farben. Sie bittet in „Nichtstun“ die Langeweile darum, sich zu beeilen mit dem Vergehen, und beschreibt derweil mit schön schläfriger Alt-Stimme ihre Gefühle beim Blick auf die eigene Reglosigkeit: „Ich staube hier nur ein/ Wie ein Stofftier auf einem Regal/ Alles ist egal.“
(Rolling Stone)






"Wenn aus dieser tollen Frau kein großer Star wird, gibt es für den deutschen Pop keine Hoffnung," befürchtet der Rolling Stone. "Über das Grübeln" erreichte in Deutschland Platz 47 der Charts. Hoffnung besteht aber noch, denn Balbina ist aktuell mit Herrn Grönemeyer auf Tournee, so dass vielleicht mehr Menschen auf Balbina aufmerksam werden. Als Anspieltipps würde ich "Nichtstun", "Goldfisch", "Mir fällt nix ein" und "Dicke Luft" empfehlen.


Balbina live (ohne Herbert Grönemeyer):
07.10.15 Köln, Studio 672
08.10.15 Essen, Zeche Carl
09.10.15 Hamburg, Prinzenbar
12.10.15 Berlin, Privatclub
13.10.15 Dresden, Scheune
14.10.15 München, Milla
15.10.15 Stuttgart, dasCANN
17.10.15 Zürich, Bar Rossi
19.10.15 Hannover, Lux


Bei 20.925.332 Aufrufen bei YouTube ist man zwar Klick-Millionär, als materiellen Gegenwert erhält ein Künstler da...
























Bei 20.925.332 Aufrufen bei YouTube ist man zwar Klick-Millionär, als materiellen Gegenwert erhält ein Künstler dafür vermutlich aber nur 2,50 €. Die Neuseeländerin Chelsea Nikkel, deren Bühnennamen Princess Chelsea lautet, könnte uns vermutlich genaueres erzählen, denn das Badetonnen-Video ihres Songs "The Cigarette Duet" hat in den letzten 4 Jahren die oben genannte Zahl an Aufrufen gesammelt.

Der Song befindet sich auf ihrem Debütalbum "Lil' Golden Book" (2011), dem mittlerweile "The Great Cybernetic Depression" nachgefolgt ist. Darauf befinden sich 10 Songs, die zwischen Synth-,  Kammer- und Dreampop oszillieren. Beim Hören fallen mit Flunk ("Is It All OK?") oder sanfte Klänge von Ladytron ("Too Many People") ein. Der tiefe Gesang von Jonathan Bree (wie auch auf "The Cigarette Duet") liefert einen schönen Kontrastpunkt und lässt mehrmals an Stephin Merritts The Magnetic Fields bzw. The 6ths denken ("We Are Strangers"). Auf "Winston Crying On The Bathroom Floor" darf auch Chelseas Katze Winston ihren Gesangsbeitrag leisten.

Die Einflüsse reichen von 70er Electronica und Kraftwerk über die Pet Shop Boys,  Eurythmics und Air sowie SciFi-Soundtracks bis hin zum Film "Die unendliche Geschichte". Princess Chelsea gibt uns hier also eher die Kindliche Kaiserin, deren Namen bekanntlich in Vergessenheit geraten ist. Ob er vielleicht Chelsea Nikkel lautete?




The Great Cybernetic Depression is awash with lush, expansive electronica sounds, lent added nuance by a darkly baroque flair, which draws upon her classical training. A significant space obsession is blended with wry, personal and sometimes mundane lyrics, creating a playful narrative on modern life delivered with deadpan drama.
"No Church on Sunday", the first single from the new album is an ambient stadium rock number with added fairy dust, it was written by a friend of hers Jamie-lee and deals with weird feelings after leaving a strict religious background. 'No Church On Sunday' was a radio hit in New Zealand (...).
(New Zealand Music Commission)


This may have many reference points in pop electronica from the synths (Kraftwerk if they were less glum, a quieter Pet Shop Boys but also slightly kitschy Seventies moog albums) and contemporary pop. But with piano, sometimes searing electric guitar and disconcerting psychedelic effects it also obliquely refers to Beatles-pop from that strangely off-kilter time between Sgt Peppers and The White Album.
Or on We Are Very Happy a synth part straight out of Kitaro before she floats in with her featherweight vocal, "Despite everything, I think I still love you . . ." It is a beautiful song about the price of betrayal and how the hurt can never be truly healed.
The theme of sadness in relationships is also explored on the equally moving When the World Turns Grey. Her gift to is in neatly sidestepping what could be shallow irony. Her songs and delivery are convincingly personal, even if they aren't.
She also sounds vocally stronger here than her live showing suggested, much more confident on material like the ineffably catchy No Church on Sunday and We Are Strangers which opens with distant Jonathan Bree (possibly, I only have a stream to work from) in baritone mode before she too comes at you from a long corridor like a spirit figure.
The album title alone tells you she's smart but she also doesn't banner it here in songs which simply seduce you with surfaces then pull you into a strange dreamlike world of her imagining.
And it's a psychedelic world where sometimes you hear a cat crying like a synth.
Or vice-versa. Which seems to be the way of the world for Princess Chelsea.
(Elsewhere)




Princess Chelsea in Deutschland:
31.05.15 Hamburg, Molotow
02.06.15 Berlin, Privat Club


Hui Weller! 56 Jahre alt, 24 Alben schwer (12 Solo und jeweils 6 mit The Jam und The Style Council) und kein bissc...
























Hui Weller! 56 Jahre alt, 24 Alben schwer (12 Solo und jeweils 6 mit The Jam und The Style Council) und kein bisschen leise. Man höre sich nur einmal an, was einem beim Opener "White Sky" aus den Lautsprechen entgegenschallt! "Has My Fire Really Gone Out?" fragte der Modfather 1993 und auch 22 Jahre später gibt es mit seinem neuen Album "Saturns Pattern" sich selbst und allen Zweiflern die richtige Antwort. 

Paul Weller rockt, groovt und packt in 9 Songs alles hinein, was ihn in den letzten Jahren musikalisch prägte und interessierte: R&B, blue-eyed Soul und Rock, der sich wahlweise die Vorsilben Psychdelic-, Kraut-, Space-, Brit- oder Blues- verdient. 

"In The Car..." dürfte den Menschen gefallen, die sich nach Wellers experimenteller Seite sehnen, wer den temporeichen, knackigen Rocker für das Live-Erlebnis sucht, wird bei "Long Time" fündig werden, "Going My Way" und "I'm Where I Should Be" können alle befriedigen, die sich einen weiteren Klassiker von Weller erhoffen, den man auch in Jahren noch wird mitsingen können, und mit "These City Streets" mündet ein Album von ihm endlich einmal wieder in einem epischen Song, der die 8-Minuten-Marke locker durchbricht.   

"Saturns Pattern" wurde von Jan "Stan" Kybert und Paul Weller selbst produziert und neben den Mitgliedern seiner Live-Band (Steve Cradock, Andy Crofts, Ben Gordelier und Steve Pilgrim) fanden sich auch Josh McClorey (The Strypes) und The Jam-Gründungsmitglied Steve Brookes im Studio ein. Wem die 9 Songs nicht ausreichen, der sollte zur Deluxe-Variante greifen, die das Repertoire um "(I'm A) Roadrunner" und "Dusk Til Dawn" sowie einen Remix von "White Sky" erweitert.




Schunkelnde Pianos, perlende Percussions, altertümliche Elektroeffekte und die Rückkehr zu einer Grooviness, die sich aus der Liebe zu R&B speist.
Mitunter klingen Weller und Band funky wie etwas von Brian Auger, in das ein fieses Gitarrensolo reingrätscht, bevor sich wieder der psychedelische blue-eyed Soul breitmacht, auf den sich Weller so wunderbar versteht. Mitunter sind sie eine swingende, die Wonnen der Natur preisende Yachtrock-Band.
Mitunter bricht sich aber auch Wellers Krautrock-Affinität Bahn, gleich im rumpeligen Opener – sehr energetisch, sehr enervierend. Oder in dem wüst daherstampfenden „In The Car“, featuring Megafon, elektronische Fiepser, Bottleneck-Rutschen. Dazwischen klassische, an The Jam erinnernde Songs wie „I’m Where I Should Be“, wo seine Stimme erhaben über präzisen Harmonien schwebt: „reach for the sky“ – warum auch nicht? Gibt ja sonst keine Grenze.
Manchmal will er zu viel in einem einzigen Song, was oft schiefgeht, hier aber das Acht-Minuten-Wunder „These City
Streets“ gebiert. Schönste Soul-Harmonien, dann setzt eine Hammond ein, ein psychedelisches Flattern, ein elektronischer Effekt, eine Ode an die Stadt und an die Liebe, ein urbaner Trip, der sich immer wieder hübsch verdaddelt und einzig durch einen weichen Bass und Wellers burschikos-britische Stimme gehalten wird, die einen Flow erzeugt, wie man ihn sonst eher von Curtis-Mayfield-Platten kennt oder von Lonnie Liston Smith.
Am Ende ändert der Track noch einmal die  Richtung, groovt sich neu ein, und Weller singt: „You still gotta way to go.“ Ja, bitte. 
(Rolling Stone)




Paul-Weller-Alben der jüngeren Vergangenheit changierten zwischen psychedelischen Stimmungen, Dub-infizierter Rhythmik und krautigen Repetitionen – Muster, die sich auch auf den neun Songs von Saturn’s Pattern wiederfinden. Und trotzdem gelingt es Weller nicht zuletzt aufgrund seiner ungebremsten Begeisterungsfähigkeit einmal mehr, sich neu zu erfinden. 2015 jongliert der modfather mit Genres wie Glam- oder Space-Rock und bricht zugleich mit ihren Konventionen, er lotet elektronische Klangspektren sowie die Möglichkeiten seiner Instrument- beziehungsweise Effektpalette aus, zeigt Ideen auf, nur um sie gleich wieder zu verwerfen. Er ist gewissermaßen lost im nach vorne blickenden Retro-space oder, wie der Künstler es in einem Songtitel selbstbewusst ausdrückt: »I’m Where I Should Be«.
Bands der (Prä-)Post-Punk-Ära wie This Heat oder The Pop Group brauchten ihrerzeit nur zwei oder drei Alben für die Verarbeitung ähnlicher Einflüsse – Weller macht daraus quasi eine Lebensabschnittsaufgabe unter dem immer noch gültigen und eher konventionellen Vorzeichen »Rock«. Doch das kann man ihm nicht verübeln, denn er schafft es, dabei stets die eigene Relevanz im temporalen Kontext zu reflektieren – und auch den eingangs erwähnten Aufruf zu beherzigen.
(Spex)

Freitag besuchte ich im Kölner Gloria das Konzert der Band Balthazar , das eigentlich bereits einige Tage früher h...
























Freitag besuchte ich im Kölner Gloria das Konzert der Band Balthazar, das eigentlich bereits einige Tage früher hätte stattfinden sollen, wegen Krankheit jedoch abgesagt werden musste. Als Vorband waren BRNS zuvor angekündigt, deren Album "Patine" bereits hier vorgestellt wurde, doch beim Nachholtermin hatten sie offensichtlich keine Zeit. Sehr schade, aber ich werde die Band dann in einer Woche beim Maifeld Derby sehen.

Aber Ersatz, und zwar guter, war schnell gefunden: Michael und David Champion sind zwei Brüder von der Isle of Wight, die ihren Nachnamen schnell zum Bandnamen umwandelten: Champs. "Vamala" lautet der Titel ihres zweiten Albums, das nur ein Jahr nach dem Debüt "Down Like God" erschienen ist.

Die beiden Champions spielen verträumten, leisen Folkpop, der sich sehr stark auf deren Harmoniegesang konzentriert, so dass Lennon/McCartney, Simon & Garfunkel, Fleet Foxes oder Beck mit seinem "Sea Change" Album sicherlich als Einflüsse genannt werden können, auch wenn einem bei Michaels hohem Gesang auch Robin Gibb und die Bee Gees in den Sinn kommen können. Der Zusammenarbeit mit dem französischen Produzenten Dimitri Tikovoi (Placebo, The Horrors, Sophie Ellis-Bextor, Charli XCX) ist es wohl zu verdanken, dass "Vamala" nicht komplett auf der Retro-Schiene läuft, sondern auch Einflüsse von Electronica und vermehrt Keyboard-Klänge zu vermelden hat.




These 12 tracks are more sure-footed, but the duo still sup from the same lyrical pool of loneliness, isolation and lovelorn despondency. Luckily, their musical compositions, informed by their idiosyncratic vocals and harmonies, are sunnier. They range from 1970s AOR piano ballads (Sophia) to acoustic folk (Forever Be Upstanding at the Door), but electronic undercurrents and drum machine beats heard on the title track are pervasive. The subsequent clash of genres isn’t quite seamless, ultimately giving the album an uneven tone. Any stylistic imbalance is easily overlooked, but maybe album number three will get it just right.
(Irish Times)


VAMALA possess a noticeable authenticity that appeals to us, and you can hear this quality shine through their song “3,000 Miles”. Although not overly complicated, the piece possesses a certain low-key style that could ease your mind on a particularly stressful day. The other new song that really stood out to us is the final one entitled “The Devil’s Carnival”. It deviates from their norm with its gloomy soundscapes and dim guitar plucks, but sanguine piano chords, too, provide enough hope to make the affair a rather inspiring ones. Additionally, we must make note of the unique vocals that narrate CHAMPS’ work and greatly contribute to their excellent style.
(Hillydilly)


Lead single Desire, Blood and the title track are at the more up-tempo end of their spectrum, while Running and Roll Me Out are more sparse and haunting.
Their dual vocals on the gentle Forever Be Upstanding At The Door are reminiscent of Simon & Garfunkel, while Send Me Down is just one example of their delightful harmonising.
If you like MGMT and Hot Chip, or, going further back in time, Fleetwood Mac, you’ll probably appreciate this gentle album, which is easy listening in its truest sense.
(Sunderland Echo)



Wächst The Tallest Man On Earth auf seinem aktuellen Album über sich hinaus? Zumindest wird der Schwede Kristian ...
























Wächst The Tallest Man On Earth auf seinem aktuellen Album über sich hinaus? Zumindest wird der Schwede Kristian Matsson auf nahezu jedem Titel von "Dark Bird Is Home" von einer kompletten Band begleitet, so dass der einsame Singer/Songwriter mit seiner Akustikgitarre nur noch partiell zu finden ist, etwa auf den ersten 3 Minuten des Titelsongs, der auch als zweite Single ausgewählt wurde und die zahlreichen Bob Dylan Vergleiche weiterhin rechtfertigt. Nach dem Hören von "Dark Bird Is Home" surren einem jedoch nun auch Namen wie Don Henley, Bruce Springsteen und Bruce Hornsby im Kopf herum. 

Ansonsten wird der schlichte Folk nun von Piano, Keyboards, Streichern, Bläsern und Schlagzeug verstärkt, wodurch die Gefahr der Monotonie nach zuvor drei Alben ("Shallow Grave", 2008, "The Wild Hunt", 2010, und "There's No Leaving Now", 2012) gebannt  wurde. Gleich zu Beginn des Albums fängt "Fields Of Our Home" an, sich durch langsam einfließende Keyboard-Klänge und anschwellenden Chorgesang aufzuplustern. Ein Zustand, der nahezu über den gesamten Verlauf der Platte beibehalten wird. Verloren werden damit ein wenig die intimen Momente, aber The Tallest Man On Earth strebt, so lassen es die ausgewählten Konzertorte  vermuten, offensichtlich auch nach Größerem. Den passenden Sound dazu hat er nun.

The Tallest Man On Earth spielt neben dem Roskilde Festival zuvor auch beim Best Kept Secret, Hurricane und Southside Festival. Im Herbst folgen weitere Konzerte:

12.10.15 Köln, E-Werk
13.10.15 Berlin, Huxleys neue Welt
14.10.15 Wien, Arena
16.10.15 Zürich, Volkshaus
  



Beginning with “Fields of Our Home,” a modest guitar strum ditty is accompanied by Matsson’s more steadied vocals, then slowly, methodically, horns, piano, keys, synthesizers, and shadowy vocal harmonies join the tune. It’s a subtle introduction into the more experimental woodshed the Tallest Man now finds his creative armaments hiding. By the second track, “Darkness of the Dream,” a full rhythm section, piano and various other stringed accouterments have joined the party, and Matsson’s suddenly crafted himself a hymnal of angelic-sounding acoustic pop.
Deftness of that wizardly fingerpicking rumbles in reverb-filled resonance on “Singers,” a classic Tallest Man track if there is one on Dark Bird, pecking out melodic acoustic guitar flurries with bassoon and strings. Matsson’s lyrics opine the plight of the songsmith, as he sings, “Guess we’re only in beginnings of our silence to return/I rise above it and I feel a little lighter/Guess we’re always in destruction of the little things we’d learn/But we’re only gone like singers.” Here, the opaqueness of the theme accentuates its darkness. Even buried as it is in a more vibrant soundscape of an album, Dark Bird is a devastatingly personal listen, much more so than his stripped-down efforts.
If Side A is the coming to terms with the darkness, Side B is Matsson confronting and attempting to overcome, his dark bird making that final turn toward the safety of home. “Sagres” is a gorgeously arranged pop song, lunging at understanding the demons, each verse a kind of plea for help, bookended by a sweeping retort of “come on, come on.” (...)
The beautifully plotted “Timothy” is another opportunity to gush at Matsson’s sudden affinities for radio-worthy folk-pop akin to the Decemberists before a return to the back porch pickin’ of “Beginners,” the On the Road-styled wanderlust romances of “Seventeen,” and the plaintive guitar/vocal bookend title track.
Of course, the grandiose nature of Dark Bird yearns for the perhaps hyperbolic assessments certain to be thrust upon it. Such is the plight of any poet: the inevitability of being misunderstood. One thing is for sure, though—as charismatic as Matsson’s Tallest Man on Earth has become over the last decade, he’s showing even more signs of timelessness as the fruits of his craft ripen.
(Paste Magazine)


Der NME verriet uns in seiner unermesslichen Weisheit kürzlich die 15 Songs, die wir in diesem Sommer überall auf ...
























Der NME verriet uns in seiner unermesslichen Weisheit kürzlich die 15 Songs, die wir in diesem Sommer überall auf Festivals hören werden. Neben The Maccabees ("Marks To Prove It"), Courtney Barnett ("Pedestrian At Best") und Florence + The Machine ("What Kind Of Man") auch vertreten: Unknown Mortal Orchestra mit "Can't Keep Checking My Phone". 

Adding a 70s funk strut to their perma-baked psychedelic jams, UMO mk III is made for sun-drenched afternoons (hey, we can hope) as the party’s just kicking off. Glitchy samples add an underlying dance element that means this’ll also sound as good at 3am as it does at 3pm.
(NME)

Ruban Nielson (Gesang, Gitarre), Jake Portrait (Bass) und Riley Geare (Schlagzeuger) entschieden sich jedoch für den Titelsong als erste Single und expandieren ihr Psychdelic Rock-Spektrum um jazzige Bläser, Disco-Rhythmen, eine gehörige Portion Funk & Soul und Synthie-Experimente. "Multi-Love" ist deutlich weniger vertrackt als dessen Vorgänger "II", melodischer geraten und dadurch tatsächlich mit mehr potenziellen Hit-Singles gesegnet. Man stelle sich eine Session von The Flaming Lips, Led Zepplin, Sly and the Family Stone und Captain Beefheart vor.

Und so feiert der NME das Album auch entsprechend in einer 9/10 Punkte-Bewertung ab:
After 'Multi-Love' comes 'Like Acid Rain', a two-minute carnival of thick drums (played by Kody, Nielson's brother and former bandmate in punk group The Mint Chicks), prodding bass and guitar pitched as high as the "La, la, la, la, yeah!" chorus. 'Ur Life One Night' has a similar spring in its step, with chopped vocals and a guitar solo made all the more dizzying by the synth jarring underneath. Most of the keys on the album come from vintage synthesizers Nielson reconfigured in his basement-studio. 'Can't Keep Checking My Phone' – a jittery anti-smartphone rant that opens with parping trumpet and references South American drink chicha – deploys them extravagantly, ending the opening sequence with a springy mesh of beats and electronics.
The trumpet – played by Nielson's father Chris, who worked with his sons in The Mint Chicks – adds gloss to 'Extreme Wealth And Casual Cruelty', a six-minute journey through strident guitar and urges to "abandon extreme wealth and casual cruelty." 
It forms a bridge from a lighthearted first half to a second portion that explores immigration and socially-conscious paranoia. 'The World Is Crowded' swaddles its titular warning in a ballad, but closer 'Puzzles' is harsher. Windows smash, guitars lurch from acoustic to Led Zep-loud and Nielson goes from singing "America, open up your door," to screaming "I don't want to solve your puzzles anymore." After seven disorientating minutes, it fades with Nielson's acoustic, a perversely simple conclusion to a dense, detailed and wildly engrossing album.




Allein der Titel “Can’t Keep Checking My Phone” sagt so viel aus, dass dem kaum mehr was hinzuzufügen ist. Lyrisch geht es also um das Einhergehen von Beziehungen und dem Zwischenmenschlichen. Musikalisch erfahren wir eine farbenfrohe Mischung aus verstaubten Synthesizern, mit Phasern versehenen Basslines und natürlich die eindringlich hoch präsente Stimme von Ruban Nielson. Direkt nach dem Betätigen des Play-Knopfes werden wir in eine rosapinke Wolke (yammi Zuckerwatte!) von experimentellen Sounds und durchdachten Akkordfolgen eingesogen.
Der Titeltrack “Multi-Love” bleibt eine der vielschichtigsten Kompositionen und bindet gemeinsam mit “The World is Crowded” und “Necessary Evil” meine persönlichen Favoriten des Albums. Wenngleich auch der Finisher “Puzzles” eine Erwähnung verdient hat. So aufwirbelnd das Album auch ist, findet “Multi-Love” hier ein buntes Ende und lässt das Unknown Mortal Orchestra bildlich als ersten über die Ziellinie treten. Die LP ist erwartend psychadelisch veranlagt, hat seine durchaus rockigen Passagen und Nielson reflektiert mit seinem Pathos Zerstörtes und Wiedergefundenes im Bezug zu vergangenen Romanzen.
(noisiv)


Unknown Mortal Orchestra in Deutschland:
26.05. Berlin, Kantine am Berghain
14.09. Hamburg, Übel und Gefährlich
15.09. Köln, Gebäude 9
16.09. Frankfurt, Zoom
17.09. Berlin, Lido

Den Namen Emile Haynie werden vermutlich die Wenigsten kennen, dennoch dürften die Meisten bereits Singles oder A...
























Den Namen Emile Haynie werden vermutlich die Wenigsten kennen, dennoch dürften die Meisten bereits Singles oder Alben gehört haben, die der 34-jährige produziert hat. Die Probe aufs Exempel gefällig? "Runaway" von Kanye West, "Locked Out Of Heaven" von Bruno Mars, "Summertime Sadness" oder "Born To Die" von Lana Del Rey, "Final Masquerade" von Linkin Park oder "Guts Over Fear" von Eminem? Dachte ich es mir doch!

Emile Haynie betreut Künstler, die in den unterschiedlichsten Genres, von Pop über Hip Hop bis hin zu Nu Metal, aktiv sind und überraschte Anfang des Jahres mit der Ankündigung eines Soloalbums. Für die Aufnahmen zog er von New York nach Los Angeles ins Chateau Marmont, durchforstete vermutlich sein reichhaltig gefülltes Adressbuch und setzte sich ans Telefon, um Freunde und bekannte Künstler ins Studio einzuladen. Es ist nicht bekannt, wie erfolgreich er beim Akquirieren war, aber die Liste der Gastsängerinnen und -sänger ist beachtlich: Brian Wilson, Andrew Wyatt (Miike Snow), Rufus Wainwright, Lana Del Rey, Charlotte Gainsbourg, DEvonté Hynes (Lightspeed Champion, Blood Orange), Nate Ruess (Fun), Colin Blunstone (The Zombies), Lykke Li, Romy Madley Croft (The xx), Randy Newman, Father John Misty, Julia Holter und irgendwen habe ich bestimmt vergessen aufzuzählen.

"We Fall" liefert folgende Erkenntnisse: 1.) Alben wie dieses, die zahlreiche verschieden Gaststars Revue passieren lassen, liefern - positiv formuliert - immer ein sehr vielschichtiges und abwechslungsreiches Bild. 2.) Emile Haynie ist sicherlich ein besserer Produzent als Komponist und ein besserer Komponist als Sänger. 3.) Bei der Auswahl der Singles ("Falling Apart", "Wait For Life") hat Haynie, der mit seinem Album eine Trennung zu verarbeiten sucht, ein glücklicheres Händchen bewiesen als beim Plattencover.

Das sagen die Kritiker zu den 11 Titeln auf "We Fall" und so klingen die beiden Singles:

Und so hatte Haynie beim Songwriting nicht nur seine Ex vor Augen, sondern auch die einzelnen Künstler ihre eigene Vision der Lieder. So klingt „We Fall“ meistens wie sein jeweiliger Interpret und wie eine raffinierte Zusammenstellung der besten Indiehits der letzten Jahre: Wenn Lana Del Rey in „Wait For Life“ haucht, klingt es wie ein Song der auch locker auf ihr Debüt gepasst hatte. Oder wenn Nate Ruess über den Marsch von „Fool Me Too“ singt, fühlt man sich sofort an seine Hauptband fun. erinnert. Fehlt eigentlich nur Jason Pierce von Spiritualized, dessen Hymne „Ladies And Gentleman, We Are Floating In Space“ im Abschlusssong eindeutig und absolut grandios zitiert wird. Ist doch super gelaufen. Aber wer nimmt jetzt die Ex in den Arm?
(Focus)




Er selbst singt dabei nur sehr selten – und wenn, dann eher charmant kratzig als gut. Dafür hat er eine unglaubliche Gäs teliste zusammengetragen. Holen Sie tief Luft und heißen Sie willkommen: Brian Wilson, Rufus Wainwright, Lana Del Rey, Charlotte Gainsbourg, Lykke Li, Randy Newman,  Father John Misty, Julia Holter, Nate Ruess und Colin Blunstone, die göttliche Stimme der Zombies. Entweder ist Haynie ein unglaublich netter Kerl oder ein genialer Erpresser. Auf jeden Fall ist er klug und talentiert genug, jedem Gast einen passenden Song auf den Leib zu schneidern.
Wenn Brian Wilson singt, dann an der richtigen Stelle, das Duett von Father John Misty und Julia Holter ist so zerschossen, dass es beiden Stimmen künstlerisch gerecht wird. Am Ende singt Haynie das Beziehungsdrama „The Other Side“ und zitiert dabei LADIES AND GENTLEMEN, WE ARE FLOATING IN SPACE, die große Heroin-und-Liebeskummer-Platte von Spiritualized. Diese Referenzen, diese vielen großen Namen – es ist kaum auszuhalten. Neid, Missgunst und Respekt.
(Musikexpress)




Natürlich gibt es bei diesem Staraufgebot auch einige schöne Momente. Die sind aber so selten, dass man bereits nach der Hälfte des Albums genug hat. Aber pünktlich nach dem Langeweile-Höhepunkt „A Kiss Goodbye“ ändert sich Stil und Laune für das hoffnungsvolles „Fool Me Too“. Das liegt vor allem an der etwas positiveren Grundstimmung, die von Sänger Nate Ruess perfekt in Szene gesetzt wird. Schön, geht doch.
Das darauf folgende „Nobody Believes You“ ist eine Reminiszenz an die 1960er-Band The Zombies, deren Sänger dann auch direkt ins Studio geladen wurde. Klingt dann auch schön nach früher. Und dann? Dann wird es wieder so dermaßen öde und belanglos, dass man fast schon ein bisschen Angst um die Pop-Musik der kommenden Jahre bekommen muss. Allerdings gibt Haynie die Erklärung zum schwachen „Come Find Me“ selbst: „Lykke Li kam zum Tee in mein Hotelzimmer, und ich sagte ihr nicht mal, dass ich gerne eine Aufnahme mit ihr machen würde. Stattdessen schrieb ich einfach schnell den Text auf und komponierte fünf Minuten bevor sie klopfte diese Melodie.“
Hauptsache wir sammeln so viele Namen und Musikrichtungen auf einem Album, wie irgendwie geht, scheint die Devise. Ich zitier derweil lieber einen bekannten Jutetaschen-Spruch: „Das kannst Du schon so machen, aber dann isses halt kacke.“ In diesem Sinne.
(Crazewire)